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Nord LB – SNB: Schweizer Notenbank schockt Märkte und hebt Franken-Mindestkurs auf

15.01.2015 13:20 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Heute Morgen hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) verkündet, dass ab sofort der Frankenmindestkurs von ehemals 1,20 CHF je EUR aufgehoben ist. Im Gegenzug wurde der gerade erst beschlossene negative Einlagezins von -0,25% auf -0,75% deutlich abgesenkt. Zugleich wurde das Zielband für den Dreimonats-Libor auf -1,25% bis -0,25% abgesenkt. Diese Zinssenkung soll nach Angaben der SNB helfen, dass „die Aufhebung des Mindestkurses nicht zu einer unangemessenen Straffung der monetären Rahmenbedingungen führt.“ Zudem trage die SNB auch zukünftig der Wechselkurssituation Rechnung und bleibe „bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv.“ So zumindest der bekundete Wille der Notenbank.

Die Märkte reagierten geschockt! Der Euro verlor zum Schweizer Franken massiv an Wert, der Kurs sackte kurzzeitig unter die Parität. Inzwischen scheint sich der Wechselkurs leicht oberhalb der Parität einzupendeln, aktuell liegt er bei 1,0295 CHF je EUR. Auch Geld- und Rentenmarkt gerieten in Turbulenzen, die Rendite zweijähriger schweizerischer Bundesanleihen sackte um gut 20 Basispunkte auf aktuell -0,56% ab, bis zur Laufzeit von 9 Jahren ist die Rendite negativ! Für den Schweizerischen Aktienmarkt dürfte der heutige Tag als „schwarzer Donnerstag“ in die Börsengeschichte eingehen. Vom Eröffnungskurs bei 9.259 Punkten verlor der SMI bis zum Mittag mehr als 11% und notiert aktuell unter der Marke von 8.200 Punkten.

Offensichtlich war niemand auf den Schritt vorbereitet. Erst vorgestern hatte SNB-Vize Jean-Pierre Danthine in einem Interview zwar darauf hingewiesen, dass eine Ausweitung der EZB-Ankaufprogramme die Durchsetzung der Mindestkurspolitik erschwere. Zugleich betonte er aber, dass der Frankendeckel eine Säule der Geldpolitik bleiben müsse: Erfolgreiche Zentralbankkommunikation sieht anders aus! Zur Erklärung und Begründung des 180°-Schwenks der SNB darf man auf die Ausführungen Thomas Jordans heute ab 13.15 Uhr gespannt sein!

Der Frankenmindestkurs von 1,20 CHF je EUR wurde vor mehr als drei Jahren eingeführt, als Kapitalfluchtbewegungen in die Schweiz eine massive Aufwertung des Franken bewirkten. Die Verkündung einer expliziten Wechselkursgrenze erhöhte massiv die Glaubwürdigkeit der Maßnahme: Der Mindestkurs hielt – bis heute Morgen. Sicher fürchtet die SNB, dass eine weitere geldpolitische Lockerung der EZB noch stärkere Devisenmarktinterventionen nötig gemacht hätte als ohnehin schon in den vergangenen Wochen. Es kann aber gut sein, dass sie durch die Aufhebung der Wechselkursgrenze nun vorerst noch stärker am Devisenmarkt gefordert ist. Der aktuelle Wechselkurs ist sicher Gift für die Preisniveaustabilität und die Schweizer Wirtschaft – schließlich gehen mehr als die Hälfte der Schweizer Exporte nach Europa. Die heutige Aufwertung vermindert somit massiv die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen. Vielleicht war die heutige Entscheidung der größte Fehler der SNB seit
Jahrzehnten!

Fazit: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Märkte geschockt und den seit mehr als drei Jahren geltenden Mindestkurs des Franken zum Euro aufgehoben, im Gegenzug wurden die Leitzinsen nochmal deutlich gesenkt. Der Franken wertete zum Euro und zum US-Dollar massiv auf, der Schweizer Aktienmarkt ging in den freien Fall über. Die SNB scheint nicht mehr an eine Durchsetzbarkeit für den Fall eines EZB-Staatsanleihenankaufprogramms zu glauben – und könnte sich doch mit der Panikreaktion in eine Sackgasse manövriert haben. Zumindest ist die Kommunikation der SNB – bei allem Wohlwollen – als missglückt zu bezeichnen!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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