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EZB gibt sich skeptisch hinsichtlich eines „selbsttragenden Preisauftriebs” - Commerzbank Kolumne

15.12.2017 09:04 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Die EZB hat bei ihrer gestrigen Ratssitzung keine neuen Beschlüsse gefasst. Sie will bis auf weiteres geldpolitisch auf „Autopilot fahren“. „Darüber haben wir nicht diskutiert“, war die stereotype Antwort auf Fragen, wie es mit dem Anleihekaufprogramm, nach September 2018 weitergehe, ob man es dann abrupt beenden oder schrittweise auslaufen lassen wolle. Den Akzent in der Pressekonferenz setzten die aktualisierten Projektionen zum Wirtschaftswachstum und zur Inflation; sie umfassen jetzt auch das Jahr 2020. So hob die EZB ihre Wachstumsprojektionen deutlich an (2,3% für 2018 statt +1,8). Implizit ist damit auch die Botschaft enthalten, dass sich die Unterauslastung der Wirtschaft zügiger verringert als bislang unterstellt. Gleichwohl blieb die Aufwärtsrevision der Inflationsprojektion moderat: +1,4% für 2018 statt bislang 1,2%; in 2020 rechnet die EZB mit einer Inflationsrate von 1,7%. Die erfreuliche Konjunktur verbessere zwar die Voraussetzungen, dem Inflationsziel von „unter, aber nahe 2%“ näherzukommen. Bis jetzt könne man aber nur so viel sagen: Die Deflationsgefahr sei gebannt, Preissteigerungsraten von unter 1% gehörten der Vergangenheit an. Doch ohne gehörigen monetären Stimulus, den man im Oktober neu justiert habe, sei die Inflationsdynamik noch zu gering und noch nicht selbsttragend. Die Kritik seines niederländischen Ratskollegen Knot, der die Geldpolitik unlängst als nicht mehr mit dem Konjunkturzyklus synchronisiert bezeichnete und die wir für durchaus fundiert halten, wies Mario Draghi barsch zurück. Bisweilen gewinnt man den Eindruck, das Inflationsziel sei zum Fetisch geworden. Bleibt der EZB-Rat bei seiner Linie, wovon wir ausgehen, ist vor Mitte 2019 nicht mit höheren Leitzinsen zu rechnen.

Anleihen

Japan: Tankan-Umfrage (Q4), 50:30 Uhr
Euroraum: Handelsbilanz (Okt.), 11:00 Uhr
USA: Industrieprod./Auslastung (Nov.), 15:15 Uhr

Über Erwarten gute Konjunkturdaten aus Europa und den USA sowie mehrere Notenbanksitzungen haben Staatsanleihen nur leicht belastet. So stiegen die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum im Dezember weiter an. Der Index für das verarbeitende Gewerbe liegt mit 60,6 Punkten (nach 60,1) nur knapp unterhalb des Allzeithochs von 60,7 Punkten, für Dienstleistungen erreichte der Index mit 56,5 Punkten (nach 56,2) ein Mehrjahreshoch. Erwartet worden war ein leichter Rückgang der Umfragewerte. Die ultraexpansive Geldpolitik der EZB kommt immer mehr in der Realwirtschaft an. So sprach die EZB in ihrer Pressekonferenz von einem kräftigen Wachstum und erhöhte die Wachstumsprognose deutlich (siehe dazu im Blickpunkt). Geldpolitische Änderungen gab es nicht, denn die Inflationsentwicklung benötige weiterhin eine expansive Geldpolitik. EZB-Chef Draghi betonte die weitere Gültigkeit ihrer Forward Guidance. Der EUR gab im Laufe und nach der Pressekonferenz leicht nach, die Renditen von Bundesanleihen stiegen leicht an. Die Norwegische Zentralbank überraschte mit der Erhöhung ihres Leitzinspfades; sie könnte schon ab Herbst 2018 die Zinsen graduell leicht anheben. Die Schweizerische Nationalbank geht davon aus, dass aufgrund der Abwertung des Schweizer Franken das Inflationsziel bereits in 2020 erreicht werden kann. Die Bank of England nahm wie erwartet keine geldpolitischen Änderung vor. In den USA stiegen die Einzelhandelsumsätze im November mit 0,8% M/M bzw. 5,8% J/J (nach +0,5% M/M bzw. +4,9% J/J) stärker als erwartet. Ohne die volatilen Transportmittel stiegen sie sogar um 1,0% M/M. Die Oktoberwerte wurden nach oben korrigiert. Der Private Verbrauch hat sich in den USA im 4. Quartal offenbar noch einmal beschleunigt.

Aktien

Hennes & Mauritz, Umsatz Q4
Siemens, Innovation Day 2017

Die Sitzung der EZB hat die Anleger an den europäischen Aktienmärkten trotz der erhöhten Wachstumsprognose vergleichsweise wenig inspiriert. Immerhin konnte der deutsche Leitindex seine etwas höheren Verluste, die bis zum Mittag aufgelaufen waren, nach der Pressekonferenz wieder eindämmen. Auch die fester eröffnende Wall Street sorgte für Auftrieb. Zu den Favoriten im Dax 30 zählten die Aktien von SAP (+0,7%) und BMW (+0,6%), während die Anteilscheine des Versorgers RWE (-4,4%) weiterhin auf der Abgabeseite standen. Die RWE-Tochter Innogy (-5,7% im MDax) hatte am Vortag eine Gewinnwarnung abgegeben und damit den gesamten Sektor unter Druck gesetzt. Vor diesem Hintergrund war die Versorgerbranche (-1,5%) erneut das schwächste Segment im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50. Im beschriebenen Umfeld entwickelten sich alle Sektoren schwächer. Automobile und Nahrungsmittel (jeweils -0,2%) konnten sich dem allgemeinen Abwärtstrend etwas entziehen. An der Wall Street standen abermals die Aktien von Walt Disney (+2,8%) im Fokus. Der US-Unterhaltungsgigant hatte den am Markt erwarteten Kauf großer Teile des Film- und TV-Geschäfts von 21st Century Fox bekanntgegeben. Die Titel von Fox (+6,5%) konnten an der Nasdaq 100 noch deutlicher zulegen. Der Leitindex Dow Jones konnte nach erneut positivem Start aber den mühsam erzielten neuen Höchststand nicht halten und schloss trotz starker Konjunkturdaten im Minus. Unter anderem sorgte die gestiegene Unsicherheit um die bevorstehende Steuerreform für Zurückhaltung. Bis auf die Gebrauchsgüter (+0,3%) mussten alle Branchen Verluste hinnehmen. Die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen in der Breite schwächer und folgen damit der Vorgabe aus den USA. In Deutschland dürfte das Börsengeschehen zum Wochenschluss vom großen Verfallstag geprägt sein.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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