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capsensixx: „An der Schwelle zu einem Wachstumsschub“

09.08.2019 07:48 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

capsensixx-Vorstandschef Sven Ulbrich im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: capsensixx.

Mit capsensixx können viele Anleger bisher nicht viel anfangen. Vorstandschef Sven Ulbrich will dies ändern. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert er, wo capsensixx seine Schwerpunkte setzt. Er geht vor allem auf Coraixx ein. Bei dieser „Perle im Portfolio“ sieht er großes Potenzial. Mit einer neuen Kooperation können sich dort viele Türen öffnen. Das Thema Künstliche Intelligenz kommt in dem Interview ebenso zur Sprache wie die bisherige Kursentwicklung seit dem Börsengang. Mit dieser ist Ulbrich alles andere als glücklich, er hält den aktuellen Kurs für zu niedrig. Entsprechend gab es bei capsensixx zuletzt eine Reihe von Insiderkäufen.


www.4investors.de: Seit rund einem Jahr ist capsensixx an der Börse notiert. Doch vielen Anlegern dürfte ihr Unternehmen nichts sagen. Was machen sie?

Ulbrich:
Wir vereinen im Konzern zwei große Themen: Finanzen und Digitalisierung, wobei unsere Welt eine rein institutionelle ist. capsensixx strukturiert, verwaltet und managt für Kunden Finanzprodukte und Prozesse im Finanzbereich. Besonders bei unserer Tochter Coraixx spielt Digitalisierung dabei eine prägende Rolle, dort werden große Mengen von Finanzbelegen digitalisiert, analysiert und verarbeitet. Coraixx ist aktuell das Sahnehäubchen der capsensixx, der große Kuchen sind unsere Töchter Axxion, die Investmentfonds administriert und Oaklet, die Strukturen für institutionelle Finanzprodukte mit einem Schwerpunkt auf Anleihen und Alternative Investments aufsetzt. Wir vereinen im Konzern ein sehr hohes Maß an Expertise und Erfahrung sowohl im Finanzbereich als auch im Digitalbereich – und trotzdem wehren wir uns vehement gegen den Begriff Fintech, weil wir eben nicht die 99zigste App für den Privatanleger entwickeln.

www.4investors.de: Der Kurs von capsensixx hat sich seit dem IPO nicht gut entwickelt. Von 16 Euro ging es auf aktuell knapp unter 10 Euro hinab. Ist das Unternehmen auf diesem Niveau fair bewertet?

Ulbrich:
Würden wir 10 Euro für ein faires Kursniveau halten, hätten wir die Aktien zum IPO für 9 Euro platziert. Haben wir aber nicht, weil wir die Potenziale von capsensixx kennen und weil unsere Zahlen das auch belegen. Und genau deshalb werden bei capsensixx aktuell auch immer wieder Insiderkäufe gemeldet. Dass unsere Analysten den fairen Wert der Aktie derzeit bei 16 Euro sehen, bestätigt uns in unserer Einschätzung, dass unser Börsenkurs aktuell deutlich zu niedrig ist, denn wir sind in attraktiven Bereichen mit hohen Wachstumspotenzialen tätig, haben dort eine gute Marktstellung und capsensixx ist deutlich profitabel.

www.4investors.de: Bei Axxion lagen die Assets under Administration Ende 2018 bei 8,51 Milliarden Euro. Wird in diesem Jahr die Marke von 10 Milliarden Euro überwunden?

Ulbrich:
Die Entwicklung der Assets under Administration bei Axxion wird durch zwei Faktoren getrieben. Wichtig ist einerseits, inwieweit Vermögensverwalter und Family Offices für ihre Private Label Fonds Axxion als Fondsgesellschaft und Partner wählen. Aufgrund der Flexibilität, Kundenorientierung und attraktiven Angebote von Axxion haben wir hier viele neue Fonds gewonnen und diese Entwicklung setzt sich erfreulicherweise fort. Je mehr Fonds – desto besser für Axxion, so einfach ist das. Allerdings ist der zweite bestimmende Faktor der Assets under Administration die Volumenentwicklung dieser Fonds. Wenn die Kapitalmärkte freundlich sind, unterstützt dieser Effekt unseren bereits erwähnten Erfolg bei der Gewinnung neuer Kunden, sind die Kapitalmärkte hingegen schwach, dämpft das die Entwicklung der Assets. Das haben wir beispielsweise im 4. Quartal 2018 erlebt. Vor diesem Hintergrund tue ich mich schwer mit einer konkreten Prognose, wann Axxion die 10 Milliarden Euro bei den Assets unter Administration überspringen wird.

www.4investors.de: Sie setzen für die Zukunft stark auf Coraixx. In diese Beteiligung haben sie knapp 5 Millionen Euro aus dem IPO-Geld investiert. Was ist mit dem Geld geschehen?

Ulbrich:
Coraixx ist ein fortgeschrittenes Start up. Die Lösung zur Erfassung und Digitalisierung auch unstrukturierter Finanzbelege steht, funktioniert und hat deutliche Wettbewerbsvorteile. Auch ein erster sehr großer Kunde ist bereits da. Für das weitere Wachstum des Unternehmens und den großflächigen Roll out des Produkts brauchen wir Strukturen, zuallererst Personal. Sowohl im IT-Bereich aber auch für Administration und Vertrieb. Die Entwicklung eines Unternehmens vom aussichtsreichen Start up zum relevanten Player, vielleicht sogar zum Game Changer in seinem Bereich, kostet Geld. Das haben wir mit dem Börsengang eingesammelt. Und wir sind sehr glücklich, dass wir trotz der enormen Wettbewerbssituation auf dem Arbeitsmarkt gerade bei qualifizierten IT-Kräften unsere Mannschaft perfekt bis zur Plangröße aufstocken konnten. Wir haben einen Standort in Dresden eröffnet, der sich gut entwickelt, insofern kommen wir mit der Mittelverwendung planmäßig und gut voran.

www.4investors.de: Kürzlich haben sie eine Kooperation bei Coraixx gemeldet. Auch scheint ein Vertragsabschluss im Immobilienbereich nahe zu sein. Welche Impulse können davon ausgehen?

Ulbrich:
Diese Kooperation hat aus meiner Sicht ganz erhebliches Potenzial für die Entwicklung und die Geschäftszahlen von Coraixx. Wir stoßen die Tür auf, um bei Kunden aus dem Immobilienbereich Fuß zu fassen und einen ganzen Sektor zu adressieren. Wir haben mit einem IT-Unternehmen eine Vereinbarung geschlossen, wonach die Softwarelösung von Coraixx zur Erfassung und Digitalisierung von Finanzbelegen in die ERP-Software "cenith Real Estate" eingebunden wird. Es gibt unseres Wissens derzeit noch keine leistungsfähige betriebliche Standardsoftware für Immobilienunternehmen, aber der Bedarf ist nach unseren Recherchen riesig. Unsere Partner haben deshalb eine passgenaue Software entwickelt und Coraixx ist quasi Huckepack als wichtiges Modul mit dabei. Es hat sich auch bereits ein echtes Schwergewicht der Immobilienbranche für das ERP-System entschieden und es sieht ganz so aus, als wenn Coraixx auf diese Weise einen neuen großen Kunden gewinnt. Es juckt mich in den Fingern den Namen schon zu nennen, ich darf es aber noch nicht. Vor allem aber erhoffen wir uns eine Signalwirkung auf andere Unternehmen der Branche. Und der Vertrieb ist natürlich auch viel leichter, wenn man Teil eines attraktiven Packages ist und nicht selber jede Klinke putzen muss.

www.4investors.de: Laut Schätzungen der Bundesregierung gab es 2016 rund 32 Milliarden Papierrechnungen in Deutschland. Deren Bearbeitung kostete etwa 450 Milliarden Euro. Welche Einsparungen bringt es, wenn Coraixx mit seinem System solche Arbeiten erledigt?

Ulbrich:
Diese Zahl der Papierbelege ist unfassbar. Und die Erfassung und Verarbeitung eines Belegs kostet nach dem derzeit üblichen Vorgehen zwischen 5 Euro und mehr als 20 Euro. Da ist immer noch ganz viel Handarbeit im Spiel und je unstrukturierter und komplexer die Belege sind, desto fehleranfälliger ist das. Denken Sie beispielsweise nur an Rechnungen mit unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen, bei denen die Endsumme, die Rechnungsnummer und die Steuern nicht immer an einer ähnlichen Stelle aufgeführt werden. Oder die Rechnung enthält noch Zusatzinformationen, die für die weitere Kundenbeziehung wichtig sind und fallweise auch erfasst werden sollten. Coraixx kann solche Belege in sehr hoher Zahl sehr zuverlässig digital verarbeiten. Die Kosten für unseren Kunden lassen sich damit in etwa halbieren. Für das einzelne Unternehmen sind damit erhebliche Einsparungen zu erzielen und die volkswirtschaftliche Dimension wird klar, wenn ich die genannten 450 Milliarden Euro pro Jahr im Blick habe.

www.4investors.de: Was haben sie bei der Tochter noch in der Pipeline?

Ulbrich:
Wir sind jetzt dabei, große Kunden zu gewinnen und Marktanteile für uns zu erobern. Ich bin aber vorsichtig mit ganz konkreten Ankündigungen, obwohl wir in der Kundenanbahnung teilweise schon sehr weit sind. Man muss aber wissen, dass unsere Software mit Künstlicher Intelligenz immer schlauer wird und lernt, spezifische Belege immer besser zu verstehen und auszuwerten. Deshalb lassen wir uns von potenziellen Kunden große Belegmengen als „Lernfutter“ für die Coraixx Software liefern, damit sie dann optimal einsatzfähig ist. Das Lernen der Software dauert eine gewisse Zeit, oft noch länger dauert es aber, bis potenzielle Kunden in der Lage sind, uns die Belege zur Verfügung stellen zu können. Deshalb lässt sich nicht punktgenau vorhersagen, wann aus dem Interesse eines Unternehmens ein Vertrag wird und dann eine funktionierende Kundenbeziehung. Das zieht sich teilweise länger hin, als wir uns das wünschen, aber alles läuft in die richtige Richtung. Parallel hat Coraixx jetzt übrigens eine webbasierte Lösung entwickelt, die etwas kleinere Unternehmen adressiert und mit der Kunden vor allem viel schneller loslegen können. Der Launch dieser Lösung soll in den kommenden Wochen erfolgen.

www.4investors.de: Coraixx scheint somit ihr Impulsgeber zu werden. Mit welcher Wachstumsdynamik ist bei Coraixx in den kommenden Jahren zu rechnen?

Ulbrich:
Coraixx ist neu und jung. Das ist natürlich spannend, darüber darf man aber nicht vergessen, dass Axxion und Oaklet am Markt eingeführt, profitabel und sehr erfolgreich sind. Diese Mischung aus starken, erwachsenen Geschäftsmodellen einerseits und unserer jungen, wilden Coraixx andererseits macht vielleicht den besonderen Charme von capsensixx aus. Es ergibt sich so ein aus meiner Sicht sehr ausgewogenes Chance/Risiko-Profil. Bei Coraixx speziell erwarten wir in den kommenden Jahren schon ganz erhebliches Wachstum. Aus Coraixx kann etwas sehr Großes werden, aber natürlich muss unsere Softwarelösung auch am Markt wie von uns erwartet einschlagen – und dazu braucht es nicht nur ausgefeilte Technologie. Genau das meine ich aber mit ausgewogenem Chance/Risiko-Profil in der capsensixx-Gruppe, mit Axxion und Oaklet als breite, solide Basis, können wir das Wachstum von Coraixx mit ruhiger Hand forcieren.

www.4investors.de: Wäre auch ein IPO von Coraixx denkbar?

Ulbrich:
Die Frage kommt vielleicht etwas sehr früh. Zunächst ist unsere gesamte Kraft darauf ausgerichtet, Coraixx erfolgreich und groß zu machen. Nach mehr als einem Jahr der Vorbereitung stehen wir dabei nach meinem Empfinden an der Schwelle zu einem Wachstumsschub. Wir werden sehen, wie weit uns dieser trägt. Was der Kapitalmarkt jetzt von uns bei Coraixx erwartet, ist, dass wir liefern: Kunden gewinnen, Verträge abschließen, Märkte erobern, Umsätze steigern. Die Analysten haben Coraixx zum Börsengang von capsensixx fast überhaupt nicht mit in die Bewertung einfließen lassen. Erst müssen wir zeigen, dass wir hier eine weitere Perle im Portfolio haben, dann sehen wir weiter.

www.4investors.de: Welche Prognose gibt es bei capsensixx für 2019?

Ulbrich:
Kurz gesagt: Wir wollen im Konzern weiter wachsen beim Umsatz und beim bereinigten Gewinn. Die Erlöse möchten wir in allen Geschäftsbereichen steigern, prozentual bei Coraixx natürlich am stärksten, dafür werden bei Coraixx Wachstumsaufwendungen das Ergebnis noch temporär belasten. Qualitativ wollen wir unsere hohen Standards beibehalten und ausbauen, wollen innovativ sein und sehen unsere starken Kundenbeziehungen als wichtige Assets. Durch unsere Expertise bei Implementierung innovativer und nachgefragter Strukturen im Finanzbereich wollen wir mittelfristig weiter vom steigenden Bedarf an Multi Asset Lösungen und Strukturen bei alternativen Investments profitieren. Zugegeben, das klingt jetzt vielleicht etwas akademisch, eigentlich will ich sagen: Wir erwarten ein gutes Jahr für capsensixx und sehen uns auch mittel- bis langfristig bestens positioniert.

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