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EZB nur mit Detailänderungen beim Ankaufsprogramm - Nord LB Kolumne

19.01.2017 16:27 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf der heutigen Ratssitzung keine Änderungen an der aktuellen geldpolitischen Agenda vorgenommen. Dies war auch allgemein so erwartet worden, zumal sie erst im Dezember Anpassungen tätigte, wie etwa die Verringerung des monatlichen Ankaufvolumens im Rahmen des EAPP von EUR 80 Mrd. auf EUR 60 Mrd. ab April 2017. Sie nimmt jedoch Detailänderungen am Programm in Bezug auf die Ankaufsbedingungen vor.

Zuletzt gab es etwas mehr Verunsicherung, als klar wurde, dass die Inflationsraten in Europa im Dezember recht deutlich zugelegt haben. In Deutschland kletterte sie sogar auf 1,7% Y/Y, woran auch nicht nur die teureren Energieträger einen Anteil hatten. Aufgrund der großen Unterschiede zwischen den Ländern reichte es im Aggregat der Eurozone nur für 1,1% Y/Y. Das ist ein Wert, der nicht zum Handeln zwingt. Die großen Unterschiede in der Eurozone werden den Notenbankern jedoch etwas Unbehagen bereiten.

Die anziehende konjunkturelle Dynamik – im November stieg die Industrieproduktion in der Eurozone um 1,5% M/M – die sich nach den Veröffentlichungen der sentix und der ZEW Indizes im neuen Jahr noch fortsetzen wird, wäre durchaus ein weiteres Argument für eine etwas weniger expansive Ausrichtung. Allerdings ist im Dezember ja schon ein erster zaghafter Schritt in diese Richtung erfolgt und der Anstieg bei den Renditen der Staatsanleihen hat ebenfalls eine gewisse Bremswirkung. Zum anderen gibt es im neuen Jahr einige Unsicherheits- bzw. Störfaktoren, die zur Vorsicht mahnen. So bergen der neue amerikanische Präsident und europäische Wahlen noch einiges Potenzial für neue Turbulenzen.

Wenn die Wirtschaft sich weiter robust entwickelt, die Preise sich weiter normalisieren und die genannten Störungen überschaubar bleiben, denken wir, dass die EZB ab Sommer sich zum Thema Tapering äußern wird. Die Ungewissheit ist allerdings weiterhin groß. Gibt es größerer Verwerfungen etwa an den Finanzmärkten, oder eine deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen, behalten es sich die Lenker der europäischen Geldpolitik weiter vor, expansiver zu agieren, daran lassen sie in ihrem Statement keinen Zweifel. Mario Draghi mahnt erneut notwendige Wirtschaftsreformen und Konjunkturprogramme in Europa an. Er weist zudem auf anhaltende Probleme in Bilanzen hin, womit etwa Italiens Banken gemeint sein werden.

Die Detailänderungen im APP betreffen die Bedingungen, zu denen Anleihen, die unterhalb der Einlagefazilitätensatzes rentieren gekauft werden können. Gerade die deutsche Bundesbank hatte Probleme, Anleihen im kurzen bis mittleren Laufzeitbereich zu kaufen, weil die Renditen bis zum mittleren Laufzeitenbereichs negativer als dieser Satz waren. Die jetzige Konkretisierung der Lockerung der Bedingungen war überfällig, weil die Meldung im Dezember zu schwammig war. Konkret soll die Bedingung nur auf Anleihen des PSPP gelockert werden und nicht für Pfandbriefe, Unternehmensanleihen oder ABS, die Priorität aber nach wie vor auf Anleihen liegen, die über dem Einlagefazilitätensatz rentieren.

Fazit: Die EZB ändert nichts am aktuellen geldpolitischen Maßnahmenkatalog. Nachdem sie bereits im Dezember eine Reduktion der Ankäufe im Rahmen des APP ab April angekündigt hatte, war dies auch so erwartet worden. Sie regelt nun allerdings ein Detail des Ankaufprogramms konkreter und legt die Bedingungen genauer fest, zu denen Anleihen gekauft werden können, die unter dem Einlagefazilitätensatz rentieren. Die wirtschaftlichen Bedingungen verbessern sich zwar und die Inflation gewinnt an Dynamik, doch angesichts der großen Unsicherheiten Brexit, Trump und Wahlen in Europa wird frühestens im Sommer mit der Thematisierung eines Tapering zu rechnen sein und dies auch nur, wenn es keine Verschlechterungen an der Preis oder Wirtschaftsfront sein.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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