Erholung im Euroraum: Arbeitslosigkeit sinkt, Ertragserwartungen steigen - Commerzbank-Kolumne

In unserer heutigen modernen wettbewerbsgetriebenen Ökonomie sind die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit eng miteinander verbunden. Steigt die Nachfrage, so wird sowohl mehr Kapital als auch mehr Arbeitskraft zur Produktion eingesetzt. Die Produktionsfaktoren hängen sowohl im Guten wie im Schlechten aneinander. Daher verwundert es nicht, dass z.B. die Börsenkurse und die Arbeitslosenquote zusammen schwingen. Allerdings bilden Aktienkurse die Erwartungen der Aktienmarktteilnehmer über zukünftige Erträge ab, mithin hat der Aktienmarkt nicht selten einen Vorlauf vor der realwirtschaftlichen Entwicklung.

Zinsen und Anleihen

Euroraum: PMI Dienstleistungen (Feb.), 8.45 Uhr
Italien: BIP (Q4) 10.00 Uhr
USA: ISM Dienstleistungen (Feb.), 16.00 Uhr

Nach den Reden schwergewichtiger FOMC-Mitglieder in den vergangenen Tagen stellt sich der Markt zunehmend auf eine Leitzinsanhebung bei der kommenden Offenmarktausschusssitzung der Fed am 15. März ein. In der Tat ist die Serie positiv überraschender US-Konjunkturdaten beeindruckend. Zum Beispiel fielen die Erstanträge zur Arbeitslosenversicherung zuletzt auf 223.000 und im 4-Wochendurchschnitt mit 234.000 auf einen seit Anfang 1973 – der Jom-Kippur-Krieg und die erste Ölkrise standen seinerzeit noch bevor. De facto gehen der Fed schlichtweg die Argumente aus, um den nächsten geldpolitischen Normalisierungsschritt noch hinauszuzögern. Wir erwarten daher jetzt, dass die Fed am 15.03. den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1% anhebt und zwei weitere 25-Basispunktschritte im Juni und Dezember folgen lässt. In dieser Stimmungslage setzte sich der seit Wochenbeginn zu beobachtende Renditeanstieg in den USA fort: Die Renditen 2- und 10-jähriger US-Treasuries legten seitdem um über 15 Basispunkte zu. Auch Bundesanleihen standen unter Druck; hier war der Renditeanstieg aber mit insgesamt gut 10 Basispunkten etwas moderater. Der Anstieg der Inflationsrate im Euroraum auf 2% J/J im Februar wirft die Frage auf, wie lange der ultraexpansive Kurs der EZB – zumal in einem freundlicher werdenden globalen Umfeld – noch währen kann. Mit den Wahlchancen der nationalistischen Kandidatin Marine Le Pen sind die Risikoaufschläge französischer Anleihen (und der Peripherietitel) weiter gesunken. Plastisch wird die Stimmungsaufhellung an der guten Aufnahme, die die Versteigerung einer 50-jährigen Staatsanleihe (Rendite 2,14%) fand.

Aktien

Heute keine relevanten Unternehmenstermine

Nach den starken Kurszuwächsen am Mittwoch, die dem Dow Jones-Index erneut einen historischen Höchststand bescherten, beruhigte sich das Geschehen an den europäischen Aktienmärkten am gestrigen Donnerstag ein wenig. Die Leitindizes legten um bis zu 0,6% (Österreich) zu. Der spanische IBEX büßte als Tagesverlierer 0,4% ein. Größerer Abgabedruck war aber vor dem mit Spannung erwarteten Börsendebüt von Snap (Ausgabepreis: 17 US-Dollar je Aktie) dennoch nicht zu verspüren. Die sehr robuste globale Konjunktur sowie die bislang überzeugend ausgefallene Berichtssaison in den USA sowie in Europa beflügeln die Aktienmärkte trotz teilweise stolzer Bewertungen weiterhin. Politische Risikofaktoren werden nach wie vor fast vollständig ausgeblendet und eine mögliche Leitzinserhöhung in den USA im März 2017 wird in erster Linie als positives Konjunktursignal interpretiert. In diesem von Zuversicht und einer gewissen Sorglosigkeit geprägten Marktumfeld büßte der Dax gestern 0,1% ein. Die Aktie der Deutschen Telekom verlor 1,2%; hier belastete insbesondere ein etwas enttäuschender Ausblick. Bankaktien (Deutsche Bank: -0,8%) konnten ihre anfänglichen Gewinne trotz gestiegener Renditen nicht verteidigen. Auf europäischer Sektorenebene waren am gestrigen Handelstag vor allem defensive Werte wie Versorger (+1,3%) gefragt. Die größten Kursverluste gab es hingegen im Sektor Rohstoffe (-1%). Die Börsen in den USA tendierten schwächer. Der Dow Jones-Index gab um 0,5% nach. Das Börsendebüt von Snap glückte. Der Kurs stieg um 44%. Die Aktie von Caterpillar verlor 4,2%, nachdem die Räume am Hauptsitz von Ermittlern durchsucht worden waren. Auf Sektorenbasis waren wie in Europa insbesondere Titel aus dem Bereich Versorger (+0,7%) gefragt (Tagesverlierer: Finanzen, -1,5%). Die asiatischen Leitindizes tendierten zum Wochenschluss überwiegend schwächer (Nikkei 225: -0,5%).

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