4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Euro - Währung

Nord LB – BIP Euroland: Mäßige Dynamik im Frühjahr – Stimmung trotzt bislang Brexit

29.07.2016 12:18 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Vor wenigen Minuten hat die europäische Statistikbehörde Eurostat ihre erste Schätzung zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone im zweiten Quartal veröffentlicht. Demnach erhöhte sich das preis- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Währungsunion um 0,3% im Vergleich zum Vorquartal. Die Jahresrate ging im Frühjahr leicht auf 1,6% Y/Y zurück. Dies entspricht weitgehend den Erwartungen der zuvor von Bloomberg befragten Analysten. Die heutige Schnellschätzung basiert auf der Angabe von 17 EU-Mitgliedsstaaten, die zusammen für rund 94% der Wirtschaftsleistung der Eurozone stehen. Eurostat publiziert erst zum zweiten Mal eine Schnellschätzung bereits 30 Tage nach dem Ablauf des betrachteten Berichtszeitraums. Eine Revision der Vorquartale erfolgt hierbei standardmäßig noch nicht.

Die vergleichsweise nur mäßige Expansion im II. Quartal sollte nicht als ein Indiz für eine konjunkturelle Abkühlung gewertet werden. Vielmehr war das Wachstum im I. Quartal durch Einmal- und Sondereffekte überzeichnet. So hatte beispielsweise der milde Winter in Deutschland zu einem Vorziehen der sonst üblichen Frühjahrsbelebung – vor allem im Bausektor – in das erste Quartal geführt. Dieser übliche Impuls fehlte dementsprechend im Frühjahrsquartal.

Für Deutschland gibt das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung der Öffentlichkeit erst in zwei Wochen bekannt. Wir gehen von einem deutlich geringeren Expansionstempo aus. Die schwache Entwicklung der Industrie- und Bauproduktion bis zum Mai bestätigen bereits, dass es zu einer deutlichen Korrektur der Sondereffekte des I. Quartals gekommen ist. Die Signale für den Privaten Konsum sind uneinheitlich: Einem leichten Rückgang der Einzelhandelsumsätze (-0,3% Q/Q) steht eine deutliche Ausweitung der PKW-Neuzulassungen (+9,4% Y/Y) gegenüber.

Die Entwicklung in den übrigen Ländern fiel gemäß den bislang vorliegenden Daten recht unterschiedlich aus. Je stärker Sondereffekte im I. Quartal gewirkt hatten, desto ausgeprägter fiel die Abkühlung im Frühjahr aus. In Frankreich legte der Aufschwung nach drei guten Quartalen eine Pause ein. Hierbei dürften auch die Streiks im Mai und Juni einen dämpfenden Effekt gehabt haben. Im dritten Quartal sollte hier die Dynamik aber wieder anziehen. Auch in Österreich stagnierte die Wirtschaftsleistung im II. Quartal, während Spanien (+0,7%) und Belgien (+0,5%) kräftige Wachstumsraten zum Vorquartal auswiesen.

BIP-Zahlen sind grundsätzlich der Blick in den Rückspiegel. Viel spannender ist aber der Blick nach vorne. Zwar hat sich der Nebel der Ungewissheit durch das Brexit-Votum noch nicht gelichtet. Erste Ergebnisse zum Unternehmens-  und Verbrauchervertrauen sind aber ermutigend. Der Economic-Sentiment-Indikator kletterte im Juli sogar leicht auf 104,6 Punkte. Ähnlich ist das Bild bei den wichtigsten nationalen Indikatoren – einzig die Finanzmarktexperten (ZEW, sentix) waren pessimistisch. Die EZB tat offensichtlich gut daran, im Juli nicht hektisch zu agieren, sondern erst noch weitere Daten abzuwarten. Auch wenn es für eine Entwarnung noch zu früh ist: Ein konjunkturelles Schockereignis sieht anders aus!

Fazit: Die konjunkturelle Dynamik hat sich in der Eurozone im Frühjahr wie von uns erwartet verringert. Das reale Bruttoinlandsprodukt wuchs um 0,3% gegenüber dem Vorquartal, die Jahresrate verringerte sich leicht auf 1,6%. Sonder- und Einmaleffekte zum Jahresauftakt hatten aber die Expansionsmöglichkeiten für das II. Quartal begrenzt. Insofern stellen die heutigen Zahlen eher eine Normalisierung als eine konjunkturelle Abkühlung dar. Für das Gesamtjahr bleiben wir bei unserer Wachstumsprognose von 1,5% für 2016. Das Brexit-Votum hat die Risiken zwar erhöht. Ob sich diese jedoch merklich materialisieren, darf angesichts der erstaunlichen Widerstandskraft der Märkte und der robusten Julizahlen bei den meisten Frühindikatoren inzwischen vorsichtig angezweifelt werden.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - Euro - Währung

28.02.2023 - EZB hebt stetig Zinsen an: Notwendig zur Inflationsbekämpfung – Währungen sc ...
18.12.2021 - Ausblick auf die Konjunktur 2022: Stabile Großwetterlage - mit einigen Wolken - ...
25.10.2021 - Aktien: Noxxon Pharma , die Eurozone und Hochspannung im Depot - das 4investors- ...
13.07.2015 - Griechenland-Krise: Weißer Rauch aus Brüssel - DAX und Euro gewinnen deutlich ...

DGAP-News dieses Unternehmens