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Decheng Technology: „Der Börsengang ist erst der Anfang“

09.06.2016 06:36 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Xiaofang Zhu, Vorstandschef von Decheng Technology, im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Decheng Technology.

Am 28. Juni will Decheng Technology an die Börse gehen. Noch bis zum 20. Juni können Investoren die Papiere des Spezialchemie-Unternehmens ordern. Beim Börsengang liegt der Ausgabepreis je Aktie bei 3,50 Euro. Insgesamt werden 3 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung angeboten.

Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Xiaofang Zhu, Vorstandschef von Decheng Technology, wie das Geld investiert werden soll. Er erläutert die Gründe für ein IPO in Deutschland und macht deutlich, wie sehr er Deutschland schätzt. Zhu ist zudem auf der Suche nach deutschen Kooperationspartnern. Auch das ist ein Grund für den Börsengang in Frankfurt. Die Fehler anderer Unternehmen aus China will er dabei nicht machen.


www.4investors.de: Decheng Technology ist bisher in Deutschland eine unbekannte Größe. Stellen Sie Ihr Unternehmen bitte in drei Sätzen vor!

Zhu:
Decheng besteht seit 2001, ist im Süden Chinas ansässig und stellt Polyurethanharze und weitere ergänzende Produkte her. Unsere Produkte dienen dazu, Textilien oder Leder funktionserweiternde Eigenschaften wie Atmungsaktivität, Wasserdichtigkeit oder Flammbeständigkeit zu verleihen. Mit unseren über 120 Mitarbeitern haben wir 2015 einen Umsatz von umgerechnet fast 70 Millionen Euro erzielt.

www.4investors.de: Sie sind im Bereich der Polyurethanharze aktiv. Den meisten Investoren dürfte dieser Stoff unbekannt sein. Was ist das und was kann man damit machen?

Zhu:
Lassen Sie es mich so sagen: Wenn Sie bei einem Wolkenbruch in Ihrem Zelt nicht nass werden, das helle Ledersofa in Ihrem Wohnzimmer trotz Sonneneinstrahlung nicht vergilbt, Sie mit einem atmungsaktiven Trikot joggen gehen, Ihre Badehose nach einem Sprung in den Pool schnell trocknet und Sie keinen Wassereinbruch in Ihren Schuhen haben, wenn Sie mal in eine Pfütze treten – dann liegt das auch an unseren Produkten.

www.4investors.de: Wer sind Ihre Kunden?

Zhu:
Unsere Kunden sind Unternehmen, die Textilien und Leder bzw. Kunstleder herstellen und dabei unsere Produkte in ihrem Fertigungsprozess integriert haben. Deren Produkte werden dann wiederum zur Herstellung der eben genannten Endprodukte verwendet. Sie wissen ja vielleicht, dass über 60 Prozent aller Schuhe weltweit in China produziert werden.

www.4investors.de: Warum gehen Sie in Deutschland an die Börse?

Zhu:
Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist Deutschland quasi das Mutterland der Polyurethanharze, zum anderen haben Deutschland und „Made in Germany“ in China einen besonders guten Klang. Durch das große Know-how in Deutschland ist der Standort für uns attraktiv, denn wir wollen in Zukunft auch mit deutschen Forschungseinrichtungen und Chemieunternehmen bei Forschung und Entwicklung kooperieren. Das fällt uns leichter, wenn wir ein Standbein vor Ort haben. Vor allem aber sind der deutsche Markt und die deutsche Börsenlandschaft mit ihren hohen Anforderungen an Transparenz und Seriosität für uns attraktiv. Und schließlich ist in Deutschland mit seiner starken und historisch gewachsenen Chemie-Industrie das Verständnis der Investoren für unsere Branche größer als in anderen Ländern.

www.4investors.de: Vor ihrem IPO hat es eine Reihe von Börsengängen aus China gegeben, die gnadenlos gescheitert sind. Warum ist Decheng Technology anders als die Vielzahl der anderen chinesischen Gesellschaften, die man in Frankfurt gesehen hat?

Zhu:
Wir sind uns der Problematik durchaus bewusst, dass einige chinesische Unternehmen die Kommunikation nach dem Börsengang eingestellt haben. Daher werden wir, das heißt, meine Vorstandskollegen und ich, regelmäßig in Deutschland sein, an Veranstaltungen und Konferenzen teilnehmen und uns dem Informationsbedürfnis des Marktes und der Marktteilnehmer stellen. Darüber hinaus wird Decheng Technology nicht nur die Pflichtmaßnahmen der Kapitalmarktkommunikation erfüllen. Seien Sie versichert, wir wissen, wie wichtig Transparenz und der ständige Dialog mit Investoren, Analysten und Medien ist.

www.4investors.de: Wie werben Sie um das Vertrauen der Anleger?

Zhu:
Mit Transparenz, Kommunikation und nicht zuletzt mit unserem Geschäftsmodell.

www.4investors.de: Sie suchen Partner in Deutschland und in Italien. Wie sieht Ihre realistische Wunschliste aus?

Zhu:
Ich bitte um Ihr Verständnis, dass wir über mögliche Partnerschaften im Vorhinein nicht öffentlich sprechen wollen. Es gibt auch gar keine „Wunschliste“. Damit solche Partnerschaften funktionieren, müssen sie sinnvoll für alle Beteiligten sein. Wir beobachten auf jeden Fall die Branche und sobald etwas in dieser Richtung in trockenen Tüchern ist, werden Sie von uns hören.

www.4investors.de: Welche Pläne haben Sie mit dem frischen Geld aus dem Börsengang?

Zhu:
Sie müssen wissen, dass wir uns in einem anspruchsvollen Umfeld bewegen: Unsere Kunden verbessern ständig die Eigenschaften ihrer Produkte. Daher bewegen sich die Produktzyklen im Bereich von drei bis fünf Jahren. Unsere Stärke ist, dass wir aufgrund der hohen Innovationskraft unserer F+E-Abteilung, in der übrigens mehr als 13 Prozent unserer Mitarbeiter tätig sind, immer neue, bessere Formeln für unsere Produkte entwickeln. Forschung, z.B. molekulare Polyurethan-Forschung, kostet Geld, wir wollen hier aber keineswegs sparen, sondern noch mehr tun. Daher werden wir die Hälfte des Emissionserlöses in F+E investieren. Der Rest verteilt sich mit 30 Prozent auf das Working Capital und 20 Prozent auf das Marketing.

www.4investors.de: Sie wollen in den kommenden Jahren ihre Kapazitäten erhöhen. Nimmt der Markt das problemlos auf?

Zhu:
Der Markt hat damit sicher keine Probleme, China ist immerhin der weltweit größte Textilexporteur. Wir sind in den letzten Jahren ja nicht allein durch unsere Produktinnovationen gewachsen, sondern haben auch von dem permanent ansteigenden Polyurethanharz-Konsum in China profitiert. Der chinesische Markt für Polyurethanharze ist in den letzten vier Jahren jeweils um über 8 Prozent jährlich gewachsen. Die Analysten gehen von einem weiteren Wachstum in den kommenden Jahren aus. Vergessen Sie nicht, China befindet sich in einer Phase des rasanten Wachstums der urbanen Bevölkerung. Semester für Semester verlassen gut ausgebildete Absolventen die Bildungseinrichtungen, die Einkommen steigen, das Wachstum speist sich immer mehr aus dem Konsum. Dazu kommt, dass China einen deutlich niedrigeren Pro-Kopf-Verbrauch an Polyurethanharzen hat als Europa oder die USA und hier eindeutig Nachholbedarf besteht.

www.4investors.de: Derzeit finden sich Ihre Produkte vor allem in Endprodukten aus den Bereichen Bekleidung und Möbel. Bleibt es bei diesen Schwerpunkten?

Zhu:
Nicht nur in diesen, sondern beispielsweise auch in Rucksäcken, Taschen und Autositzen. Wir wollen aus den oben genannten Gründen diesen Bereich weiter ausbauen und an der Marktdynamik partizipieren, denn Beschichtungen sind der größte Einzelmarkt für PU-Harze. Aber wir wollen mit unseren Produkten auch in die Breite gehen: So könnte beispielsweise der Markt für Hart- und Weichschäume interessant sein. Gerade bei der Isolation von Gebäuden haben PU-basierte Produkte Vorteile und der 13. Fünf-Jahres-Plan formuliert klare Zielvorgaben bei der Reduzierung des Energieverbrauchs. Dank unserer F+E-Kompetenz sind wir in der Lage, entsprechende Produkte zur Marktreife zu bringen.

www.4investors.de: Sie wollen in China einer der Marktführer für Polyurethanharz-Produkte werden. Wie weit ist es noch bis dahin?

Zhu:
Da haben wir sicherlich noch ein gutes Stück Weg vor uns. Man kann Marktführerschaft ja unterschiedlich interpretieren und wenn man zum Beispiel auf die Innovationskraft, die Reduzierung von Umwelteinflüssen oder den Arbeitsschutz abhebt, ist das Wegstück vielleicht schon ein wenig kürzer. Das belegen auch die zahlreichen Auszeichnungen und Preise, mit denen wir von offiziellen Stellen ausgezeichnet wurden. Aber ich will gar nicht verbergen, dass ich ambitioniert bin. Meine Lebenserfahrung hat mich jedenfalls gelehrt, dass man sich große Ziele setzen muss, wenn man vorankommen möchte.

www.4investors.de: Welche Dividendenpolitik streben Sie an?

Zhu:
Wir beabsichtigen, bereits 2017 eine Dividende auszuschütten. Abhängig von der künftigen Vermögens- und Ertragslage, der Geschäftsstrategie sowie dem Bedarf an liquiden Mitteln wollen wir auch in den Folgejahren regelmäßig Dividenden zahlen. Sie können es als Vertrauensvorschuss der bestehenden Hauptaktionäre – zu denen auch ich gehöre – werten, dass diese ihre Absicht erklärt haben, von 2017 bis 2019 auf ihre Dividendenrechte zu verzichten. Übrigens, die drei größten Altaktionäre der Decheng Technology AG, darunter auch ich, haben sich verpflichtet, ihre Anteile 36 Monaten lang zu halten. Auch das sind Maßnahmen, um das Vertrauen des Marktes und der Anleger zu gewinnen und zeigt, dass wir mit dem Unternehmen einiges vorhaben: Der Börsengang ist erst der Anfang.

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