Börse am Morgen: U.a. mit Apple, BP, Salzgitter, Schäffler - Nord LB

Einer Prognose der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge werden die deutschen Exporte in 2024 kaum zulegen. Trotzdem sind die Unternehmen so zuversichtlich wie seit zwei Jahren nicht mehr. Fast ein Drittel der befragten Firmen rechnet mit einer konjunkturellen Belebung ihrer Auslandsstandorte (im Herbst lag dieser Wert bei „nur“ 22%). Zurückhaltend bleiben die Firmen aber mit Investitionen an ihren intern. Standorten.

Konträr zur DIHK-Prognose gab das Statistische Bundesamt gestern bekannt, dass sich die Exporte im März um erfreuliche 0,9% (im Vormonatsvergleich) auf EUR 134,1 Mrd. erhöht haben. Marktbeobachter hatten lediglich mit einem Wachstum von 0,4% gerechnet. Die Lage bleibt fragil. Bei den Industrieaufträgen kam es im März zu einem dritten Rückgang in Folge.

Die Zahl der Firmenpleiten erreicht im April in Deutschland einen neuen Rekordwert. 1.367 Personen- und Kapitalgesellschaften meldeten Insolvenz an, das sind 5% mehr als im März, dem bisherigen Höchststand. Die aktuelle Anzahl an Pleiten liegt 47% höher als im April 2023 und 40% höher als der April-Durchschnitt von 2016 – 2019 (vor Corona). Aber ganz so schwarz ist die Lage nicht. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), welches die Insolvenzdaten erhebt, misst auch Frühindikatoren. Diese Frühindikatoren laufen dem Insolvenzgeschehen um etwa zwei bis drei Monate voraus und zeigen für den Monat April Entspannung. Müller (Leiter Abteilung Strukturwandel und Produktivität beim IWH): „Ich gehe davon aus, dass die Insolvenzzahlen bereits ab Mai, spätestens jedoch ab Juni wieder sinken.“

Tagesausblick

Nach der Meldung der Zahlen zur Entwicklung der dt. Industrieproduktion stehen im Laufe des Tages kaum wichtige Wirtschaftsdaten mehr zur Veröffentlichung an. Die Marktteilnehmer könnten wohl noch mit einem Auge auf die wöchentlichen Angaben zu den Hypothekenanträgen in den USA blicken, die von der Mortgage Bankers Association erhoben werden. Zuletzt hatten höhere Zinsen bei dieser Zeitreihe wieder zu Belastungen geführt. Anders sieht es auf der Unternehmensseite aus. Eine wahre Flut von Quartalsberichten gilt es auf dem Parkett zu verdauen.

Aktien- und Rentenmärkte

Der DAX nimmt weiter Anlauf in neue Sphären. Positive Nachrichten aus der Berichtssaison beflügeln. Über 260 Punkte ging es gestern nach oben. Im Gegensatz dazu Salzgitter. Die Aktie wurde an der Börse sprichwörtlich kalt gewalzt. Intraday verlor sie zwischenzeitlich -10% (s.u.)! Auch am Rentenmarkt ist die Stimmung vorzüglich. Renditen fallen, Kurse steigen.

DAX +1,40%; MDAX -0,02%; TecDAX +2,05%; Dow Jones +0,09%; S&P 500 +0,13%; Nasdaq Comp. -0,10%.

Unternehmen

Apple arbeitet an einem eigenen KI-Spezialchip und vertieft damit die Entwicklung von Spezialprozessoren für die Künstliche Intelligenz. Das Projekt um den Chip mit dem Codenamen ACDC (Apple Chips in Data Center) läuft, basierend auf dem Wallstreet Journal, schon seit einigen Jahren. Erst im vergangenen Jahr hatte Apple mit eigens entwickelten Chips für Laptops, Smartphones und Tablets für Aufsehen gesorgt.

Unerwarteter Gewinneinbruch beim Ölriesen BP. Niedrigere Gas- und Ölpreise sowie ein längerer Ausfall seiner größten Raffinerie Whiting im US-Bundesstaat Indiana belasten. Binnen Jahresfrist fällt der Gewinn auf USD 2,7 Mrd. (minus 40%). Aktionäre sollen durch ein weiteres Aktienrückkaufprogramm i. H. v. USD 1,75 Mrd. zufrieden gestellt werden (Laufzeit 3 Monate).

Ein schwaches Industriegeschäft (s.o.) belastet auch den Auto- & Industriezulieferer Schäffler. Das EBIT fiel im Vorjahresvergleich auf EUR 322 Mio. (minus 4%). Die oper. Marge sinkt auf 7,9%.

Der zweitgrößte dt. Stahlkonzern streicht seine Jahresziele. Erholungssignale fallen laut Salzgitter-Vorstand schwächer und zögerlicher aus. In Tandem habe die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in HJ2/24 zugenommen. Auftragseingänge werden verschoben. Die Produktion ist weiter auf einem sehr niedrigen Niveau. 2023 war das produktionsschwächste Jahr seit der Finanzkrise.

Rohstoffe

Die Terminpreise bei Soja und Raps ziehen aufgrund der größten Flutkatastrophe Brasiliens seit 80 Jahren drastisch an. Zu Beginn der Woche lag der Soja-Mai-Kontrakt an der Warenterminbörse in Chicago bei umgerechnet EUR 421/t. Dies korrespondiert mit einem Zuwachs von rd. 8% seit Ende April. Im Gleichklang entwickeln sich die Rapsterminpreise. EUR 481/t werden an der Matif (Fälligkeit 08/24) veranschlagt. Auch hier liegen die Kurse rd. 7% resp. 5% höher als Mitte resp. Ende April.

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