Nord LB – Japan Tankan: Verschnaufpause und Skepsis

Der Tankan ist die bedeutendste japanische Konjunkturumfrage. Die wichtigste Komponente, die Stimmung unter den Großproduzenten, fiel mit 12 Punkten unterhalb der Konsensprognose aus. Die großen Dienstleister überraschten wiederum positiv, während die Aussichten sowohl im produzierenden als auch im nicht-produzierenden Bereich ebenfalls enttäuschten.

Auch wenn die Erwartungen nicht erfüllt wurden, stellt das Verharren auf dem Vorquartalswert keine wirklich negative Nachricht dar. Eine Krise sehen wir hier also noch nicht. Die Hersteller dürften unter dem Eindruck der wenig überzeugenden Industrieproduktion im Februar gestanden haben. Zudem wertet der Yen aktuell nicht weiter ab, das trübt möglicherweise die Stimmung bei den Exporteuren ein.

Interessant ist die Befragung hinsichtlich der Investitionsplanung. Die Investitionen waren der Grund, weshalb das Wirtschaftswachstum im IV. Quartal 2014 deutlich unter den Erwartungen lag, weil sich die Unternehmen hier sehr zurückhielten. Dies scheint sich so zumindest im I. Quartal nicht fortzusetzten, allerdings ist die Planung für das Fiskaljahr 2015 für Produzenten und Nicht-Produzenten mit -1,2% Y/Y negativer als erwartet ausgefallen. Nimmt man mittlere und kleine Unternehmen hinzu, ist die Zurückhaltung mit -5,0% Y/Y sogar noch ausgeprägter. Es gibt hier aber fundamentale Unterschiede zwischen Produzenten und Dienstleistern. Erstere investieren sehr viel, etwa um einen Teil der Produktion ins Land zurückzuholen, während letztere eher auf der Bremse stehen.

Unter dem Strich taucht schon das ein oder andere Fragezeichen auf, ob die japanische Volkswirtschaft das Tempo halten kann, was sie zuletzt gezeigt hatte. Der abwertende Yen und die günstige Rohstoffpreisentwicklung haben ihr geholfen. Diese Phase ist nun vorüber, denn die Abwertung ist ins Stocken gekommen und auch Erdöl&Co. haben keine weiteren Abschläge mehr hinnehmen müssen. Die Japaner müssen nun zeigen, dass sie den Schwung mitnehmen können, um ein nachhaltiges Wachstum zu erzeugen. Die Schwäche der Regierung, die Reformen des dritten Pfeil umzusetzen und die nicht durchgängig überzeugende Investitionsplanung der Unternehmen lassen hier gewisse Zweifel entstehen.

Die japanische Börse reagierte mit einem leichten Abschlag beim Nikkei 225 und beim TOPIX um je 0,9%. Die aus den Zahlen abgelesene überraschende Schwäche der Konjunkturaussichten belastete.

Fazit: Der Tankan lag größtenteils unter den Erwartungen. Die Indexkomponente für die Großproduzenten notiert mit 12 Punkten auf dem Niveau des Vorquartals und legt somit eine Verschnaufpause ein. Trotz der Negativüberraschung ist es immer noch ein guter Wert. Die wenig berauschende Investitionsplanung lässt jedoch schon etwas kritischer hinschauen. Japans Wirtschaft hat vom günstigen Yen und billigen Rohstoffen profitiert. Diesen Schwung muss sie nun eigentlich mitnehmen, die Profite investieren und die Reformen des dritten Pfeils angehen, um nachhaltig zu wachsen. Hier kommt bei uns langsam Skepsis auf.

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