Umplatzierung bei der mic AG: „Wir erwarten einen positiven Effekt“

„Carsten Maschmeyer ist raus“, das bestätigt mic-CEO Claus-Georg Müller im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Im Rahmen einer außerbörslichen Transaktion wurden rund 2 Millionen Aktien der mic AG aus dem Besitz des Finanzinvestors bzw. seiner Fonds bei internationalen Investoren platziert. Schon lange war am Markt spekuliert worden, dass Maschmeyer, der im Jahr 2012 bei der Münchner Beteiligungsgesellschaft eingestiegen war und zwischenzeitlich mehr als 25 Prozent hielt, auf der Verkaufsseite zu finden ist. 4investors sprach mit Gründer und Vorstandschef Müller über die Gründe für den Ausstieg Maschmeyers, das Analystenkursziel von 4 Euro und die jüngste Themen-AG, die ebenfalls börsennotierte Lifespot Capital AG.


www.4investors.de: Herr Müller, rund 2 Millionen mic-Aktien, die sich bisher im Besitz eines Einzelinvestors bzw. seiner Fonds befanden, wurden bei internationalen Investoren platziert. Handelt es sich bei dem verkaufenden Aktionär um Herrn Maschmeyer?

Müller: Ja, Herr Maschmeyer hat aus strategischen Überlegungen heraus sein Engagement bei uns nicht weiter fortgeführt.

www.4investors.de: Sie sprechen von strategischen Überlegungen, könnten Sie dies bitte näher erläutern?

Müller: Herr Maschmeyer hat uns mitgeteilt, dass er aus strategischen Gründen nicht mehr in der ganz frühen Seed-Phase investieren möchte, sondern sein Engagement auf Investments in der zeitlich späteren Growth-Phase ausrichten möchte und dort direkte Investments in den Bereichen Life Science und Internet/E-Commerce tätigen wird. Diese Fokussierung auf einen etwas anderen Marktbereich als dem Kerngeschäft der mic AG mit seinem ebenfalls interessanten Schwerpunkt Industrie 4.0, führte letztlich zu dieser Entscheidung.

www.4investors.de: Die Umplatzierung erfolgte auf einem niedrigen Kursniveau. Die Analysten SRH Alsterresearch sehen den fairen Wert der mic-Aktie bei 4,00 Euro und damit mehr als 100 Prozent über dem aktuellen Kurs. Eine realistische Einschätzung aus Ihrer Sicht?

Müller: Der Kurs der mic-Aktie ist in den vergangenen Monaten massiv unter Druck geraten und steht meiner Meinung nach in keinem Zusammenhang mehr mit dem inneren Wert. Mit der jetzt erfolgten Umplatzierung des Aktienpakets von Herrn Maschmeyer sollte der Blick wieder auf die fundamentale Entwicklung und das Wachstumspotenzial der mic-Gruppe gerichtet sein. Ohne an dieser Stelle ein konkretes Kursziel nennen zu wollen, sehe ich den fairen Wert der mic-Aktie weit über dem aktuellen Kursniveau.

www.4investors.de: Wie erklären Sie sich den großen Abschlag zu dem von SRH errechneten Kursziel? Warum erkennt die Börse das Potenzial der mic AG nicht?

Müller: Viele Investoren kennen das Potenzial, haben sich aber in den vergangenen Monaten zurückgehalten nach dem Motto: „Never catch a falling knife!“ Dadurch hat sich der Kurs aus bekannten Gründen in den letzten neun Monaten halbiert, obwohl wir alles Versprochene geliefert hatten. Jetzt, da dieses Thema erledigt ist, erwarte ich schon einen positiven Effekt.

www.4investors.de: War der Kursverfall der mic-Aktie auch der wesentliche Grund für das im Frühjahr beschlossene Aktienrückkaufprogramm?

Müller: Ja, durch den unbegründeten Preisverfall in der mic-Aktie, der eine realitätsfremde Marktkapitalisierung widerspiegelt, haben wir im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms die Chance ergriffen, günstig einzukaufen. Selbst beim Announcement guter Nachrichten, wie dem Komplettverkauf unserer neuroConn-Beteiligung oder dem Listing der micData AG, ist die mic-Aktie in ihrem Wert gefallen. Wir werten dies als ein Indiz, dass Aktionäre bzw. ein einzelner Investor unbedingt aus der mic-Aktie aussteigen wollten. So etwas ist natürlich sehr unbefriedigend und nur mit strategischen Absichten des Verkäufers zu begründen. Da dies durch eine außerbörsliche Transaktion jedoch nun gelöst werden konnte, erwarten wir eine deutliche Kursstabilisierung und werden weiter eigene Aktien zurückkaufen.

www.4investors.de: Kommen wir auf das operative Geschäft zu sprechen: An der Lifespot Capital AG, ihrer jüngsten Themen-AG aus dem Bereich eHealth, hält die mic AG einen Anteil von 51 Prozent. Warum haben Sie sich hier für die Einbringung Ihrer Beteiligungen Lifespot und BodyTel in einen börsennotierten Mantel entschieden?

Müller: Durch die Einbringung unserer beiden eHealth-Beteiligungen BodyTel GmbH und Lifespot AG (zukünftig LifespotSkin AG) in einen börsennotierten Mantel haben wir in kurzer Zeit einen großen Schritt in Richtung Kapitalmarkt gemacht. Anstatt den klassischen Weg zu gehen, haben wir sozusagen die Abkürzung genommen, wodurch wir auch gleichzeitig unsere Expansionspläne beschleunigen können.

www.4investors.de: Lifespot Capital plant in dem rasant wachsenden eHealth-Markt durch weitere Übernahmen zu expandieren. Wie konkret sind diese Pläne fortgeschritten?

Müller: Durch die kürzlich erfolgte Notierung im fortlaufenden Handel der Börse München tragen wir dem gestiegenen Investoreninteresse in diesem Marktsegment Rechnung. Im eHealth-Markt wurden in der Vergangenheit von verschiedenen Seiten bereits hohe Volumina in junge Unternehmen investiert, von denen sich allerdings mit ihren jeweiligen Satellitenlösungen bisher nur wenige am Markt durchsetzen konnten. Daher betrachten wir das M+A-Klima in diesem Bereich als sehr gut und führen bereits Gespräche mit Unternehmen, die sich sehr gut in unser Portfolio fügen würden. Wir planen mindestens ein Target noch in diesem Jahr zu übernehmen.

www.4investors.de: Dürfen sich Ihre Aktionäre mittelfristig über eine Dividende freuen oder werden Sie auch zukünftig alle zufließenden Gelder in das bestehende Portfolio und in neue Beteiligungen reinvestieren?

Müller: Nachdem wir die Strukturen dafür geschaffen haben, dass sich jede unserer Themen-AGs einmal selbst kapitalisieren kann, ist es für uns durchaus eine Option, zu einem Dividendenpapier aufzusteigen. Wenn die Zeit reif ist, streben wir eine verlässliche Dividendenpolitik mit nachhaltig steigenden Ausschüttungen an. Wann dies jedoch sein wird, machen wir vom positiven Geschäftsverlauf der mic AG und ihrer Themen-AGs abhängig.