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amp biosimilars: „An diesem Punkt ist unser Geschäftsmodel einzigartig“

10.09.2015 07:37 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Marc Hentz, Vorstandschef und Mitgründer von amp biosimilars, im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: amp biosimilars.

Seit Anfang April notieren die Aktien von amp biosimilars an der Börse in München. Noch kennt der Markt die Gesellschaft kaum. Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Marc Hentz, Vorstandschef und Mitgründer von amp, was sein Unternehmen macht und wie das Geschäftsmodell aussieht. Der CEO spricht über Partner in China sowie über die Notierungsaufnahme im Entry Standard. Auf die finanzielle Lage von amp biosimilars geht Hentz ausführlich ein. Thema des Gesprächs sind auch die Schätzungen von Analysten.


www.4investors.de: Sie werben damit, dass mit der von ihnen entwickelten Plattform die Entwicklung von Biosimilars günstiger und effizienter vonstatten gehen könnte. Was sind die Besonderheiten der Plattform?

Hentz:
Neben unserer Forschungsplattform aus modernster Analytik, Prozesstechnik und klinischer Expertise verfügen wir mit unserem regulatorischen Know-how und unseren Kommerzialisierungs-Partnern in den Pharmerging Markets über ein einzigartiges Profil. Wir haben nicht nur in Europa eines der erfahrensten Teams der Branche aufgebaut, sondern konnten über unsere langjährigen Kontakte in die Pharmerging Markets hervorragende Pharmakonzerne vertraglich an uns binden, die uns einen beschleunigten Marktzugang bieten. Der direkte Zugriff auf Patienten dieser Region bedeutet in den klinischen Phasen nicht nur eine deutlich schnellere Studiendurchführung, sondern auch das günstigere und effizientere Erreichen der Zulassung. Hinzu kommt, dass auf Basis unserer aktuellen Lizenzverträge die Entwicklung unserer Biosimilars bereits nach der Präklinik vollständig von unseren Partnern finanziert wird, obwohl wir die Produkte nur für einen begrenzten geographischen Bereich auslizenzieren. Da die übrigen weltweiten Rechte bei uns verbleiben sind weitere Auslizenzierungen möglich. An diesem Punkt ist unser Geschäftsmodel einzigartig. Unsere Wettbewerber müssen in der Regel alle Rechte weltweit abgeben, um die Entwicklung ihrer Biosimilars zu finanzieren. Unsere Erfolge belegen die Qualität unserer Technologie und das Vertrauen in unser Team.

www.4investors.de: Worin bestehen genau die Unterschiede zwischen Biosimilars und klassischen Generikaprodukten aus der Pharmazie, insbesondere was die Kosten und die Komplexität bei Forschung, Entwicklung und Herstellung angeht?

Hentz:
Biosimilars unterscheiden sich von klassischen Generika zunächst durch Herstellungsart und Molekülgröße: Während Generika sogenannte „kleine Moleküle“ sind, wie z.B. Aspirin, die mittels chemischer Synthese hergestellt werden, produziert man Biosimilars, die Proteine sind, von lebenden Zellen in einem Fermentationsprozess. Aufgrund dieses Prozesses gibt es immer marginale Unterschiede in der Molekülstruktur im Vergleich zum Referenzprodukt. Die Produkte sind nicht identisch, sondern sehr ähnlich („similar“). Kosten, Komplexität und regulatorische Anforderung, die auch klinische Studien im Menschen einschließen, sind bei Biosimilars deutlich höher als bei Generika und setzen die Markteintrittsbarrieren entsprechend hoch.

www.4investors.de: Man liest im Internet von amp biosimilars viel über die Potenziale ihres Marktes, aktuell findet man auf ihrer Homepage aber nur sehr wenig über Zahlen und Projekte. Ein Wertpapierprospekt vom März 2015 und der Geschäftsbericht 2014 lassen sich über Suchmaschinen finden, sind aber auf der aktuelle Homepage nicht verlinkt. Warum gibt es diese Intransparenz?

Hentz:
Für die amp biosimilars AG ist Transparenz ein wichtiges Thema im Unternehmen und bei der Kommunikation mit dem Kapitalmarkt. Deshalb hatten wir Prospekt und Geschäftsbericht 2014 sofort nach Verfügbarkeit auf der Website des Unternehmens eingestellt. Allerdings haben solche Dokumente nur eine begrenzte Gültigkeit und Aussagekraft. Mit Ablauf der Angebotsfrist im Mai haben wir den Wertpapierprospekt von der Website genommen. In einem dynamisch wachsenden Unternehmen wie der amp verändert sich der Informationsstand sehr schnell, sodass der Prospekt heute inhaltlich veraltet wäre und kein zutreffendes Bild der Gesellschaft mehr abgeben würde. Der Geschäftsbericht 2014 hat dagegen nur wenig Aussagekraft, da die amp in ihrer heutigen rechtlichen Struktur erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 aufgestellt wurde. Wir haben soeben den aktuellen Halbjahresbericht veröffentlicht, der erstmals einen umfassenden Überblick über das Geschäft und seinen Verlauf gibt.

www.4investors.de: Sie fokussieren sich bisher stark auf die Emerging Markets, insbesondere China. Die von ihnen bekannt gegebenen Informationen über ihren asiatischen Entwicklungspartner sind nur rudimentär, was eine Einschätzung der Qualität dieser Partnerschaft stark erschwert bis unmöglich macht. Auch hier die Frage: Warum gibt es diese Intransparenz?

Hentz:
Hier sind wir leider an die Vorgaben unserer Partner gebunden, die mit Blick auf die kompetitive Situation in China und vor dem Hintergrund, dass wir mit unterschiedlichen Unternehmen in China zusammen arbeiten, ihre Namen (noch) nicht publik machen wollen. Auch wir haben ein Interesse, unsere Partner in absehbarer Zeit zu veröffentlichen, da bereits ihre Unternehmensgröße das Potenzial unserer Geschäftsstrategie untermauert. So hat beispielsweise unser chinesischer Lizenznehmer bereits ein Joint-Venture mit einem DAX-Konzern und kann von daher als durchaus renommierter Partner in China angesehen werden.

www.4investors.de: Sie haben im Januar eine Kapitalerhöhung im Volumen von 2 Millionen Euro durchgeführt und 2 Millionen Aktien ausgegeben. Wer hat diese Finanzierungsrunde gezeichnet? Sind diese Personen weiterhin Anteilseigner der AG und bestehen Lock-up-Fristen für die Aktienbestände der derzeitigen Anteilseigner?

Hentz:
Es bestehen keinerlei Lock-up-Fristen seitens der Aktionäre. Die letzte Kapitalerhöhung wurde von einem strategischen chinesischen Partner und einigen deutschen Institutionellen sowie Family Offices gezeichnet. Auch das Management hat sich an der Kapitalerhöhung beteiligt. Soweit uns bekannt, sind alle Zeichner weiterhin investiert.

www.4investors.de: Wie sieht aktuell ihre Liquiditätsposition aus?

Hentz:
Wir verfügen über eine komfortable Liquiditätsausstattung und sind bis Ende nächsten Jahres ausreichend finanziert. Der große Vorteil unseres Geschäftsmodells liegt darin, dass wir über die Lizenzvereinbarungen eine die Anteilseigner nicht-verwässernde Projektfinanzierung bis zur Zulassung der jeweiligen Biosimilars erhalten und darüber hinaus über ein kumuliertes Erlöspotenzial im dreistelligen-Millionen-Euro-Bereich verfügen.

www.4investors.de: Wie lange sind die derzeitigen Arbeiten von amp biosimilars damit zu finanzieren?

Hentz:
Unsere Liquidität sollte uns nah an den Break-even bringen. Sollten uns darüber hinaus außerplanmäßige Erfolge gelingen, beispielsweise durch ein Up-front-payment für eine Auslizenzierung unserer bereits verpartnerten Biosimilars in die USA oder andere etablierte Märkte, würde das die Liquiditätssituation natürlich spürbar verbessern.

www.4investors.de: Sind in den nächsten Monaten weitere Kapitalmaßnahmen geplant, eventuell im Zuge des geplanten Listings im Entry Standard?

Hentz:
Aufgrund unserer komfortablen Liquiditätslage gibt es gegenwärtig keine Planungen für weitere Kapitalmaßnahmen, auch nicht im Zuge eines Uplistings in den Entry Standard.

www.4investors.de: Ist abzusehen, wann die Notierungsaufnahme im Entry Standard stattfinden könnte?

Hentz:
Institutionelle Investoren würden ein Entry Standard Listing für ein Investment in die amp biosimilars AG begrüßen. Insofern wäre ein Uplisting für die Weiterentwicklung im Sinne des Shareholder Values ein wichtiger Punkt. In den vergangenen Monaten haben wir uns allerdings auf die Umsetzung unserer operativen Ziele konzentriert. Die ersten beiden Auslizenzierungen sind ein schöner Beleg dafür, dass diese Strategie richtig war. Natürlich arbeiten wir an weiteren bedeutenden operativen Erfolgen für die Gesellschaft, die einen anstehenden Wechsel in den Entry Standard sicher hervorragend flankieren werden.

www.4investors.de: Welche Vorbereitungen müssen von ihrer Seite hier noch getroffen werden?

Hentz:
Mit der Verpflichtung des kapitalmarkterfahrenen ehemaligen Investment-Bankers Gunnar Janssen als CFO und seinem Team haben wir uns unternehmerisch so aufgestellt, dass wir die Transparenzanforderungen des Entry Standards bereits heute erfüllen. Dies sieht man beispielsweise am IR-Bereich unserer Website, der den Anforderungen des Entry Standards entspricht. Unseren Halbjahresbericht haben wir ebenfalls im September und damit nach Vorgabe der Regeln für den Entry Standard veröffentlicht.

www.4investors.de: Die Analysten von GBC rechnen in einer jüngst veröffentlichten Studie damit, dass sie ihre Pipeline bis 2017 zügig ausbauen, 2017 auch erste Umsätze und 2019 den Break-even schaffen könnten. Welchen Kapitalbedarf wird amp biosimilars bis zu den Jahren 2017 bzw. 2019 ungefähr haben?

Hentz:
Da durch erfolgreiche Auslizenzierungen die vollständige Finanzierung der Entwicklung und Zulassung unserer Biosimilars bereits ab der klinischen Phase I bis hin zur Herstellung und Vermarktung in China von unseren Lizenznehmern übernommen wird, haben wir einen vergleichsweise geringen Kapitalbedarf bei einer hohen Renditeerwartung. Vom heutigen Standpunkt aus gesehen liegt der Kapitalbedarf im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Dies kann sich aber bei weiteren erfolgreichen Auslizenzierungen oder einem beschleunigten Ausbau der Pipeline ändern.

www.4investors.de: Über die derzeitigen Biosimilar-Projekte geben sie wenig Details bekannt, sie nennen nur grobe Indikationsgebiete wie die Immunologie. Können sie etwas genauer beschreiben, für die Behandlung welcher Krankheiten sie ihre Biosimilars entwickeln?

Hentz:
Wie industrieüblich beschreiben wir unsere Produkte in diesem Entwicklungsstadium auf der Ebene übergeordneter Indikationen wie Onkologie oder Immunologie, um keine nähere Identifikation zu ermöglichen. Zu den immunologischen Indikationen werden viele Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Psoriasis, Rheumatoide Arthritis gezählt.

www.4investors.de: Zwei ihrer Biosimilar-Projekte haben sie laut eigenen Angaben schon in frühen präklinischen Entwicklungsphasen auslizenziert. Damit sparen sie die zukünftigen Entwicklungskosten, da nun ihre Lizenzpartner quasi die kompletten Entwicklungsrisiken tragen, verzichten aber auf große Umsatzpotenziale und Up-front-Zahlungen, wie die Umsatzschätzungen von GBC zeigen. Warum haben sie sich dennoch für diese ungewöhnlich frühe Auslizenzierung entschieden?

Hentz:
Wir verzichten keinesfalls auf Umsatzpotenziale und Up-front-Zahlungen. Neben der Finanzierung der Produktentwicklung bis zur Zulassung partizipieren wir durch eine Erlösbeteiligung ab Vermarktungsstart des Biosimilars, die kumuliert im deutlich dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegt. Weiterhin behalten wir im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern alle Rechte an unseren Biosimilars für den Rest der Welt, um diese dort, auch gegen Up-front-Zahlungen, neu zu verpartnern. Hierdurch erhalten wie ein zusätzliches Erlöspotenzial.

Ein häufiger Grund für das Scheitern von Biotechfirmen sind Schwierigkeiten im Auslizenzieren und Verpartnern der eigenen Produktpipeline oder Technologie. Durch eine frühe Auslizenzierungsstrategie gewinnen wir Planungssicherheit und Handlungsspielräume bei weitgehender Reduzierung des finanziellen Entwicklungsrisikos.

www.4investors.de: Wollen und werden sie andere Projekte länger in ihrem Portfolio halten?

Hentz:
Die aktuelle Strategie sieht aus den genannten Gründen die frühe und enge Kooperation mit regionalen Partnern vor. Dies kann sich zu einem späteren Zeitpunkt auch zugunsten einer längeren Abdeckung der Wertschöpfungskette ändern.

www.4investors.de: Auf welche Indikationsgebiete und Krankheiten wollen sie sich zukünftig bei weiteren Biosimilar-Projekten fokussieren?

Hentz:
Da die meisten am Markt erfolgreichen Biologics monoklonale Antikörper für die Bereiche Onkologie und immunologische Erkrankungen sind, sehen wir für die Zukunft auch weiterhin einen Schwerpunkt unserer Arbeit in diesen Indikationen. Prinzipiell sind wir aber für die Bedürfnisse unserer Partner offen, um deren Heimatmärkte optimal zu bedienen.

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