4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Euro - Währung

Konjunktureuphorie setzt EZB langsam unter Druck - Nord LB Kolumne

27.04.2017 13:25 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Soeben hat die Europäische Kommission aktuelle Daten zu ihrer monatlichen Verbraucher- und Unternehmensumfrage in der Eurozone sowie der EU veröffentlicht. Im Berichtsmonat April hat sich demnach im gemeinsamen Währungsraum die Wirtschaftsstimmung – ausgehend von einem hohen Niveau – noch einmal massiv verbessert. Der Economic-Sentiment-Indikator (ESI) legte auf 109,6 Punkte zu. Damit notiert er auf dem höchsten Stand seit fast zehn Jahren. Zumindest das Ausmaß des Anstiegs muss als positive Überraschung gewertet werden.

Nach den guten Zahlen von den nationalen Stimmungsindikatoren und einem deutlichen Anstieg des Verbrauchervertrauens hatten wir mit einer spürbaren Verbesserung des Wirtschaftsvertrauens gerechnet. In allen großen Volkswirtschaften ergab sich im April ein Anstieg. Am stärksten kletterte der ESI in Deutschland (+1,8 Punkte), Italien (+1,4) und Frankreich (+1,2), etwas moderater in Spanien (+1,0) und in den Niederlanden (+0,8). Insgesamt verdichten sich die Zeichen eines konjunkturellen Aufschwungs in der Eurozone, der immer mehr an Breite und Kraft gewinnt.

Für Frankreich notiert der Index mit 106,3 Punkten auf dem höchsten Stand seit Mitte 2011. Der sprunghafte Anstieg des Industrievertrauens in Frankreich ist als Aufatmen der Unternehmen nach dem ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahlen zu werten. Schließlich scheint ein Sieg der EU-feindlichen FN-Kandidatin Marine Le Pen und damit das Risiko eines „Frexit“ weitgehend gebannt, zumal die meisten in der ersten Runde unterlegenen Kandidaten und ihre Parteien nun zur Wahl des Favoriten Emmanuel Macron aufrufen. Allerdings muss dieser die Stichwahl am 7. Mai nun auch erst einmal gewinnen.

Auch in sektoraler Betrachtung verbesserte sich die Stimmung auf breiter Front. Im Dienstleistungssektor (14,2 Punkte) sowie im Verarbeitenden Gewerbe (2,6 Punkte) werden inzwischen mehrjährige Höchststände des Unternehmensvertrauens markiert. Vor allem die nochmals positivere Bewertung der Auftragslage sowie die starke Nachfrage in den letzten drei Monaten hat hierzu beigetragen. Deutlich optimistischere Einschätzungen wurden auch aus der Bauwirtschaft und dem Einzelhandel gemeldet. Der optimistischere Blick der Unternehmen in die Zukunft spiegelt sich auch in den merklich gestiegenen Beschäftigungsplänen wider.

Die EZB dürfte die guten Zahlen von den Stimmungsindikatoren wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Sie befindet sich von der Inflationsseite auch nicht unter großem Druck. Zwar ist die Inflationsrate in Deutschland im April kräftig angestiegen, dies ist jedoch auf die unterschiedliche Lage der Osterferien in diesem und im vergangenen Jahr zurückzuführen. Bereits im Mai wird die Inflationsrate wieder deutlich sinken. Eine Anpassung der aus unserer Sicht ohnehin übertrieben dovishen Rhetorik Mario Draghis wäre inzwischen angemessen. Ernsthafte Diskussionen im Rat über eine Anpassung des geldpolitischen Kurses sind aber erst ab der Jahresmitte zu erwarten.

Fazit: Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone erreicht allmählich Euphorie-Niveau. Der Economic Sentiment Indikator kletterte auf 109,6 Punkte und notiert auf dem höchsten Stand seit knapp zehn Jahren. Das Wachstum dürfte sich im ersten Quartal nochmals beschleunigt haben. Der Konjunkturaufschwung gewinnt zunehmend an Kraft und auch an Breite. Die EZB kommt von der Inflationsseite zwar nicht unter Druck – der Aprilanstieg ist auf einen Sondereffekt zurückzuführen. Sofern aber die harten Konjunkturzahlen in den kommenden Monaten die positive Stimmung rechtfertigen, wird sich die EZB absehbar nicht mehr nur auf leichte Rhetorikanpassungen beschränken können.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - Euro - Währung

28.02.2023 - EZB hebt stetig Zinsen an: Notwendig zur Inflationsbekämpfung – Währungen sc ...
18.12.2021 - Ausblick auf die Konjunktur 2022: Stabile Großwetterlage - mit einigen Wolken - ...
25.10.2021 - Aktien: Noxxon Pharma , die Eurozone und Hochspannung im Depot - das 4investors- ...
13.07.2015 - Griechenland-Krise: Weißer Rauch aus Brüssel - DAX und Euro gewinnen deutlich ...

DGAP-News dieses Unternehmens