Raiffeisen: Brexit, Deutsche Börse, China und Staatsanleihen im Blickpunkt

Österreich stockte gestern zwei Anleihen mit Laufzeitende Oktober 2026 bzw. Juli 2027 auf (AT0000A1K9C8 bzw. AT0000383864). Es wurden jeweils EUR 550 Mio. aufgenommen. Die Durchschnittsrendite der Emission lag bei 0,149 % bzw. 0,119 %. Deutschland stockte eine inflationsindexierte Anleihe mit Laufzeit bis April 2046 um EUR 500 Mio. auf (DE0001030575). Die durchschnittliche Emissionsrendite lag bei -0,76 %. Für heute plant Deutschland die Aufstockung einer Anleihe mit 2-jähriger Restlaufzeit (DE0001104644). Es sollen EUR 4 Mrd. aufgenommen werden. Die durchschnittliche Emissionsrendite erwarten wir bei -0,67 %. An den Märkten bleibt die Risikoaversion groß. Insbesondere die Sorgen vor den möglichen negativen Auswirkungen des EU-Austritts Großbritanniens verunsichern die Marktakteure. Das britische Pfund ist zum Dollar auf den tiefsten Stand seit 1985 gefallen. Die Rendite der zehnjährigen amerikanischen bzw. deutschen Staatsanleihe markiert mit 1,35 % bzw. -0,18 % ein Allzeittief. Konjunkturdaten spielten für das Marktgeschehen auch gestern keine Rolle. Erst der US Arbeitsmarktbericht am Freitag hat wohl das Potenzial, Einfluss auf die Finanzmärkte auszuüben. Dennoch sollte man den heute anstehenden ISM Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe in den USA nicht übersehen. Er wird wertvolle Informationen über den Zustand der US Konjunktur liefern. Dem Protokoll der FOMC-Zinssitzung messen wir dagegen keine Bedeutung bei, da die Zinssitzung vor dem Brexit-Referendum stattfand.

Aktienmärkte
Neuerliche Sorgen um die Auswirkungen des Brexit haben die US-Aktienmärkte am gestrigen Dienstag auf Talfahrt geschickt. Auslöser war die Nachricht, dass bei mittlerweile drei Immobilienfonds britischer Vermögensverwalter der Handel mangels Liquidität infolge von Mittelabflüssen ausgesetzt werden musste. Beim geplanten Zusammenschluss der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange wurde gestern die Gründung einer Doppel-Holding ins Spiel gebracht. Mit Nebenabreden zum offiziellen Fusionsangebot, welches aus juristischen Gründen nicht mehr verändert werden kann, sollen die Bedenken der Aufseher (Bafin) beigelegt werden, wonach die Ansiedelung der fusionierten Börse nach dem Brexit außerhalb der EU nicht akzeptabel wäre. Die EZB forderte die Banca Monte dei Paschi di Siena (gestern -19,4 %) auf, die notleidenden Kredite schneller als geplant zu reduzieren. An den europäischen Börsen ist ersten Indikationen zufolge mit einem negativen Handelsstart zu rechnen.

Credit Märkte
Gestern zeigte sich der Primärmarkt sehr aktiv. Agencies: Die Kommunekredit stockte ihre 2020 fällige Anleihe um EUR 550 Mio. (akt. Gesamtvolumen EUR 1,25 Mrd.) bei MS-5 BP auf. Die KfW erhöhte einen ausstehenden Bond (Fälligkeit 2026) um EUR 1 Mrd. Das Pricing lag bei MS-25 BP (akt. Gesamtvolumen EUR 5 Mrd.) Bei den Unternehmensanleihen preiste sowohl Total eine Dualtranche (A: EUR 1,25 Mrd, 7J, MS +28 BP; B: EUR 1,5 Mrd., 12J, MS+43 BP) als auch ASML (A: EUR 500 Mio., 6J, MS+75 BP; B: EUR 1 Mrd., 10J, MS+115 BP). Auch am österreichischen Anleihenmarkt gab es mit CA Immo (5J, EUR 140 Mio., MS+205,5 BP) eine Neuemission. Die nächste Anleihe aus dem Immobiliensektor wird von BEFIMMO erwartet.

Emerging Markets
Brasilien berichtet heute einige Daten der zweiten Reihe, wie Autoproduktion und Autoverkäufe, sowie Kapazitätsauslastung und Konsumentenvertrauen. Für China stehen morgen die Fremdwährungsreserven am Kalender, wobei diese aufgrund der zuletzt gesehenen Abwertung des Yuan zum USD erhöhte Aufmerksamkeit erhalten werden. Der Yuan notiert heute bei 6,69 zum USD und damit in der Nähe des schwächsten Wertes seit Jahresanfang. Der HSCEI liegt aktuell im Minus, die chinesischen Festlandbörsen Großteils im Plus.

Zentraleuropa / Osteuropa
- HU: Rekordbudgetüberschuss im 1. Quartal deutet auf weitere Lockerung hin
- PL: Reform des Pensionssystems und Gesetzesentwurf zur Umwandlung von Fremdwährungsdarlehen ohne Einfluss auf Rating von Polen
- PL: IWF überprüft Ausblick für Polen
- PL: Geldpolitischer Ausschuss sollte abwartend bleiben
- RO: Unerwartete Abschwächung der Einzelhandelsumsätze im Mai
- RU: Juni-Inflation erwartungsgemäß angestiegen
- HR: Wachstum des Einzelhandels um 3,9% p.a. im Mai

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB). Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!