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BWIN.Party – Übernahme-Poker noch nicht beendet

31.07.2015 14:13 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

In der vergangenen Woche verkündeten mehrere Medien, dass die Übernahme von BWIN.Party Entertainment durch den Glücksspielanbieter 888 Holdings schon in trockenen Tüchern sei. Das Sportwetten Vergleichsportal sportwettentest.net verkündete beispielsweise bereits die Einigung mit 888 Holdings. In der Tat hatte der Vorstand von BWIN die Offerte der 888 Holdings in Höhe von umgerechnet circa 1,27 Milliarden Euro bereits akzeptiert. Das etwa zehn Millionen Euro höhere Angebot von der Bietergemeinschaft GVC Holdings / Amaya Group wurde nach Abwägung der Risiken ausgeschlagen. Dieser Entscheidung dürften Bedenken zur Nachhaltigkeit zugrunde liegen, da GVC in regulatorisch unsicheren Märkten operiert. Am Montag bestätigte BWIN laut Handelsblatt.com den Eingang einer neuen Offerte vom nun allein bietenden Glücksspielkonzern GVC Holdings in Höhe von einer Milliarde Britischer Pfund. Das entspricht etwa 1,41 Milliarden Euro und liegt nun etwa 140 Millionen über dem Angebot der 888 Holdings.

Bieterwettkampf schafft Potenzial für die BWIN-Aktie

Der Kampf um BWIN könnte der Aktie einigen Aufschwung verleihen. Der Kurs liegt inzwischen bei 1,13 Pfund und somit um neun Pence höher als die Offerte der 888 Holdings. Zum Angebot von GVC fehlen noch neun Pence. Experten rechnen bei einem Seitenwechsel von BWIN mit einem verbesserten Angebot von 888. Damit tritt der seltene Fall ein, dass die Aktie eines Unternehmens trotz schlechter Geschäftszahlen im ersten Quartal deutlich zulegen kann:

  • Umsatzrückgang auf 155,3 Millionen Euro im Vergleich zu den 165,7 Millionen im ersten Quartal des Vorjahres
  • Rückgang der durchschnittlich aktiven Nutzer pro Tag um elf Prozent
  • anhaltende Verluste im Pokergeschäft
  • sinkende Margen durch ungünstige Fußballergebnisse

Abwägung der Synergie-Effekte sollte entscheidend sein

Bei der Entscheidung des Managements von BWIN, welches Angebot den Zuschlag erhält, sollten die Synergie-Effekte am höchsten gewichtet werden. 140 Millionen Euro sind bei dieser Konzerngröße nicht so viel Geld, als dass damit große Sprünge gemacht werden könnten. GVC setzt das Potenzial der Fusion doppelt so hoch an wie 888 und hält die Maximal-Synergien auch noch für ein Jahr früher erzielbar. Damit liegt der Glücksspielkonzern allerdings weit über dem, was Analysten errechnet haben. Diese sahen eine Allianz mit 888 für weitaus nachhaltiger. Die optimistische Rechnung von GVC könnte zwei Gründe haben:

  • Vernachlässigung von Risikofaktoren, um im Bieterwettkampf den besseren Partner vorzugaukeln.
  • Das Ausscheiden von CO-Bieter Amaya könnte tatsächlich einige Bremsfaktoren beseitigt haben.

Zur Finanzierung des Deals steht jedenfalls weiterhin der amerikanische Finanzinvestor Cerberus bereit. GVC will bis zu 25 Pence des 122,5-Pence-Angebotes in bar bezahlen. Ein 400 Millionen Euro Kredit von Cerberus und eine Kapitalerhöhung von 150 Millionen Pfund sollen den Rest des Deals finanzieren. Laut Standard.at hat das Management von GVC errechnet, dass bei einem Zustandekommen der Fusion, die Kosten des neuen Konzerns um mehr als 135 Millionen pro Jahr reduziert werden können.

Eine Übersicht: Was GVC und 888 für bwin.party zahlen wollen.



BWIN-Aktie mit erhöhter Volatilität

Der Kampf um die Übernahme von BWIN zwischen GVC und 888 hat aktuell zu einer relativ hohen Volatilität der BWIN-Aktie geführt. Allein in London wurden am Mittwoch (29.07.) bis 15:30 Uhr knapp 1,4 Millionen Aktien gehandelt. Anleger spekulieren möglicherweise auf einen weiteren Kursanstieg, sollte auch 888 ein verbessertes Angebot nachlegen. Wer aktuell BWIN im Depot hat, kann sicher nichts falsch machen, die Aktie zu halten. Der derzeit unsichere Ausgang des Übernahmepokers ermöglicht aber nur dann einen nachhaltigen Gewinn, wenn nicht auch noch die Aktien der Bieter im Depot sind. Einen Verlierer wird es auf jeden Fall geben. Da das Management von BWIN immer betont hat, dass es keine Garantie für einen Verkauf des Unternehmens gibt, sollten die Verhandlungen sehr genau verfolgt werden. Immerhin handelt es sich hier um die Glücksspielbranche. Es ist nicht auszuschließen, dass auch der ein oder andere Zocker im Management der beteiligten Unternehmen sitzt.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne von Martin Brosy. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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