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EZB - Draghi: Signifikante Lockerung der Geldpolitik notwendig - Commerzbank Kolumne

26.07.2019 09:03 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

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EZB-Präsident Mario Draghi betonte in der gestrigen Sitzung, dass die geopolitischen Risiken und der Protektionismus den konjunkturellen Ausblick belasten. Der Ausblick für das verarbeitende Gewerbe trübt sich immer mehr ein. Dagegen stützen die hohe Beschäftigung und Lohnentwicklung den privaten Konsum. In diesem Umfeld sei eine expansive geldpolitische Haltung für längere Zeit notwendig. Die Notenbank sei bereit, alle geldpolitischen Instrumente anzupassen.

In diesem Zusammenhang hat der EZB-Rat die geldpolitischen Arbeitskreise der EZB damit beauftragt, Möglichkeiten zu prüfen, wie eine Änderung der Forward Guidance für den Leitzins, abmildernde Maßnahmen wie zum Beispiel die Einführung eines Staffelzinses für die Überschussreserven der Banken und die Möglichkeit eines neuen Wertpapierkaufprogramms, aussehen könnten. In der Vergangenheit folgte in der Regel solcher Arbeitsaufträge eine geldpolitische Entscheidung des EZB-Rates. Die Frage, ob über die Dimension einer Leitzinssenkung gesprochen wurde, verneinte Draghi. Allerdings betonte er, dass jede Maßnahme nur mit abmildernden Maßnahmen eingeführt werden soll.

Viele Marktteilnehmer hatten gestern mit einer Zinssenkung oder zumindest mit der Änderung der Forward Guidance gerechnet. Trotzdem führte die schlichte Ankündigung einer Anpassung der geldpolitischen Instrumente zunächst zum Rückgang der Renditen, zum Anstieg der Aktienkurse und einer Schwächung des Euro. Die Märkte drehten während der Pressekonferenz aber und die Stimmung trübte sich ein. So wertete sich der Euro gestern per Saldo auf und die Rendite 10-jähriger Bundesanleihe stieg nach Erreichen eines neuen Rekordtiefs wieder an. Die EZB muss wohl erst konkreter werden. Wir rechnen damit, dass die EZB in der Septembersitzung den Depositensatz senken und ein Anleihekaufprogramm ankündigen wird.

Anleihen

USA: Bruttoinlandsprodukt (2. Quartal), 14:30 Uhr

Auf ihrer Juli-Sitzung ließ die EZB die Leitzinsen unverändert (darunter den Strafzins, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB zahlen müssen, bei -0,40%). In ihrem Zinsausblick geht die EZB davon aus, dass die Leitzinsen mindestens über die erste Hälfte des Jahres 2020 niedrig bleiben werden. Angesichts düsterer Wirtschaftsaussichten und schwacher Inflation deutete sie eine weitere Lockerung der Geldpolitik an. Auf der nächsten Sitzung könnten dann die Wiederaufnahme der Anleihekäufe und eine Senkung des Einlagensatzes beschlossen werden (siehe „Im Blickpunkt“). Während der Rentenmarkt zunächst mit sinkenden Renditen reagierte, die zehnjährigen Bundrenditen markierten ein neues historisches Tief bei minus 0,42% (Bundfuture 174,92), stiegen sie noch während EZB-Chef Draghis Pressekonferenz deutlich an. Zehnjährigen Bundrenditen erreichten im Hoch minus 0,33%. Der Euro schwächte sich zunächst gegenüber dem US-Dollar auf fast 1,11 US-Dollar je Euro ab, erholte sich dann jedoch wieder auf 1,115 US-Dollar. Der negative Wirtschaftsausblick der EZB wurde auch vom deutlichen Einbruch des Ifo-Index untermauert. So sank der bedeutende Indikator für das deutsche Geschäftsklima im Juli auf 95,7 Punkte (Juni 97,5). Sogar die bisher krisenresistente Dienstleitungswirtschaft erlitt einen empfindlichen Dämpfer. Die negative Entwicklung in der exportorientierten Industrie war dagegen keine Überraschung, nachdem am Mittwoch schon der Einkaufsmanagerindex für das deutsche verarbeitende Gewerbe im Juli deutlich gefallen war. Damit ist aktuell nichts von einer erhofften Erholung der deutschen Wirtschaft zu sehen. Dagegen kamen aus den USA erneut starke Daten: Die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter sind im Juni überraschend stark gestiegen (+2,0% M/M) und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe deutlich gesunken.

Aktien

Eni, McDonald´s, Ergebnis Q2
Nestlé, Renault, Ergebnis Q2

Die europäischen Aktienbörsen setzten gestern zu Handelsbeginn und im Vorfeld der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ihren Kursaufschwung zunächst weiter fort. Die schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone wurden weitgehend ignoriert. Gespielt wurden dagegen die Hoffnung auf eine baldige Lösung im Handelsstreit zwischen den USA und China (hier sollen nächste Woche neue Gespräche mit hochrangigen Vertretern beider Seiten aufgenommen werden) sowie insbesondere die „Zinskarte“, das heißt die Hoffnung auf eine abermalige geldpolitische Lockerung durch die EZB. Diese beließ jedoch den Leitzins unverändert auf einem Rekordtief von null Prozent, kündigte aber an, neue Anleihekäufe in der Zukunft prüfen zu wollen. Die europäischen Börsen reagierten daraufhin nur kurz mit leichten Kursgewinnen, bevor deutlichere Gewinnmitnahmen v.a. bei den zuletzt stark gesuchten Zyklikern einsetzten (bspw. Covestro: -3,8%). Bankaktien profitierten dagegen von den Neuigkeiten der EZB, die evtl. Staffelzinsen einführen will. Der Kurs der stark gebeutelten Deutschen Bank-Aktie (+1,5%) kletterte zeitweise um mehr als 5% nach oben, bevor dann aber auch hier kräftig Gewinne mitgenommen wurden. Unter Druck standen auch Automobilaktien. Die Aktie von Volkswagen verlor trotz guter Quartalszahlen rd. 2,9%. Die türkische Notenbank senkte den Leitzins unter ihrem neuen Chef von 24% auf 19,75%, was Präsident Erdogan freuen dürfte. Die Lira legte daraufhin ggü. dem USD um rd. 0,2% zu. Auf europäischer Sektorenebene waren gestern insbesondere Reise- und Freizeitaktien (+0,3%) gefragt (Automobile: -1,8%). Die Börsen in den USA tendierten schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,5%. Unter Abgabedruck standen v.a. Aktien aus den Sektoren IT (-0,8%) und Energie (-1,2%). Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss ebenfalls schwächer.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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