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National-Bank: US-Arbeitsmarktbericht enttäuscht auf ganzer Linie

05.10.2015 09:08 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Mit großer Spannung wurde dem US-Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag entgegengefiebert. Die Marktakteure erhofften sich mehr Klarheit über das timing für die Einleitung der US-Leitzinswende. Das, was dann veröffentlicht wurde, wirkte ernüchternd. Es wurden nicht nur im September deutlich weniger Stellen außerhalb des landwirtschaftlichen Sektors geschaffen, sondern auch in den Vormonaten. Zugleich stagnierten die durchschnittlichen Stundenlöhne nahezu, und die anderen arbeitsmarktbezogenen Daten sorgten für wenig Freude. Ob damit nun die Einleitung der Leitzinswende im laufenden Jahr völlig vom Tisch ist, bleibt offen. Deutlich wurde jedoch, dass die US-Notenbanker durch ihr zögerliches Verhalten den optimalen Zeitpunkt für die erste Erhöhung der Fed Funds Zielzone nun endgültig verpasst haben. Es meldeten sich zwar einige Fed-Vertreter zu Wort, die weiterhin von der Anhebung noch in diesem Jahr ausgehen. Doch dürfte die Argumentation in Anbetracht der jüngsten Arbeitsmarktdaten schwierig werden, so dass die Fed riskiert, weiter an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Außerdem wird jetzt die Frage um die Stärke des US-Aufschwungs wieder deutlicher in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Schließlich haben bisher vor allem die Konsumenten für die Erholung der wirtschaftlichen Aktivität gesorgt, während aus der Industrie in den letzten Monaten immer wieder schlechten Nachrichten kamen, so auch am Freitag mit den schwachen Auftragseingängen. Es droht möglicherweise für die Fed ein sehr unangenehmes Szenario: Die US-Wirtschaft geht in ein erheblich gemäßigteres Wachstumstempo über, so wie es die Fed ja selbst erwartet. Aufgrund der zögerlichen Haltung der vergangenen 18 Monate fehlt jedoch das Zinsinstrument, um ggf. einer Wachstumsabschwächung entgegenzuwirken. Zugleich besteht die Gefahr, dass die Fed nun noch länger warten wird, um geldpolitischen Spielraum zurückzugewinnen. Insgesamt haben sich die US-Notenbanker in eine sehr schwierige Position manövriert. Der EZB-Chef sollte sich das ganz genau anschauen.

Die Bedeutung des Arbeitsmarktberichts wird sicher heute weiter diskutiert werden. Allerdings sollte man auch auf den Euroraum schauen. Die konservative Regierung hat in Portugal zwar die Mehrheit der Stimmen errungen. Ihre absolute Mehrheit hat sich jedoch verloren. Die Regierungsbildung wird sich als sehr schwierig erweisen. Daher ist es wahrscheinlich, dass die strikte Sparpolitik der vergangenen Jahre nicht mehr in vollem Umfang fortgeführt werden kann. Die Entwicklungen in Griechenland stehen heute ebenfalls auf der Tagesordnung. Auf dem Treffen der Finanzminister der Eurogruppe wird sicher über die Fortschritte des Landes und insbesondere über die (neuen) Forderungen der griechischen Regierung debattiert werden. Zugleich dürfte über die Wünsche einiger Euroländer, die durch die Flüchtlingsströme finanziell besonders belastet sind, gesprochen werden, diese Belastungen aus den Schuldenquoten herausrechnen. Die europäischen Schuldenkrise könnte schneller wieder Tagesordnungspunkt werden, als allen lieb sein kann.

Insgesamt beginnt die neue Handelswoche nicht mit guten Nachrichten. Die finalen Markit Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe aus dem Euroraum werden das nicht ändern können. Ähnliches gilt für den ISM für das Dienstleistungsgewerbe. Der Bund Future dürfte wenig verändert in den Handelstag starten und zwischen 156,50 und 157,75 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte zwischen 1,92 und 2,10% schwanken.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der National-Bank AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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