PANTALEON Entertainment: „PANTAFLIX könnte eine Revolution im Bereich Unterhaltung auslösen“

Die börsennotierte PANTALEON Entertainment ist nicht nur als Produzent von „You Are Wanted“, der ersten deutschen Amazon Originals Serie, in den Schlagzeilen. In Kürze startet der globale Rollout der Video-on-Demand-Plattform PANTAFLIX, die nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit ein völlig neues Vertriebsmodell für die Filmbranche schafft. „Wir leisten echte Pionierarbeit“, so PANTALEON-Vorstandschef Dan Maag im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Im Interview mit dem Firmenlenker geht es um das „Netflix für Auswanderer“, die „hervorragende“ Zusammenarbeit mit Amazon und Kursziele von bis zu 106,00 Euro je Aktie.


www.4investors.de: Der Start Ihrer Video-on-Demand Plattform „PANTAFLIX“ steht kurz bevor. Wann steht der offizielle Launch an?

Maag: Die technologische Entwicklung ist abgeschlossen, in den vergangenen Monaten wurden noch relevante steuerrechtliche Themen und Aspekte des Digital Rights-Management geklärt, die aufgrund des globalen Geschäftsmodells von PANTAFLIX nicht trivial waren. Gegenwärtig wird das Design auf den letzten Stand gebracht, sodass einem Start in den nächsten Wochen nichts mehr entgegensteht.

www.4investors.de: Der Name lässt einen Netflix-Klon vermuten. Ist dem so?

Maag: PANTAFLIX ist eine grundlegend neuartige und innovative VoD-Plattform, die sich als Ergänzung zu allen bestehenden Anbietern sieht. Sie ist innovativ, da sie grundsätzlich jedem Filmemacher zum ersten Mal überhaupt ermöglicht, mit nur wenigen Klicks den eigenen Kinofilm einem weltweiten Publikum anzubieten. Was einfach klingt, könnte eine Revolution im Bereich Unterhaltung auslösen: Bislang gibt es für viele Auswanderer oder Migranten keine digitale Möglichkeit, Kinofilme aus ihrem Heimatland legal zu konsumieren.

www.4investors.de: Warum sollten Rechteinhaber ihren Film gerade über PANTAFLIX vermarkten?

Maag: Die bisherigen Streamingdienste sind nach unten hin geschlossen, dass bedeutet, dass ein einzelner Filmemacher gar nicht die Möglichkeit hat, seinen Film hochzuladen und über die Plattform anzubieten. Es sind immer Vertriebsstrukturen wie die großen Studios und Weltvertriebe dazwischengeschaltet, was den Erlösanteil deutlich mindert. Wir bringen den Produzenten mit PANTAFLIX dagegen die vollständige Autonomie. Sie können selbst entscheiden wann, wo und für welchen Preis sie ihren Film weltweit anbieten wollen. Dabei legen wir höchsten Wert auf größtmögliche Transparenz bei der Abrechnung. Ein Produzent kann dabei im Backend in Echtzeit sehen, von wie vielen Leuten sein Film gerade in Schweden angesehen wurde und wie viel er dafür bekommt. Und dieses Geld steht ihm dann direkt zur Verfügung, nicht erst ein Jahr später. Bei den Subskriptionsmodellen der etablierten Anbieter lässt sich für den Produzenten nicht wirklich nachvollziehen, wie der am Jahresende ausgezahlte Anteil zustande gekommen ist.

www.4investors.de: Können die bestehenden Video-on-Demand-Marktteilnehmer ihr Produkt nicht einfach selbst um diese Funktionalität erweitern?

Maag: Das Geschäftsmodell der bestehenden VoD-Plattformen ist vollkommen anders. Die großen Streamingdienste kaufen von den Studios Rechtepakete für einzelne Territorien und machen diese Kaufentscheidung abhängig von ökonomischen Gesichtspunkten. Daher ist beispielsweise eine deutsche Komödie auf dem amerikanischen Markt einfach nicht relevant. Es gibt dort zwar immerhin eine Million deutschsprachige Menschen, aber bei etwa 320 Millionen Einwohnern spielt das für die dortigen Anbieter keine Rolle. Da jeder Rechteerwerb ökonomisch gerechtfertigt werden muss, können die großen VoD-Anbieter gar nicht anders als immer nur Produkte für eine möglichst breite Konsumentenmasse einzukaufen. Dies hat zur Folge, dass rund 90 Prozent der weltweit produzierten Kinofilme keine Verwertung außerhalb ihres Heimatmarktes erfahren. Darunter befinden sich fantastische nationale Blockbuster, zu denen Konsumenten weltweit trotz Nachfrage keinen Zugang haben.

www.4investors.de: Die Presse betitelte PANTAFLIX kürzlich als „das Netflix für Auswanderer“. Handelt es sich bei PANTAFLIX aufgrund dieser Fokussierung nicht um einen Anbieter für einen Nischenmarkt?

Maag: Schon unsere konservativen Berechnungsmodelle zeigen, dass wir von einem überaus großen Markt sprechen, der bislang völlig vernachlässigt wurde und in den PANTAFLIX als „First Mover“ eintreten wird. Unsere „Nische“ sind sozusagen mehrere hundert Millionen potenzielle Kunden weltweit. Wenn man sich die relevantesten globalen Achsen anschaut, dann verdeutlichen schon die 55 Millionen in den USA lebenden Hispanics sowie die über 40 Millionen außerhalb Chinas lebenden Chinesen das Potenzial des Marktes. Doch zum Markt für PANTAFLIX muss man neben Auswanderern natürlich insbesondere die gleichsprachigen Achsen zählen. So gibt es beispielsweise in Mexiko eine wunderbare Kino-Kultur, deren nationale Produktionen man häufig nicht in Spanien konsumieren kann, obwohl in beiden Ländern die gleiche Sprache gesprochen wird.

www.4investors.de: Welchen Anteil an Umsatz und Ertrag der PANTALEON-Gruppe wird PANTAFLIX in den nächsten Jahren haben?

Maag: Wir haben unsere internen Planungen hierzu bislang nicht veröffentlicht. Aufgrund der extremen Skalierbarkeit in einem der am schnellsten wachsenden Märkte der Unterhaltungsindustrie verfügt das globale Geschäftsmodell von PANTAFLIX aber über das Potenzial, bereits binnen kurzer Zeit unserem bisherigen Kerngeschäft den Rang abzulaufen.

www.4investors.de: Sie sprechen Ihr Kerngeschäft an, dort haben Sie vor kurzem zwei neue Produktionen gestartet: Mit Spannung blicken Serienfans dabei auf „You Are Wanted“, die erste deutsche Amazon Originals Serie. Welche Bedeutung hat diese Produktion für PANTALEON?

Maag: Die Produktion von „You Are Wanted“ gemeinsam mit unserem langjährigen Partner Warner Bros. für Amazon Prime ist für uns ein wichtiger Meilenstein. Die hohe strategische Relevanz wird besonders deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass „You Are Wanted“ nicht nur die erste deutsche Amazon Originals Serie ist, sondern die erste deutsche Serie eines Video-Streaming-Dienstes überhaupt. Wir leisten also auch in unserem Kerngeschäft echte Pionierarbeit.

www.4investors.de: Die Zusammenarbeit mit Amazon, ist das eine einmalige Sache oder könnte es auch zu einer dauerhaften – und für beide Seite lohnenden – Kooperation führen?

Maag: Sicher werden Sie verstehen, dass wir uns in einem partnerschaftlichen Umfeld mit Warner und Amazon sehr wohlfühlen, gerade auch vor dem Hintergrund möglicher weiterer Themen. Auch wenn ich zum jetzigen Zeitpunkt aus verständlichen Gründen nicht mehr dazu sagen möchte, so freue ich mich Ihnen sagen zu können, dass die Zusammenarbeit hervorragend läuft und im Idealfall nur der Anfang einer gemeinsamen Reise ist.

www.4investors.de: Die Analysten von SMC Research trauen Ihnen – trotz der geplanten Investitionen in den globalen Rollout von PANTAFLIX – bereits im kommenden Jahr den Sprung in die Gewinnzone zu. Wie realistisch ist diese Prognose?

Maag: Vor dem Hintergrund des Potenzials von PANTAFLIX können wir die Annahmen der Analysten von SMC Research durchaus nachvollziehen, obwohl unser strategisches Ziel in erster Linie eine massive Marktdurchdringung durch PANTAFLIX und nicht eine kurzfristige Profitabilität sein muss. Wir haben ja bereits im vergangenen Geschäftsjahr, in dem wir unsere Erträge aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit um 156 Prozent auf 20,3 Millionen Euro gesteigert haben, einen operativen Gewinn erzielt – und das trotz der Investitionen in PANTAFLIX und den damit verbundenen Anlaufkosten.

www.4investors.de: Auf Börseninformationsportalen im Internet kann man mittlerweile sehen, dass sich neben Vermögensverwaltungen auch renommierte Investoren wie Allianz Global Investors oder Signal Iduna Asset Management an der PANTALEON Entertainment beteiligt haben. Gibt es weitere Pläne zur Erhöhung des Free-Floats?

Maag: Wir freuen uns sehr über die hohe Qualität unseres Aktionariats und das zusätzliche Netzwerk, das wir über neue Investoren erhalten. Letztendlich stehen wir aber auch hier noch am Anfang einer Entwicklung, die gerade erst begonnen hat. Auch wenn die Mehrheit der Deutschen unsere Produkte aus dem Kino kennen, so ist der Bekanntheitsgrad unserer Gesellschaft am Kapitalmarkt noch sehr gering. Hier geht es uns in nächster Zeit nicht um eine Erhöhung des Free-Floats, sondern um eine transparente Information über Chancen und Perspektiven der Gesellschaft.

www.4investors.de: Anfang Juni wurde die PANTALEON-Aktie in den renommierten MSCI Germany Index aufgenommen. Profitieren Sie bereits von dieser Indexaufnahme?

Maag: Wir sehen einen deutlich liquideren Handel in der Aktie und werden so insbesondere für institutionelle Investoren attraktiver. So wissen wir beispielsweise von interessierten Investoren, die sich mit dem Aufbau einer ersten Position auseinandersetzen, da der aufkommende liquidere Aktienhandel Vorgabe ihrer Anlagestatuten ist – auch hier also eine schöne Entwicklung, wenngleich noch in einem frühen Stadium.

www.4investors.de: Die Kursziele der Researchhäuser liegen aktuell bei 94,50 Euro bzw. 106,00 Euro je Aktie. Haben die Analysten zu offensiv gerechnet oder hat die Börse das Potenzial von PANTALEON noch nicht erkannt?

Maag: Es ist sicher richtig, dass wir an der Börse noch ein Schattendasein führen und uns nur die wenigsten Anleger überhaupt kennen. Mit dem bevorstehenden Rollout von PANTAFLIX dürfte sich das aber nachhaltig ändern. Wenn man in Kürze Filme auf PANTAFLIX anschauen kann und Investoren sich so selbst ein Bild von der großartigen Funktionalität und dem Potenzial der Plattform machen können, dürfte es auch zu einer Neubewertung unserer Gesellschaft kommen.