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Commerzbank: So reagieren Anleger auf den Brexit

24.06.2016 09:23 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Michael Barck / www.4investors.de.

Die britische Bevölkerung hat sich mit überraschend großer Mehrheit und entgegen den Markterwartungen für einen Ausstieg aus der Europäischen Union entschieden. Auch wenn sich damit kurzfristig nichts am aktuellen Status Quo ändert, ist dies wirtschaftlich, politisch und auch marktseitig eine „Lose/Lose-Situation“ für Großbritannien und die verbleibenden EU-Staaten. Die konjunkturellen Folgewirkungen dürften – auch schon vor dem formellen EU-Austritt - vor allem für die Insel spürbar werden, auch wenn wir keinen Rückfall in die Rezession erwarten. Für die kontinentaleuropäische Konjunktur rechnen wir angesichts der erhöhten Unsicherheit ebenfalls mit Bremsspuren. Diese dürften sich aber mit -0,3 bis -0,4%-Punkten beim BIP-Wachstum auf einem überschaubaren Niveau bewegen. Da die Märkte in den vergangenen fünf Handelstagen ein positiveres Szenario eingepreist haben, erwarten wir heute deutliche Kursabschläge von 8-12% an den europäischen Aktienmärkten und beim britischen Pfund. Wie würden wir uns am heutigen Tag positionieren?

1. Nicht in Panik verfallen! Großvolumige Verkäufe von Aktienpositionen sind bei mittelfristigem Anlagehorizont nicht sinnvoll. Zwar kann es im Rahmen einer Übertreibung nach unten auch in den nächsten Tagen noch einmal zu Kursabschlägen kommen, insbesondere für die kontinentaleuropäischen Aktienmärkte dürften die langfristigen Folgewirkungen aber nur verhalten negativ ausfallen.

2. Aktienquote heute (noch) nicht aufstocken! Die Märkte werden einige Tage benötigen, um das Brexit-Szenario einwerten zu können. Von daher besteht heute keine Eile, die Aktienquote unmittelbar wieder aufzustocken.

3. Depotaufstellung überprüfen! Die von uns als „Brexit-Hedge“ empfohlenen Anlagen Gold und US-Dollar sollten auch nach der bereits gezeigten positiven Kursreaktion in keinem Portfolio fehlen.


Zinsen und Anleihen


Deutschland: Ifo-Geschäftsklima (Juni), 10:00 Uhr
USA: Aufträge, langlebiger Güter (Mai), 14:30 Uhr

Die Mehrzahl der Briten hat gestern für einen Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union gestimmt. Da laut den Umfragen zuletzt eher die EU-Befürworter die Nase vorn hatten, hat das Ergebnis viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Während der Nacht kam es bereits zu massiven Kursverlusten an den asiatischen Märkten. Das britische Pfund wertete gegenüber dem Euro zeitweise über 8% ab. Die Anleger flüchten in sichere Papiere – wie z.B. Bundesanleihen. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen fiel heute früh tief in den negativen Bereich und liegt derzeit bei -0,15%. Auch US-Treasuries sind gefragt. Der heutige Handelstag dürfte weiter turbulent verlaufen. Es fällt schwer, der Entscheidung der Briten etwas Positives abzugewinnen. Wahrscheinlich wird die EU den Briten aber einen Zugang zum Binnenmarkt anbieten. Über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) haben Norwegen, Liechtenstein und Island bereits einen solchen Zugang. Sie können die Regeln des EWR nicht mitbestimmen, zahlen aber an die EU für ihre Mitgliedschaft. Mit der Schweiz wird der Zugang zum Binnenmarkt über bilaterale Abkommen geregelt. Die negativen, realwirtschaftlichen Folgen werden sich für Großbritannien erst nach und nach einstellen. Auch für den Rest der Europäischen Union ist der Brexit ein schmerzhafter Verlust. Die Briten haben stärker als andere Länder liberale Positionen verteidigt und versucht, den staatlichen Einfluss – auch der EU-Institutionen – zu begrenzen. Die EU steht nun am Scheideweg. Ihre Gegner dürften nicht zuletzt in Frankreich und Deutschland weiter Zulauf haben. Vielleicht wird man daher in Berlin und Paris stärker national denken. Paradoxerweise können die aktuellen Probleme – die zum Erstarken der EU-Gegner führten – aber nur mit einer stärkeren Gemeinschaft gelöst werden.

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Nun also doch: Der sogenannte „Brexit“, also das Ausscheiden Englands aus der Europäischen Union, scheint den jüngsten Auszählungen nach beschlossene Sache zu sein und stürzt die Finanzmärkte heute Morgen in heftige Turbulenzen. Das britische Pfund büßte ggü. dem US-Dollar in der Spitze um mehr als 10 Prozent ein. Der japanische Yen, der in Krisenzeiten weiterhin als sicherer Hafen fungiert, wertete ggü. dem Greenback zeitweise um fast 6,5 Prozent auf. Der Euro wiederum büßte heute Morgen um rd. 3 Prozent ggü. dem US-Dollar ein. Natürlich gab es nicht nur an den Devisenmärkten ungewöhnlich starke Ausschläge. Auch an den Aktienmärkten in Fernost kam es zu starker Nervosität. Aufgrund der kräftigen Aufwertung des Yen brach der Nikkei 225-Index um rd. 8% ein und sank damit auf das Jahrestief vom 12. Februar bei rd. 14.865 Punkten zurück. Die anderen Börsen in Asien verzeichneten Kursverluste von bis zu 4,5%. Am besten hielten sich noch die festlandchinesischen Aktienmärkte. So sank der Shanghai A-Index eine Stunde vor Handelsschluss lediglich um rd. 1%. Die Flucht in Sicherheit bescherte dem Goldpreis ein Plus von rd. 5%. Der deutsche Aktienmarkt dürfte damit ebenfalls kräftig unter Druck stehen. Erste Indikationen deuten auf ein Minus beim Dax von möglicherweise gut 10% hin. Mit einem hatten die meisten Analysten zu Jahresbeginn zumindest Recht: Sie prognostizierten eine hohe Volatilität. Dies ist eingetreten. So sank der Dax im Juni zunächst um rd. 8,5%, bevor er dann bis zum gestrigen Tag um fast 10% vom Junitief anzog. Die Gewinne der vergangenen fünf Handelstage sind damit im wahrsten Sinne des Wortes schon wieder Geschichte. Die kommenden Tage dürften sehr turbulent werden. Es bleibt zumindest zu hoffen, dass die US-Börsen heute ein wenig besonnener reagieren und somit wenigstens einen kleinen Stabilitätsanker darstellen werden. Goodbye England!

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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