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Inflationsraten nähern sich den Zentralbankzielen – Sarasin Kolumne

05.03.2018 17:18 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Inflationsgefahren können nach den Erfahrungen der letzten Jahre leicht unterschätzt werden. Zentralbanken hatten Mühe ihre Inflationsziele zu erreichen, da Globalisierung, technologischer Wandel, fallende Rohstoffpreise und globale Überkapazitäten die Preisentwicklung gedämpft haben. Eine Lehre dieser Zeit war auch, dass Inflation inzwischen viel stärker von globalen als nationalen Faktoren beeinflusst wird. Dies konnte erklären, warum die Lohnsteigerungen auch in den Ländern moderat blieben, in denen annähernd Vollbeschäftigung herrschte. Ökonomen sprechen in dem Fall verwundert von flachen Philipps-Kurven. Internationale Wertschöpfungsketten, integrierte Produkt- und Arbeitsmärkte machen es auch in Zukunft wahrscheinlich, dass globale Inflationsdeterminanten wichtig bleiben. Das bedeutet aber nicht, dass Inflationsgefahren nicht mehr bestehen. Stattdessen könnten sich in mehreren Ländern entwickelnde Inflationserhöhungen auch gegenseitig verstärken. Dies wäre vor allem dann wahrscheinlich, wenn es sich wie derzeit um einen global synchronen Aufschwung handelt. Es sollte daher nicht überraschen, dass die Inflation wieder in den Fokus der Finanzmärkte rückt.

Das Wirtschaftswachstum liegt in den meisten Ländern deutlich über dem Potenzial, die Arbeitslosenquoten sinken, die Realzinsen sind sehr niedrig, daher haben die Zentralbanken signalisiert, dass sie erwägen, die geldpolitischen Impulse zu reduzieren. Verständlich, dass der Finanzmarkt nervös reagiert. In den USA wächst die Wirtschaft bereits länger über ihrem Potenzial und wird dies dank der expansiven Fiskalpolitik voraussichtlich auch bis 2019 fortsetzen. So baut die Wirtschaft ihre Reservekapazitäten nach und nach ab. Die aktuell noch bei 4,1% liegende Arbeitslosenquote wird in den kommenden Monaten voraussichtlich sogar auf unter 4% sinken, was höhere Löhne wahrscheinlicher macht. Dazu kommt, dass Energie- und Importpreise zu einer Aufwärtsüberraschung der Preise im späten Frühjahr in den USA beitragen dürften.

Im Euroraum dämpft die Aufwertung des Euro von rund 7% gegenüber Vorjahr die Importpreise, sodass die Erzeugerpreise ohne Energie in den letzten sechs Monaten nicht angestiegen sind. Allerdings haben sich mit der starken Konjunktur die Preiserwartungen der Verbraucher und der Unternehmen erholt. Die Arbeitskostenindikatoren zeigen eine gewisse Verbesserung, bleiben aber deutlich unter dem Niveau, das mit dem Inflationsziel der EZB übereinstimmen würde, was die nach wie vor hohen Arbeitslosenquoten in vielen europäischen Ländern widerspiegelt: Pro Stunde stiegen die Arbeitskosten um leidglich 1,5% gegenüber Vorjahr. Das führt bei einem Wachstum der Arbeitsproduktivität von nahezu 1% dazu, dass die Lohnstückkosten bisher nur wenig anstiegen. Das mag sich ändern, wie die jüngsten Tarifabschlüssen in Deutschland zeigen. Infolgedessen rechnen wir damit, dass die Inflationsrate in der Währungsunion bis zum Jahresende auf 1,6% ansteigt.

Für beunruhigend halten wir die Preisentwicklungen weder in den USA noch im Euroraum. Bislang sind auch die Inflationsraten der Schwellenländer niedrig geblieben, wozu allgemein fallende Lebensmittelpreise und die Überschusskapazitäten bei den Rohstoffexporteuren beigetragen haben. Wir schliessen daraus, dass die Gefahr die Inflationsziele der Zentralbanken überschiessende Inflationsraten in den nächsten 18 Monaten vor allem im Euroraum gering ist. Stattdessen erwarten wir eine Reflationierung hin zu den Inflationszielen der Zentralbanken. Die an den Anleihemärkten eingepreisten Inflationserwartungen reflektieren dies angemessen.

Gefahren für stärker steigende Inflationsraten gingen von einer Eskalation der derzeitig strittigen Handelsfragen mit den USA und UK aus. Auch ein deutlich längerer Konjunkturaufschwung könnte zu sich global verstärkenden Inflationsentwicklungen führen. Die Zentralbanken werden dies genau beobachten. Vor allem die amerikanische Notenbank dürfte die kurzfristigen Zinsen bei Bedarf schneller straffen, während wir bei der EZB und der SNB eine vorsichtigere Gangart erwarten.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bank Sarasin. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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