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Nord LB – BIP Schweiz: Wirtschaft stagniert im Sommer – senkt SNB erneut Zinsen?

01.12.2015 10:44 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: trabantos / shutterstock.com.

Heute Morgen hat das Schweizerische Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in Bern seine erste Schätzung zur Entwicklung der Wirtschaftsleistung im III. Quartal 2015 veröffentlicht. Demnach stagnierte das preis- und saisonbereinigte BIP in den Sommermonaten auf dem Niveau des Vorquartals. Die BIP-Jahresrate – ohne Bereinigung von Saison- und Kalendereffekten – sank auf nur noch 0,8% Y/Y. Insgesamt stellen die heutigen Zahlen schon eine leichte negative Überraschung dar, die von Bloomberg befragten Analysten hatten im Mittel ein leichtes BIP-Wachstum von 0,2% Q/Q erwartet. Auch wir hatten hiermit gerechnet, da sich der im Frühjahr einsetzende zaghafte Aufwärtstrend bei den Vorlaufindikatoren auch im Sommer fortgesetzt hatte.

Wachstumsimpulse kamen erneut vom privaten und öffentlichen Konsum. Die privaten Haushalte und die privaten Organisationen ohne Erwerbszweck konsumierten im Sommer 0,4% mehr als im Vorquartal. Noch stärker fiel das Wachstum des Staatskonsums aus, der um 1,8% Q/Q gesteigert wurde. Der Konsum erweist sich damit einmal mehr als die verlässlichste Wachstumsstütze in der Schweiz. Die Investitionen entwickelten sich hingegen schwach. So verringerte sich das Wachstum bei den Ausrüstungsinvestitionen auf magere 0,2% Q/Q. Dies ist wenig überraschend, bereits bei den Daten für das II. Quartal hatten wir darauf verwiesen, dass das auf den ersten Blick kräftige reale Wachstum (1,5% Q/Q) vornehmlich auf einen Preiseffekt zurückzuführen ist. Die Bauinvestitionen sanken erneut (-0,9% Q/Q), zudem kam es erneut zu einem deutlichen Vorratsabbau, der das binnenwirtschaftliche Wachstum um -0,6 Prozentpunkte gebremst hat.

Der Außenhandel mit Gütern trug erneut leicht positiv zum Wachstum bei. Allerdings bleibt die Dynamik beim Warenexport (ohne nicht monetäres Gold und Wertsachen) mit +0,5% Q/Q weiterhin schwach. Angesichts des soliden Wachstums in der Eurozone ist die schwache Exportdynamik vor allem auf den nach wie vor hoch bewerteten Schweizer Franken zurückzuführen. Die Warenimporte stagnierten im gleichen Zeitraum. Die Dienstleistungsbilanz dämpfte erneut das Wachstum: Einem Exportrückgang um -0,3% Q/Q stand hier ein leichter Importzuwachs von 0,6% Q/Q gegenüber. Insgesamt wird das Wachstum im Jahr 2015 unter 1,0% ausfallen.

Der Schweizer Franken notierte im frühen Handel recht schwach, zum Euro nahm der Kurs die Marke von 1,0900 CHF je EUR ins Visier. Damit ist zwar die Parität in weite Ferne gerückt. Diese Ruhe an der Währungsfront könnte sich aber schon in Kürze als trügerisch erweisen. Die EZB wird am Donnerstag nochmals ihre Geldpolitik deutlich lockern, neben einer Ausweitung des erweiterten Ankaufprogramms (EAPP) ist auch eine Senkung des EZB-Einlagesatzes zu erwarten.

Es ist zweifelhaft, ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) diesen neuerlichen externen Schock für den Franken nur mit Devisenmarktinterventionen eindämmen können wird. Je stärker die monetäre Lockerung der EZB ausfällt, desto wahrscheinlicher ist, dass die SNB schon kurzfristig mit einer weiteren Senkung des negativen Einlagesatzes reagieren muss. Auch die schwachen Wachstumsdaten und der Rückgang der Frühindikatoren erhöhen nochmals den Druck auf die SNB. Die Hoffnung auf die Zinswende der USA dürfte zu schwach sein, um eine weitere Zinssenkung zu verhindern. Genügend Handlungsspielraum besteht für die SNB trotz des bereits erreichten Niveaus von -0,75% noch, so dass sie bereits kommende Woche aktiv werden könnte.

Fazit: Die Schweizer Wirtschaft hat im Sommer wieder an Dynamik verloren. Das reale und saisonbereinigte BIP stagnierte auf dem Niveau des Vorquartals. Verlässliche Wachstumsstütze war erneut der private und öffentliche Konsum, die Investitionen enttäuschten hingegen. Für das Gesamtjahr 2015 ist ein BIP-Wachstum von 0,8% zum Vorjahr zu erwarten. Die SNB gerät auch binnenwirtschaftlich immer stärker unter Handlungsdruck. Aber allein die EZB wird die SNB wohl schon bald zu einer weiteren Zinssenkung zwingen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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