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Erzeugerpreise im März stabil: Was das für Anleger bedeutet

23.04.2015 11:21 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Produzenten in Deutschland halten ihre Erzeugerpreise nach deren erstmaligem Anstieg seit Monaten auf stabilem Niveau. Eine leichte Steigerung von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat Februar bedeutet eine weitere Stabilisierung. Auch im Vormonat waren die Erzeugerpreise geringfügig um 0,1 Prozent angestiegen. Auf Jahressicht ist das aber ein nachvollziehbarer Trend. Das gab das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung bekannt. Volkswirte hatten sogar mit 0,2 Prozent Anstieg gerechnet. Diese Preise ab Fabrik geben einen frühen Hinweis auf den Inflationsverlauf und damit auf die Handels- und Finanzmarktentwicklung. War der Februarvergleich zwischen 2014 und 2015 noch mit 2,1 Prozent Preisrückgang hoch, sind es im direkten Vergleich zwischen März 2014 und 2015 nur noch 1,7 Prozent. Der Trend geht also langsam wieder nach oben. Hinzu kommt, dass die Energiepreise mit 4,7 Prozent Preisrückgang (davon -13,1 Prozent bei Mineralölerzeugnissen) zum März 2014 einen besonders hohen Anteil an der Situation haben. Die Steigerung dieses Postens zum Vormonat ist ein erstes Signal dafür, dass Deutschland der Entwicklung aus den USA folgen wird. Dort stiegen die Erzeugerpreise seit Oktober zum ersten Mal wieder an, im März um 0,2 Prozent. Für Anleger bedeutet das erhöhte Wachsamkeit in Bezug auf die Anlagestrategie.

Aufwärtstrend bei den Preisen im Detail

Die Bedeutung der Energiepreise für den Index der Erzeugerpreise im gewerblichen Bereich ist herausragend. Doch auch andere Teilbereiche der Produktion offenbaren über den Gesamtindex hinaus deutliche Tendenzen, die vom Durchschnittstrend in beide Richtungen stärker abweichen:

  • Verbrauchsgüter allgemein: Rückgang im März gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Prozent, aber Anstieg um 0,3 Prozent im Vergleich zum Februar 2015
  • Verbrauchsgüter im Detail: Nahrungsmittel, -2,6 Prozent zum Vorjahr, +0,5 Prozent zum Vormonat
  • Auffällige Werte bei Nahrungsmitteln: Zucker (-33,6 Prozent/-0,8 Prozent), Milcherzeugnisse insgesamt (-8,0 Prozent/+0,8 Prozent), Butter (-10,6 Prozent/ + 9,1 Prozent), Kaffee (+14,6 Prozent/+0,8 Prozent/)
  • Vorleistungsgüter (im Produktionsprozess verbrauchte Güter) allgemein: -1,1 Prozent gegenüber März 2014 und ein leichtes Plus von 0,1 Prozent gegenüber Februar 2015
  • Vorleistungsgüter im Detail: Organische Grundstoffe und Chemikalien (-14,4 Prozent/+0,2 Prozent), Nutztierfuttermittel (-7,2 Prozent/+0,4 Prozent), Getreidemehl (-6,8 Prozent/+0,3 Prozent), Walzstahl (-4,3 Prozent/-0,3 Prozent)
  • Die Preise für Investitionsgüter stiegen im März um 0,7 Prozent gegenüber 2014, und um 0,1 Prozent zum Februar 2015
  • Gebrauchsgüterpreise stiegen um 1,1 Prozent gegenüber März 2015 und um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat


Diese Zahlen zeigen, dass mit weiter steigenden Preisen zu rechnen ist, vor allem, wenn Öl weiter im Preis anzieht. Alle weiteren Zahlen finden Sie hier als PDF in den Preisindizes des Statistischen Bundesamtes.

Gefahr sinkender Umsätze bei fallenden Erzeugerpreisen

Diese Tendenzen lassen Anlegern seit langem wieder etwas mehr Raum im Rahmen der Investitionsstrategie, da die Margen der Unternehmer nicht mehr so stark unter Druck stehen wie zuletzt. Würden die Erzeugerpreise weiter so stark fallen wie im Jahresmittel seit März 2014, würden die Margen noch deutlicher unter Druck geraten. Seit 2009 gab es keinen derartigen Preisrückgang mehr. Doch in den USA und der Eurozone scheinen sich die Preise langsam zu stabilisieren. Erstmals stiegen sie wieder in nennenswertem Ausmaß im direkten Vormonatsvergleich. Die geringen Inflationsraten der letzten Monate sorgen zudem für einen weiteren Effekt, den Richard Glöß vom internationalen Finanzdienstleister City Index erklärt: „Weichen die Verkaufspreise nur marginal von der Inflationsentwicklung ab, bedeuten geringe Erzeugerpreise sinkende Umsätze für Unternehmen. Ohne gleichzeitig sinkende Kosten gerät dann auch der Gewinn und die Marge stark unter Druck". Weiter mahnt Glöß, „bei der Aktienselektion die besonders stark betroffenen Bereiche gezielt zu berücksichtigen, auch hinsichtlich des jeweiligen Hauptmarktes der Firmen, wenn Firmen dort besonders von den Erzeugerpreisen abhängig sind".

Zusammenhang von Produzentenpreisen und Gewinnentwicklung:

Die Erzeuger- bzw. Produzentenpreise sind ein oft unterschätzter Indikator, wenn es darum geht, die Gewinnentwicklung von Unternehmen zu antizipieren. Die direkten Konsequenzen für Umsatz und Gewinn sind dann besonders deutlich, wenn Verkaufspreise von der allgemeinen Preisentwicklung stärker abweichen als normal. Der zuvor erläuterte Kausalzusammenhang von Erzeugerpreisen und Gewinnentwicklung geht dabei auf verschiedene Faktoren zurück, die es Investoren erleichtern, die Stärke der Korrelation zu ermitteln. Zum einen ist es die Angebotsstruktur: Je weniger Konkurrenz und Regulierung, desto widerstandsfähiger sind die Kosten gegenüber der Inflation. In Sachen Nachfragestruktur hilft eine geringe Einkaufsmacht der Abnehmer, sodass die fallenden Erzeugerpreise weder umfassend noch schnell weitergegeben werden müssen. Auch wichtig: Je mehr Alleinstellungsmerkmale das Produkt hat, desto geringer der Preisdruck. Starke Marken und technologisch komplexe Innovationen spüren die fallenden Erzeugerpreise weniger stark als andere Produktgruppen. Zu guter Letzt hilft eine flexible Kostenaufteilung, um die Abhängigkeit von den Erzeugerpreisen zu minimieren. Dieser Aspekt sollte für Anleger stets ein Kernkriterium sein.

Entscheidungsdruck für Anleger: zeitliche Effekte beachten

Wer jetzt aber auf steigende Erzeugerpreise spekuliert, muss das in seine Überlegungen umfassend einfließen lassen. Es dauert bekanntermaßen eine Weile, bis fallende oder steigende Erzeugerpreise am Markt spürbar sind bzw. weitergegeben werden. Gewinnschätzungen, basierend auf den aktuellen Werten, sind erst nach 2 Monaten wirklich realisier- und spürbar. Steigen die Preise wie seit Februar weiter an, nehmen die positiven Effekte auf die Marge über das Jahr verteilt nur schrittweise ab. In den Bereichen Auto, Energie und Chemie ist die Korrelation besonders gravierend, wobei in der Chemie trotz sinkender Umsätze aufgrund sinkender Erzeugerpreise eine positive Prognose gestellt wurde. Gering ist der Zusammenhang dagegen bei Immobilien, Lebensmitteln und im Gesundheitssektor. Damit wirken steigende Erzeugerpreise auch besonders preissensibel. Je nach Branche, in der die Erzeugerpreise fallen, aber das Wachstum hoch ist, empfiehlt es sich aber, auch aufgrund der aktuell guten Konjunktur, einen Mix aus defensiven und zyklischen Titeln in das Portfolio zu nehmen. Dort, wo der Preisdruck besonders groß ist, leiden letztere jedoch deutlicher unter Schwankungen, sodass hier entsprechend gegengesteuert werden muss.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne von Martin Brosy. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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