Weberbank: Wenn nicht Aktien, was dann?
09.01.2015 16:16 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Wir wünschen allen unseren Lesern ein frohes und gesundes Jahr 2015. Und da wir uns auch in diesem Jahr wieder den wichtigsten Marktentwicklungen widmen, möchten wir Ihnen auch prosperierende Wirtschaftsentwicklungen, steigende Aktienkurse und, ganz wichtig, stabile Rentenmärkte wünschen. Ob der letzte Wunsch in Erfüllung geht, ist vermutlich am unsichersten; auch wenn die Rentenmärkte scheinbar nur noch steigen und in den vergangenen Tagen einen Rekord nach dem anderen erreicht haben. Selbst die Erwartung an weitere Maßnahmen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) rechtfertigt nur bedingt solch niedrige Renditen. Und weiter fallende unserer Ansicht erst recht nicht. Die aktuellen Niveaus spiegeln bereits Staatsanleihenkäufe in einem Ausmaß wider, wie sie von der amerikanischen (Fed) oder der japanischen Notenbank vorgenommen wurden. Beide haben ihre Bilanzsummen mehr als verdoppelt. Dagegen plant die EZB „nur“ eine Erhöhung um 50 Prozent. Ohne ein ähnlich aggressives Eingreifen in die Marktgleichgewichte ist ein Renditeniveau, welches sich bereits auf japanischen Tiefständen bewegt, nur schwer aufrecht zu erhalten. Daher fällt es uns schwer, eine Empfehlung für Investitionen in Anleihen weiter auszusprechen. Unseres Erachtens sollte eine klassische Laufzeitenstruktur, welche Anleihen mit vielen unterschiedlichen Restlaufzeiten beinhaltet, vermieden werden. Insbesondere Festzins-Papiere mit Fälligkeiten in den kommenden fünf Jahren würden wir durch variabel verzinsliche Anleihen ersetzen und diese mit länger laufenden Papieren, welche noch positive Realrenditen aufweisen, kombinieren. Konjunktur: Erstmalig wieder rückläufige Inflation seit der großen Finanzkrise Viel, viel eher, also genau jetzt, empfehlen wir Ihnen, sich mit Aktieninvestitionen auseinanderzusetzen. Trotz kurzfristiger Rücksetzer, die sicherlich auch durch die Sorgen vor einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone bedingt sind, sind wir für die weitere Entwicklung zuversichtlich gestimmt. Selbst im Falle eines Austritts teilen wir die Ansicht zahlreicher Ökonomen, dass die geschaffenen Rettungsmechanismen, beispielsweise durch den ESM ausreichen, um größeren Schaden von weiteren Euroländern abzuwenden. Daher ist für die Perspektiven der Aktien die Konjunkturentwicklung entscheidender. Und diese hat sich zuletzt weiter verbessert und damit unsere Zuversicht an freundliche Märkte erhöht. Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Weberbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
Konjunkturell gab es sicherlich nur eine Zahl, die wirklich hohe Strahlkraft hatte: -0,2 Prozent. Mit anderen Worten: Um 0,2 Prozent sind laut erster Schätzung die Verbraucherpreise der Eurozone gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Die Betonung liegt auf „geschrumpft“. Bisher haben wir nur geringere Inflationsdaten, aber keine negativen gesehen. Zuletzt gab es so etwas in der schweren Rezession 2008/2009. Damals lag der niedrigste Wert bei -0,6 Prozent im Juli 2009. So wie heute auch waren die rückläufigen Energiepreise einer der Hauptgründe. Damals ist der Ölpreis gar bis auf 32 US-Dollar gesunken. Ein Vergleich nach dem Sprichwort „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“, ist aus unserer Sicht an dieser Stelle dennoch nicht hilfreich. Zu groß sind die Unterschiede der Gründe für die fallenden Energiepreise. Ging der Verfall in 2008/2009 vorwiegend von einem Rückgang der Nachfrage aus, liegt es heute an einem zu hohen Angebot. Und darin verbirgt sich auch die größte Gefahr: Im Dezember sind die ölexportierenden Länder dem Preisrückgang nicht mit einer Drosselung des Angebotes begegnet, sondern haben ihre Produktion sogar ausgeweitet. Zu angespannt ist in vielen Ländern die Haushaltslage, als dass auf Öleinnahmen verzichtet werden kann. Geringere Preise werden durch höhere Verkäufe auszugleichen versucht. Bedeutet dies nun dauerhaft fallende Ölpreise? Unserer Ansicht nach nicht. Ein kurzfristiger weiterer Rückgang ist durchaus wahrscheinlich, jedoch sollte bereits das nun erreichte Niveau ausreichen, um die Nachfrage aus Wachstums- aber auch den industrialisierten Ländern zu stimulieren. Geringere Rohstoffkosten verringern nicht nur Produktions-, sondern auch Investitionskosten und erhöhen damit den Anreiz, beispielsweise neue Produktionsstätten oder Maschinen zu erwerben. Damit sollte sich im Laufe des Jahres auch die Inflationsentwicklung stabilisieren können. Hierfür spricht auch, dass sich derzeit die so genannte Kernrate der Verbraucherpreise, also ohne Nahrungs- und Energiepreise, nicht weiter verringert hat. Wir möchten bereits heute, auch wenn dies noch ein wenig früh ist, unseren Lesern empfehlen, sich auch mit dem Thema inflationsgeschützter Anleihen zu beschäftigen. Diese spiegeln neben der tatsächlichen Inflation auch die Erwartung an die Preisentwicklungen wider. Das heißt, bereits die Aussicht auf wieder steigende Verbraucherpreise würde zu einem Mehrwert führen.
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