Börse im EKG - Börse München

In dieser Woche war einmal mehr einiges geboten: Der Dax schwingt sich zu neuen Rekorden auf, die EZB und die Fed halten die Füße still, die Bank of Japan erhöht die Zinsen: „Japans Abschied von den Minuszinsen“, meldet das Handelsblatt. Und die Schweizer Notenbank prescht – überraschend, wie die NZZ konstatiert – mit einer Zinssenkung auf 1,5 Prozent vor. Zurück zum Dax: Es wird fast schon zur Gewohnheit, das mit den Allzeithochs, stellt Markttechniker Martin Utschneider fest. Eigentlich eine gute Stimmung auch für Börsengänge? „Douglas-Börsengang stößt auf Skepsis“, hieß es jedoch im Vorfeld im Handelsblatt und die Börsen-Zeitung meldet danach: „Douglas-IPO wird trotz Rekord-Umfeld zum Flop“. Vom Firmenmotto „We do beautiful“ blieb so an der Börse nicht viel übrig.

Dachs im Glück

Was zeigen uns die Titelbilder der angesagten Finanzmagazine zu Frühlingsbeginn? Der Preis für das originellste Cover geht eindeutig an Der Aktionär: Es zeigt einen kleinen Dachs auf dem Laufband mit angeschlossenem EKG: „Dax im Check“. Er sieht possierlich und munter aus, weitere Höchstleistungen nicht ausgeschlossen. Trotzdem fragt die Redaktion nach: „Welche Aktien haben noch Power? Wer ist außer Form?“ Eine Hand, die einen Bitcoin umklammert, reckt sich auf Focus Money. Vor rotem Grund und mit Sternen umringt soll diese Anmutung wohl an kommunistische Arbeiterplakate erinnern: „Die Bitcoin-Revolution“ wird uns schließlich verkündet. „200 % Gewinn in 6 Monaten und kein Ende in Sicht“, klingt dann aber doch weniger proletarisch als protzig, nach Kapitalismus statt Kommunismus. Mit ganzen Bündeln von Geldscheinen will uns Börse Online zum Kauf von Aktien überreden: „Bis zu 16 % Dividende“, heißt es dazu: „Wo Anleger in diesem Jahr die höchsten & sichersten Ausschüttungen erwarten“. Dazu gibt’s gleich noch den großen „Dividendenkalender“, so kommt zum „Wo“ auch noch das „Wann“ dazu.

Glücklich kinderlos

Zwei Berichte zeigen einmal mehr, wie miserabel die Stimmung in Deutschland offensichtlich ist. Da wäre zum einen der Weltglücksbericht und zum anderen der sehr nationale Blick auf unsere – fehlende – Reproduktion: „Geburtenrate in Deutschland geht deutlich zurück“, mahnt die Süddeutsche Zeitung. „Keine Lust auf Kinder“, ja „Absturz der Geburtenrate“ dramatisiert Die Welt. Nur noch 1,36 Kinder kommen pro Frau zur Welt, der kleine Corona-Baby-Boom – die Freizeitalternativen waren bekanntlich stark eingeschränkt – ist schon wieder vorbei. Kriege, Wirtschaft, möglichst Vollbeschäftigung beider Elternteile, um überhaupt über die Runden zu kommen, die Gründe gegen einen Kinderwunsch sind vielfältig. Glücklich scheint uns das jedoch nicht zu machen: „Glücklichste Länder der Welt: Deutschland fällt aus Top 20“ merkt der Merkur an. Am glücklichsten sind die Finnen, und das das siebte Jahr in Folge, gefolgt von den „Nordländern“ Dänemark, Island und Schweden, so der „World Happiness Report“. Das Ranking bezieht 143 Nationen ein, Deutschland verschlechtert sich von Rang 16 auf Rang 24. Vor uns liegen unter anderem Israel, die Schweiz, Australien, Österreich, Großbritannien, Costa Rica und Kuwait. Noch unglücklicher sind jedoch die Italiener auf Platz 41 (!). Wo es ist hin, das Dolce Vita? Das Schlusslicht belegt im Übrigen wenig überraschend Afghanistan.

Gras oder Pilz

Der Frühling ist ausgebrochen und wir freuen uns an den ersten Blüten. Allerdings sind die Zeiten alles andere als rosig, einmal abgesehen vom Auswärtstrikot der deutschen Nationalmannschaft. Der Bundesrat hat ein Einsehen mit unserer griesgrämigen Stimmung und misslichen Lage und billigt aktuell die zumindest teilweise Legalisierung von Cannabis. Ab 1. April darf auf dem Balkon gepflanzt werden und mit einem Joint wird vielleicht so manches erträglicher. Ob künftig am Kabinettstisch erst einmal ein Joint geraucht wird und sich so jeglicher Koalitionsstreit in süßlichen Rauch auflöst? Baden-Württembergs Innenminister spricht von einem „handwerklich verkorksten“ Gesetz, entnehmen wir dem SWR, und mussten genau lesen, ob es nicht doch eher ein „verkokstes Gesetz“ ist. Wer der Wirkung des Grases misstraut, dem sei eine Reise ins Nachbarland empfohlen: „Urlaub mit Pilzen“ lesen wir in der Süddeutschen Zeitung. Denn in den Niederlanden sind „Magic Mushrooms“ erlaubt. „Narrische Schwammerl“ heißen sie auch, dabei sind die Pilze nicht narrisch, sondern ihre Nutzer werden es. Führen sie doch zu bewusstseinserweiternden Erfahrungen. Günstig ist so ein Urlaub bei beispielsweise New Eleusis nicht gerade, Urlaub mit Kindern ist günstiger als mit Pilzen und erweitert das Bewusstsein auch nicht selten. Apropos Eleusis – wer in der Antike an den Mysterien von Eleusis teilnehmen durfte, ob mit oder ohne Pilzkonsum, musste das bei Androhung der Todesstrafe geheim halten. Sonst gab´s quasi einen Giftpilz.

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