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Nord LB – Bank of Japan: Kuroda zaubert Negativzinsen aus dem Hut

29.01.2016 10:35 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

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Die Bank of Japan hat auf ihrer ersten Sitzung im Jahr 2016 gleich mit einer Überraschung aufgewartet. Entgegen der noch bis Mitte Januar öffentlich vertretenen Haltung von Notenbankchef Kuroda, genau diesen Schritt nicht zu erwägen, kündigten die Währungshüter in Tokio heute die Einführung von Negativzinsen an. Demnach fällt ab dem 16. Februar 2016 für Finanzinstitutionen auf einen Teil ihrer Reservepositionen ein Zinssatz von -0,10% an. Dabei kommt ein Dreisäulensystem zum Einsatz: Während die „Existing Balance“ oder auch „Basic Balance“ weiterhin mit 0,10% verzinst wird, liegt der Satz für die „Macro Add-on Balance“, die unter anderem die Reserveanforderungen beinhaltet, bei 0,00%. Der negative Zinssatz entfällt auf alle Einlagen, die nicht in den beiden vorgenannten Säulen enthalten sind – die „Policy-Rate Balance“.

Mit einem Abstimmungsergebnis von 5 zu 4 wurde der Schritt beschlossen. Der Rückgriff auf negative Zinsen kann durchaus als heftige Überraschung bezeichnet werden. Das knappe Abstimmungsergebnis unterstreicht zudem, dass die Auffassungen auch innerhalb der BoJ auseinandergehen. Die Befürworter sind scheinbar sogar bereit, noch einen Schritt weiter zu gehen: Mit der Einführung der neuen strategischen Ausrichtung der Geldpolitik – auch bezeichnet als „Quantitative and Qualitative Easing (QQE) with a Negative Interest Rate” – ist nicht ausgeschlossen, dass die Zinsen noch weiter in negatives Terrain abrutschen. Argumentativ untermauerten die Notenbanker ihre Entscheidung auch mit dem Ölpreisverfall und möglichen Sorgen um die weitere Entwicklung an den chinesischen Finanzmärkten.

Das klare Ziel Kurodas ist es also weiterhin, schnellstmöglich das Inflationsziel von 2% zu erreichen. Die negativen Zinsen sollen dabei die qualitativen und quantitativen Maßnahmen flankieren, um so sowohl das kurze als auch das lange Ende der Zinsstrukturkurve nach unten zu ziehen. Unterstützung werden sich die Notenbanker außerdem durch einen schwächeren Yen erhoffen, der die Importe Japans verteuert.

Die Märkte reagierten spürbar auf den Schritt der Notenbanker: Der Yen wertete zwischenzeitlich auf mehr als 121 JPY je USD ab und hält am aktuellen Rand die 120er Marke. Auch der japanische Aktienmarkt nahm die heutige Ankündigung wohlwollend auf. Die Rendite zweijähriger JGB´s rutschte auf bis zu -0,089% ab. Zehnjährige Papiere notieren in der Rendite deutlich tiefer bei 0,10%.

Mit Blick auf die Wirkung des „QQE with a Negative Interest Rate“ muss allerdings auch auf die kritischen Aspekte hingewiesen werden. So bleibt fraglich, inwiefern die Anreize der negativen Zinssätze auf die „Policy-Rate Balance“ tatsächlich die Kreditvergaben der japanischen Finanzinstitute ankurbeln. Kritiker sehen eher die Gefahr dafür, dass die Notenbanker um Kuroda zu neuen Preisblasen an den Finanzmärkten führen. Außerdem sorgen sich einige Marktbeobachter um die Ertragslage einiger Geldhäuser. Mögliche Ausweichmanöver der Geschäftsbanken – zum Beispiel in Form von Bargeldhaltung statt Zentralbankeinlagen – versucht die BoJ durch entsprechende Abzüge bei der zweiten Säule zu verhindern.

Fazit: Kuroda zaubert Negativzinsen aus dem Hut! Das BoJ-Abstimmungsergebnis deutet durchaus abweichende Meinungen im Gremium an, inwieweit das neue Regime notwendig oder auch hinreichend ist, um das Inflationsziel zu erreichen. Der Yen kam heute spürbar unter Druck. Am Aktienmarkt – auch außerhalb Japans – stieg die Kauflaune. Ob der heutige Schritt – mit dem die BoJ gewissermaßen mit EZB und SNB gleichzieht – tatsächlich zum Ziel führt, muss sich auch im Land der aufgehenden Sonne erst noch zeigen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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