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EZB hält an Forward Guidance fest und riskiert den zu späten Kurswechsel - Nord LB Kolumne

25.01.2018 18:22 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer heutigen Ratssitzung keine Anpassungen des geldpolitischen Instrumentariums beschlossen. Damit bleiben die Leitzinsen unverändert und auch das Volumen der Nettoanleihekäufe im Rahmen des Expanded Asset Purchase Programme (EAPP) von monatlich EUR 30 Mrd. wird bis mindestens September dieses Jahres auf dem bisherigen Niveau belassen. Der Easing Bias in der Forward Guidance zum EAPP, wonach die Nettoankäufe bei Bedarf hinsichtlich des Umfangs und/oder der Dauer ausgeweitet werden können, wurde abermals bekräftigt. Hier wäre am ehesten eine Adjustierung der Kommunikation zu erwarten gewesen, die die Mehrheit der geldpolitischen Entscheidungsträger heute aber offenbar noch nicht wagen wollte. Unangetastet blieben denn auch die zinsbezogene Forward Guidance und das Sequencing, wonach die Leitzinsen erst weit nach dem Ende der Nettoankäufe erhöht werden.

Nachdem dem Protokoll der vorangegangenen Ratssitzung am 14. Dezember zu entnehmen gewesen war, dass die Notenbank schon bald über eine Anpassung ihrer Forward Guidance nachdenken könne, hatten die Forward-Sätze am Geldmarkt heftig reagiert und damit eine bereits veränderte Erwartungshaltung eingepreist. Insofern richtete sich das Interesse heute vor allem darauf, ob die EZB in ihrem Statement und der Ratsvorsitzende Mario Draghi in der sich der Sitzung anschließenden Pressekonferenz Hinwiese in diese Richtung geben würden.

Nichts dergleichen: Falls im EZB-Rat von einigen schon eine veränderte Kommunikation auf der heutigen Januar-Sitzung in Erwägung gezogen worden war, hat der starke Euro etwaigen Plänen der Falken einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mario Draghi betonte allerdings die Risiken eines volatilen und nicht explizit eines starken Wechselkurses der Gemeinschaftswährung. Hinter verschlossenen Türen dürfte Draghi aber mit dem Argument, die EZB könne mit einer auch nur andeutungsweise hawkishen Wortwahl unerwünschte Kursreaktionen provozieren, wohl hinreichend viele Tauben hinter sich versammelt haben. Der Euro reagierte auf die Erläuterungen des Ratsvorsitzenden indes mit deutlichen Kursgewinnen. Gegenüber dem US-Dollar kletterte die Gemeinschaftswährung in einer ersten Reaktion in der Spitze bis auf nahe 1,2550 USD.

An unserer Einschätzung, wonach die EZB die Nettoankäufe bis zum Ende dieses Jahres vollständig beendet haben wird, halten wir fest. Hinweise darauf, ob das EAPP ab Oktober abrupt oder schrittweise herunter gefahren wird, waren heute aber nicht zu hören. Eine Adjustierung der Leitzinsen – vermutlich zu allererst des Satzes für die Einlagefazilität – gerät damit erst für Mitte 2019 ins Blickfeld. Es bleibt also vorerst ohne Wenn und Aber beim Sequencing, welches auch besagt, dass mit einem Abschmelzen des Rentenportfolios und einer damit einhergehenden Bilanzverkürzung, wie sie die Federal Reserve bereits betreibt, erst in einem letzten Schritt nicht vor dem Jahr 2020 zu rechnen ist.

Wir hätten uns angesichts des kräftigen Aufschwungs in der Eurozone und der damit perspektivisch anziehenden Löhne und letztlich auch Inflationsraten einen verbindlicheren Ausblick auf den geldpolitischen Kurswechsel gewünscht. Dieser ist vorerst ausgeblieben. Die EZB läuft damit Gefahr, hinter die Kurve zu geraten und den Startschuss für die dringend gebotene Abkehr von ihrer ultraexpansiven Politik zu verpassen.

Fazit: Die EZB hat auf ihrer heutigen Ratssitzung keine Anpassungen des geldpolitischen Instrumentariums beschlossen. Auch die Forward Guidance wurde unverändert beibehalten. Eine Mehrheit im EZB-Rat wollte offenbar auf keinen Fall mit einer auch nur andeutungsweise hawkishen Wortwahl unerwünschte Wechselkursreaktionen provozieren. Angesichts des kräftigen Aufschwungs in der Eurozone und der damit perspektivisch anziehenden Löhne und letztlich auch Inflationsraten läuft die Notenbank nun Gefahr, hinter die Kurve zu geraten und den Startschuss für die dringend gebotene Abkehr von ihrer ultraexpansiven Politik zu verpassen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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