Golfino: „Ich möchte die Tür zum Kapitalmarkt gerne offen lassen“

Golfino legt eine neue Anleihe im Volumen von 4 Millionen Euro auf. Diese läuft bis 2023 und ist mit jährlich 8,0 Prozent verzinst. Anleger der bis 2017 laufenden Anleihe, die mit 7,25 Prozent verzinst ist, können die Anleihe noch bis zum 11. November umtauschen. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Golfino-Chef Bernd Kirsten die Hintergründe zum Umtauschangebot. Der CEO spricht über die Märkte in den USA und China sowie über seine Expansionspläne. Das Online-Geschäft, das Wetter und die Erfolge der jungen Golf-Generation sind weitere Themen im Gespräch mit Kirsten.


www.4investors.de: Golfino zahlt für die derzeit in der Platzierung stehende Anleihe mehr als für das 2012 emittierte Papier, für das ein Umtauschangebot vorgelegt wurde – obwohl die Zinsen gesunken sind. Eigentlich müssten die Gläubiger der 2017 fälligen Anleihe daher kräftig zugreifen. Wie läuft die Platzierung bisher?

Kirsten: Wir emittieren die neue Anleihe vorrangig, um unseren bisherigen Anleihegläubigern eine Möglichkeit zum Umtausch, auch mit Mehrerwerbsoption, und damit zu einer Verlängerung ihres Engagements zu noch attraktiveren Konditionen zu geben. Mit dem attraktiven Zinssatz honorieren wir die Ausgestaltung als Nachrang, und unsere Investoren profitieren im Niedrigzinsumfeld somit doppelt. Die Nachfrage beim Umtausch ist gut. Einen aussagekräftigen Wert kann es wertpapiertechnisch bedingt stets erst gegen Ende der Umtauschfrist geben, die am 11. November abläuft.

www.4investors.de: Welche Auswirkungen spüren sie aus der schlechten Verfassung, in der sich der Markt für Anleihen aus dem Mittelstand nach zahlreichen, teils spektakulären Insolvenzen befindet?

Kirsten: Salopp formuliert: Wir laufen wohl etwas „außer Konkurrenz“ – auch weil unser Konzept mit dem Fokus auf unsere bisherigen Anleihegläubiger nicht in das klassische Platzierungsraster passt. Mit einer „normalen“ Neuemission wären wir in dieser Marktphase vielleicht nicht an den Markt gegangen. Wir gehen davon aus, dass künftig noch mehr auf die Qualität der Unternehmen und ihrer Businessmodelle geachtet wird.

www.4investors.de: Die neue Anleihe wird als Nachranganleihe ausgegeben. Stehen die Investoren damit schlechter da als die Gläubiger des nächstes Jahr fälligen Papiers?

Kirsten: Beide Anleihen sind nicht besichert. Wir haben im Vorfeld mit Investoren gesprochen und deren Meinungsbild war recht einheitlich: Sie haben kein Problem mit dem Nachrang. Erstens wird dieser über einen höheren Zins vergütet und zweitens hat sich leider in anderen Fällen in der Praxis gezeigt, dass bei einem Ausfall wirtschaftlich kein Unterschied besteht, ob Nachrang oder nicht. Am wichtigsten bleibt aber: Anleger investieren dort, wo sie ein gutes Unternehmen und ein gutes Wertpapier finden.

www.4investors.de: Die 2017 fällige Anleihe soll zu zwei Drittel über einen Bankkredit und zu einem Drittel über die neue Anleihe refinanziert werden. Sinken für Golfino trotz der höheren Zinsen bei der neuen Anleihe im Rahmen der Refinanzierung der 12 Millionen Euro schweren 2012er-Anleihe die Gesamt-Zinsaufwendungen?

Kirsten: Richtig, wir optimieren unser Finanzergebnis – obwohl wir unseren Investoren einen etwas höheren Zins bezahlen.

„Ein Börsengang steht nicht auf der Agenda“

www.4investors.de: Wie weit sind die Verhandlungen mit ihren kreditgebenden Banken für die Neufinanzierung voran gekommen?

Kirsten: Wir haben eine Einigung mit den zwei Arrangeuren und Hauptbeteiligten über die Struktur der Konsortialfinanzierung erzielt. Wir können zuversichtlich sein.

www.4investors.de: Als Grund für die neue Emission haben sie angegeben, die Tür zum Kapitalmarkt nicht zufallen lassen zu wollen. Peilen sie einen Börsengang mit den Aktien der Golfino AG an? Immerhin hatte eine Ratingagentur in der „Euro am Sonntag“ im August eine stärkere Eigenkapitalposition angeregt.

Kirsten: Ein Börsengang steht nicht auf der Agenda. Die grundsätzliche Eigenmittelausstattung ist außerdem sehr solide und eher über dem Durchschnitt im Mittelstand. Aber es ist schon richtig: Ich möchte die Tür zum Kapitalmarkt gerne offen lassen. Denn allein die Möglichkeit, sich dort zu finanzieren, eröffnet zusätzlichen Spielraum. Außerdem fühlen wir uns einfach auch unseren Investoren, die uns vielfach seit 2012 in der Anleihe begleiten, verpflichtet.

www.4investors.de: Mit China und den USA sind zwei wichtige Golfsport-Märkte nicht gerade von guter Konsumstimmung geprägt, dazu kommt das schlechte Sommerwetter. Wie macht sich das im Geschäftsverlauf bei Golfino in diesem Jahr bemerkbar?

Kirsten: In den USA und in China bieten sich uns großartige Chancen und Wachstumspotentiale. In China ist die Begeisterung für Golf hoch, Japan und Korea zeigen, welchen Schwung der Golfsport in einem asiatischen Land aufnehmen kann. Die USA sind natürlich die momentan größte Golfspielernation, aber vielleicht lösen die Chinesen sie irgendwann ab. In Amerika wird besonders das Preis-/Leistungsverhältnis geschätzt und Golfino hat bereits große Anfangserfolge im Verdrängungswettbewerb erzielt. Und für unsere Investoren ist wichtig, dass wir die Vorarbeiten für die erfolgreiche Expansion in den USA und China schon geleistet haben.

Unser Geschäftsjahr ist gerade am 30. September zu Ende gegangen. Leider kann ich in diesem frühen Stadium noch nichts zu den Finanzzahlen sagen. Wir haben aber zuletzt ein flächenbereinigtes Umsatzplus von 3 Prozent in unseren eigenen Läden und ein Plus im Auftragseingang des Großhandels für die Saison Herbst/Winter um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum melden können. Der Online-Handel entwickelt sich sehr gut. Der Sommer in Europa war jedoch leider verregnet, was zusammen mit zeitlich verzögerten neuen Stores insgesamt dagegen lief. Für das Geschäftsjahr 2015/2016 rechne ich mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau, was im Gesamtbild in Ordnung wäre.

www.4investors.de: Das Wetter hat vielen Unternehmen aus der Konsumbranche nicht nur in diesem Jahr schwer zugesetzt. Wie sehr gefährden die weltweit zunehmenden Wetterkapriolen Golfino als Unternehmen, das vom Freiluftsport abhängig ist, und wie reagieren sie darauf?

Kirsten: Die wirkungsvollste Waffe gegen schlechtes Wetter ist die regionale und internationale Diversifikation. Vielleicht internationalisieren wir eines Tages sogar noch stärker auf der Südhalbkugel. Insgesamt werden Sie mich aber nicht über das Wetter lamentieren hören – denn wir machen nun einmal Freiluft-Sport und nehmen es, wie es kommt. Mit unserer Funktionskleidung können wir sogar von schwierigen Wetterbedingungen profitieren.

www.4investors.de: In diesem Jahr haben sie zuletzt in NRW, Shanghai und Florida neue Shops eröffnet. In welchen Regionen der Welt wollen sie zukünftig vor allem expandieren?

Kirsten: Die globale Präsenz ist für uns von zentraler Bedeutung. Aktuell liegt ein Wachstumsschwerpunkt in den USA. Dort herrscht eine große Dynamik. Der von Ihnen erwähnte Shop in Florida ist da ein wichtiger Baustein. China konsolidieren wir etwas – auch wenn ich vom dortigen Potenzial unverändert überzeugt bin. Insgesamt bevorzugen wir bei der internationalen Expansion in der Anfangsphase eher den Großhandel und das Online-Geschäft. Der eigene stationäre Einzelhandel, der ja mittel- und langfristig Kapital bindet, kommt erst ins Spiel, wenn wir uns eines Erfolges sicher sind.

www.4investors.de: Welche Rolle spielt das Online-Geschäft für ihre Planungen?

Kirsten: Unser Online-Shop auf www.golfino.com macht uns sehr viel Freude. Er wächst sehr stark und wir verdienen dort bereits Geld. Wir haben dort in 2014/15 rund 3 Prozent des Umsatzes erzielt. Dank unseres richtig gut aufgestellten Teams erwarte ich jährliche Wachstumsraten von 40 Prozent bis zu einem Umsatzanteil von rund 10 Prozent, das kann auch schneller gehen und mehr werden. Wir werden in Zukunft verstärkt gezielte Länderstores mit nationalen Inhalten und einer Vernetzung zum stationären Handel etablieren.

www.4investors.de: Der Golfer Martin Kaymer hat bei den Olympischen Spielen in Rio für Furore gesorgt. Spüren sie das in ihrem Alltagsgeschäft?

Kirsten: Insgesamt tut es dem weltweiten Golfmarkt gut, eine junge und erfolgreiche Generation von Golfspielern zu haben. Europäische Spieler wie beispielsweise Kaymer und Willet oder Fowler und Spieth in den USA, um nur einige wenige zu nennen, sind gute Botschafter für den Golfsport. Und sie begeistern auch wieder viele junge Menschen für Golf – das ist wichtig. Davon profitiert der Markt auch mittelfristig – und somit wir.