4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

4investors News

Bank J. Safra Sarasin: Vorauseilendes Handeln

20.01.2015 10:53 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Seit Monaten gibt es an den Finanzmärkten kaum ein weniger diskutiertes Thema als das ob, wann und wie die Europäische Zentralbank (EZB) zu einem breit angelegten Programm der quantitativen Lockerung übergeht. Am Donnerstag ist es nun so weit, nachdem der Europäische Gerichtshof sich letzte Woche ebenfalls nicht als Stolperstein herausgestellt hat. Voraussichtlich wird die Entscheidung auch die Bedenken einiger kritischer Länder wie Deutschland berücksichtigen, die eine gemeinsame Haftung für die Staatsschulden aller Euroland-Mitglieder ablehnen. Die Ankündigung, die EZB-Bilanz um fast 50% zu erweitern, ist sicherlich eines der größten Experimente in der Geschichte der Notenbank. In Großbritannien und den USA können diese Maßnahmen als Erfolg gelten.

Japan dagegen kommt trotz einer starken Bilanzausweitung seit Jahren wirtschaftlich nicht vom Fleck und es ist ebenfalls fragwürdig, ob die Bank of Japan das Volumen an Staatsanleihen auf ihrer Bilanz jemals wieder zurückführen kann. Insofern heisst es abwarten, wie die Wirkung in Euroland tatsächlich sein wird. Abwarten wollte die Schweizerische Zentralbank aber nicht. Zu gross schien ihr wohl die Gefahr, dass die EZB Erfolg haben könnte bei ihrem Versuch, den Euro zu schwächen. Und offensichtlich war ihr die eigene Bilanz dann doch zu schade, die Franken-Untergrenze so konsequent zu verteidigen, wie sie es immer angekündigt hat. In einem mag sie recht haben: Die Schweizer Wirtschaft hat sich an die Aufwertung des Franken aus den Jahren 2011 und 2012 inzwischen angepasst. Die Exporte laufen wieder. Auch bedeutet die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar, dass sich die Schweiz einen stärkeren Franken gegenüber dem Euro leisten kann. Eine so starke und so schnelle Aufwertung wie sie in der letzten Woche zugelassen wurde, hat dennoch hohe wirtschaftliche Kosten: Es ist daher anzunehmen, dass das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr statt den von der SNB noch im Dezember erwarteten 2% eher bei 1% liegen wird. Zudem wird statt positiven Inflationsraten das Preisniveau in der Schweiz wohl um gut 1% fallen. Die Kosten der abrupten Entscheidung gehen jedoch noch weiter. Zu nennen ist hier die Glaubwürdigkeit der SNB, die weniger unter der Abschaffung selbst aber unter den Umständen leidet, wie diese kommuniziert wurde. Genau wie bei der Einführung der negativen Einlagezinsen ein paar Tage nach dem Quartalstreffen, scheint sie die SNB wieder unter dem Druck der Tagesereignisse gehandelt zu haben. Noch nicht einmal wollte sie die Wirkung der negativen Einlagezinsen, die ab Donnerstag gezahlt werden müssen, abwarten. Ruhige Geldpolitik ist etwas anderes, vorausschauende auch. Denn dann wäre ihre Entscheidung auf einem Quartalstreffen gefallen, bei dem grundlegende Überlegungen erwartet werden. Als Anschauungsmaterial hilfreich ist die unerwartete Entscheidung der SNB nur für diejenigen, die über ähnliche Kehrtwenden ihrer Geld- und Währungspolitik nachdenken. Vor allem jene, die aus Unzufriedenheit mit der Entscheidung der EZB am Donnerstag die Europäische Währungsunion verlassen wollen. Sie seien gewarnt: Eine starke Aufwertung der Währung zusammen mit einer Rezession im Exportsektor wären die logischen Folgen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bank Sarasin. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - Bank Sarasin

DGAP-News dieses Unternehmens