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Staramba: „Eine Liquiditätskrise lag und liegt zu keinem Zeitpunkt vor“

04.12.2018 17:58 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de legt Staramba-Chef Christian Daudert seine Sicht der Dinge im Streit mit BDO um die Bilanz 2017 dar. Bild und Copyright: Staramba.

Am vergangenen Freitag hat Staramba die Zahlen für 2017 vorgestellt. Die Wirtschaftsprüfer von BDO haben die Zahlen mit einem Versagungsvermerk versehen. Der Kurs von Staramba ist danach eingebrochen. Das Unternehmen wehrt sich gegen die Ausführungen der Wirtschaftsprüfer. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de legt Staramba-Chef Christian Daudert nun seine Sicht der Dinge dar.


www.4investors.de: Staramba hat am Montag mögliche zivil-, straf- und berufsrechtliche Schritte gegen BDO und die verantwortlichen Wirtschaftsprüfer angekündigt. Bestehen aktuell Gespräche mit BDO über die Vorwürfe, die Staramba am Montag erhoben hat?

Daudert:
Wir haben die verantwortlichen Prüfer aufgefordert, ihr Prüfurteil bis 02.12.2018, 18:00 Uhr, zu revidieren. Dies wurde von deren Seite abgelehnt. Seitdem besteht keine Kommunikation mehr zwischen der Gesellschaft und der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

www.4investors.de: Wie sicher ist es, dass Sie tatsächlich vor Gericht ziehen werden? Wann soll eine Entscheidung hierüber fallen?

Daudert:
Das erscheint uns sehr wahrscheinlich, schließlich sind wir das unseren Mitarbeitern und Aktionären schuldig. Wir werden das Thema zeitnah an eine Anwaltskanzlei geben und uns unserer eigentlichen Arbeit zuwenden. Es gibt viel zu tun.

www.4investors.de: BDO nennt unter anderem fehlende Nachweise von Seiten Starambas für Umsätze und Prognosen als Grund für den Versagungsvermerk. Sie haben dies zurückgewiesen und zugleich BDO in der Stellungnahme vom Montag politisch motiviertes Vorgehen zu Lasten von Staramba beim zweiten Versagungsvermerk vorgeworfen. Da stellt sich die Frage nach dem Motiv, das BDO aus Ihrer Sicht gehabt haben soll?

Daudert:
Das ist genau die Frage, die sich auch das Unternehmen stellt. Schließlich lag der Bestätigungsvermerk als Entwurf am Mittwoch, den 28. November, bereits vor. Das bedeutet, wir haben ausreichend Unterlagen vorgelegt, sonst wäre dieser auch nicht entstanden.

www.4investors.de: Ende Mai, als der erste Versagungsvermerk von BDO kam, hat Staramba angekündigt, die Verhinderungsgründe in einem unabhängigen Gutachten von einer zweiten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft überprüfen zu lassen. Was ist aus diesem Gutachten geworden?

Daudert:
Wir haben nicht nur die Verhinderungsgründe überprüfen lassen, sondern den kompletten Jahresabschluss 2017 mit der Unterstützung eines unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmens erstellt. Und wir haben weitere Gutachten erstellen lassen zu einzelnen Geschäftsvorfällen, so dass wir eine sehr gute Dokumentenlage vorweisen können.

www.4investors.de: Sie haben eine aktuelle Liquiditätskrise bei Staramba am Montag bestritten, in der Bilanz wird die Liquiditätslage aber als „zum Berichtszeitpunkt angespannt” bezeichnet. Gab es 2017 oder im bisherigen Jahresverlauf Zahlungsprobleme bei Staramba?

Daudert:
Eine Liquiditätskrise lag und liegt zu keinem Zeitpunkt vor. Bei Kapitalbedarf, der nicht aus dem operativen Geschäft bedient werden kann, oder bei Bedarf einer Überbrückung haben wir die Möglichkeit einer Kapitalaufnahme über einige unserer Gesellschafter.

www.4investors.de: Verfügt Staramba aktuell über ausreichend Liquiditätspolster, um allen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, und welcher Kapitalbedarf besteht für das kommende Jahr?

Daudert:
Uns liegen mehrere Finanzierungsangebote in Millionenhöhe sowie zusätzlich Finanzierungszusagen von Gesellschaftern und befreundeten Unternehmern in Höhe eines mittleren einstelligen Millionen-Euro-Betrages vor. All diese Maßnahmen kommen für uns jedoch nur dann in Frage, wenn uns aus dem laufenden Geschäft Zahlungen zu spät erreichen oder wir eine außerplanmäßige Investition vornehmen möchten. Diese Finanzierungszusagen lagen den Wirtschaftsprüfern selbstverständlich auch vor. Damit wäre das Unternehmen selbst ohne Umsätze bei laufender Kostenbasis bis weit in das Jahr 2024 durchfinanziert. Wie die BDO das Unternehmen vor diesem Hintergrund in seinem Bestand gefährdet sehen kann, erschließt sich uns nicht.

www.4investors.de: Ein großer Streitpunkt ist der Erlös aus dem Token-Sale des laufenden Jahres und die Frage, ob dieser als Umsatz verbucht werden kann oder nicht. Wäre Staramba zahlungsunfähig, wenn die Erlöse aus dem Token Sale des laufenden Jahres nicht als Umsatz verbucht werden dürften?

Daudert:
Die Einnahmen sind sowieso cash-wirksam im Unternehmen. Von daher haben diese Beurteilungen keine Auswirkungen auf die Liquidität der Gesellschaft.

Staramba hat darüber hinaus in seinem Jahresabschluss in Abstimmung mit der BDO ja durchaus klargestellt, dass die steuer- und handelsrechtliche Behandlung der Token-Verkäufe in 2018 unter Fachleuten umstritten ist. Diese Unsicherheit beruht unter anderem darauf, dass es weltweit keine festgelegte Prüfungsmeinung zu diesem Sachverhalt gibt und daher gutachterlich begründete Einzelfallentscheidungen notwendig sind, die sich das Unternehmen auch für den Jahresabschluss 2018 vorgenommen hat. Die Tatsache, dass die BDO sich ohne Prüfungsauftrag für 2018 pauschal auf die Deutung „Utility-Token“ festlegt und dann eine Begründung nachliefert, die eventuell für Amazon-Gutscheine taugt, ist bei dem vorliegenden Token-Volumen nicht nachvollziehbar. Dieses kategorische Urteil hätte die BDO besser dem Abschlussprüfer für 2018 und den vom Unternehmen bereits beauftragten Gutachtern überlassen.

www.4investors.de: Die Bilanzen 2016 und 2017 werden zudem durch große Sondereffekte aus dem Deal mit der US-Gesellschaft 3D Safe Corporation bestimmt. In der Bilanz für 2017 wurden mehr als 45 Millionen Euro außerplanmäßig abgeschrieben, weil die früheren Planungen nicht erreicht wurden. Was ist schief gegangen?

Daudert:
Die Sondereffekte resultieren aus der Übernahme der zweiten Hälfte der damaligen Staramba GmbH. Die seinerzeitige nicht liquiditätswirksame Zuschreibung in Höhe von 75 Millionen Euro wird nun nicht mehr planmäßig über 7,5 Jahre, sondern im Rahmen des Jahresabschlusses 2017 nun in einem großen Schritt abgeschrieben – und dieser Vorgang ist nicht liquiditätswirksam. Diese Abschreibung macht den Weg frei für kommende Jahre, um in Geschäftsjahren mit Gewinnen diese auch für die Aktionäre besser zu verwenden.

www.4investors.de: In einem Bericht der Wirtschaftswoche werden unter anderem die personellen Verflechtungen zwischen Ihnen und dem 3D-Safe-Chef Dominik Heer sowie die starke Nähe von Staramba und 3D Safe hart kritisiert. Heer tue, was Daudert wolle, heißt es. Ist das zutreffend? Wie eng ist ihr Verhältnis und das von 3D Safe und Staramba?

Daudert:
Ein gewisses Näheverhältnis ergab sich bis 2016 daraus, dass seitens der 3D Safe Corp. und der Social Commerce Group SE eine gemeinsame Beteiligung an der Staramba GmbH bestand. Nachdem die 3D Safe Corp. ihr Beteiligungsportfolio durch das Eingehen weiterer Beteiligungen an unterschiedlichsten Unternehmen in 2016 weiter ausgebaut und ihre Beteiligung an der Staramba GmbH (zu einer Zeit, zu der ich übrigens nicht Geschäftsführender Direktor der Gesellschaft war) abgegeben hat, geht die 3D Safe Corp. seitdem ihre eigenen Wege und hat eigene Aktionäre. Die in dem Bericht der Wirtschaftswoche dargestellte starke Nähe ist schlichtweg nicht vorhanden, worüber wir den Redakteur auch informiert haben. Auch um die Frage einer möglichen Verbindung und/oder Beherrschung zwischen Herrn Heer als von den 3D Safe-Aktionären gewählten Präsidenten und mir im Jahresabschluss zu beantworten, hat der Verwaltungsrat der Staramba SE eine internationale Anwaltskanzlei mit der Erstellung eines Gutachtens zu eben dieser Frage beauftragt. Auch dieses Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass es sich bei der 3D Safe Corp. bzw. deren verantwortlich Handelnden gerade nicht um nahestehende Personen oder Unternehmen handelt.

www.4investors.de: Würden Sie den Deal um die Staramba GmbH heute als Fehler bezeichnen, oder ihn noch einmal so tätigen?

Daudert:
Der Deal wurde von Anwälten und Steuerberatern in dieser Form als optimal ausgearbeitet und danach vom Verwaltungsrat so bestätigt. Am Ende sind wir froh, weltweit alle Staramba-Geschäfte unter dem Dach der Staramba SE vereint zu haben. Die Situation, dass die Hälfte unserer wertvollsten Firma im Besitz der amerikanischen Investoren war, konnte vor dem Hintergrund unserer Wachstumsstrategie nicht mehr gehalten werden. Seitdem ist endlich klar: Überall wo in der Welt Staramba draufsteht, da steckt die börsennotierte Staramba SE dahinter.

Lesen Sie mehr zum Thema NEXR Technologies im Bericht vom 01.12.2018

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