SMG Holding: „Es gibt einen gewaltigen Nachholbedarf“

Stefan Petrikovics will mit seiner SMG Holding in diesem Jahr mehrere Unternehmen an die Börse bringen. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von 4investors.de erläutert Petrikovics das Geschäftsmodell von SMG. Er erklärt dabei auch, warum er keine klassische Beteiligungsgesellschaft führt. Drei Branchen sind für Petrikovics bei seinen angepeilten Börsengängen besonders interessant. Seine IPO-Pläne will der Manager nicht nur auf Deutschland beschränken.


4investors.de: Herr Petrikovics, Sie haben die SMG Holding 2020 gegründet. Wie ist Ihr persönlicher Hintergrund?

Petrikovics: Gebürtig komme ich aus Österreich, wo ich bis heute verwurzelt bin. Auch meine Studiengänge in Betriebswirtschaft und Recht inklusive meiner Dissertation habe ich in Wien absolviert. Danach bin ich beruflich internationaler aktiv geworden. Zunächst war ich fünf Jahre bei Morgan Stanley, bevor ich zur Texas Pacific Group gewechselt bin, bei der ich das Deutschland-Geschäft verantwortet habe. 2020 beschloss ich dann, meiner Investment-Passion stärker zu folgen und mein eigenes Unternehmen mit der SMG Holding aufzubauen. Insgesamt habe ich bereits Transaktionen im Gesamtwert von rund 5 Milliarden Euro abgeschlossen.

4investors.de: Die Holding tritt als IPO-Sponsor auf, sie forciert in diesem Jahr eine Reihe von Börsengängen. Was ist die Strategie hinter diesen Aktionen?

Petrikovics: In Deutschland haben es insbesondere mittelständische Unternehmen schwer, den Gang an die Börse zu schaffen. Die Hürden sind hoch und das Risiko ist nicht zu unterschätzen. Als SMG Holding wollen wir genau diese Hürden und Risiken abbauen und Unternehmen, die reif für die Börse sind, eine einfachere und sicherere Alternative für das Listing bieten. Zwei Transaktion sind bereits live. Wir haben die Börsengänge der europäischen Lifestyle-Hotelgruppe Sircle Hospitality Group sowie des führenden Anbieters großformatiger, industrieller 3D-Drucker BigRep angekündigt.

4investors.de: Wie viel investieren Sie als SMG in die IPO-Kandidaten?

Petrikovics: Wir verstehen uns als langfristiger Investor. Unser SMG-Modell ist darauf ausgelegt, den Weg für eine neue Form der partnerschaftlichen und auf Wachstum ausgerichteten Eigenkapitalfinanzierung mittelständischer Unternehmen zu ebnen. Als SMG legen wir großen Wert auf den Erfolg des Börsengangs. Daher binden wir in die Transaktionen weitere Investoren mit langfristigem Investitionshorizont ein. Die genaue Investitionssumme und Anteilsverhältnisse ergeben sich aus der individuellen Verhandlung, meist sind es 20 Millionen Euro bis 40 Millionen Euro.

4investors.de: Wie erhalten Sie das weitere Geld, das Sie in die IPO-Gesellschaften investieren?

Petrikovics: Hier arbeiten wir mit einem Netzwerk an mittelständisch geprägten Investoren zusammen, unter anderem auch Family Offices. Aber wir investieren wie gesagt auch eigenes Geld.

4investors.de: Sie sehen viel Potenzial am europäischen und vor allem am deutschen IPO-Markt, sagten Sie jüngst. Woher nehmen Sie diesen Optimismus?

Petrikovics: Wenn Sie sich die Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen in Deutschland anschauen, stellen Sie fest, dass diese nur bei einem Drittel der Marktkapitalisierung der Unternehmen in den USA bezogen auf das BIP liegt. Zudem gab es in den letzten Jahren kaum Aktivität am deutschen Markt für Börsengänge. Das liegt nicht daran, dass es zu wenige Unternehmen gibt, die einen Börsengang anstreben, sondern dass die Risiken als sehr hoch eingeschätzt wurden. Es gibt also einen gewaltigen Nachholbedarf.

4investors.de: Wird die Holding in der Folge Großaktionär der jungen Börsenunternehmen bleiben oder ist ein Exit das Ziel?

Petrikovics: Wir agieren bei allen unseren Beteiligungen als langfristiger und partnerschaftlicher Investor. Dabei verstehen wir uns nicht nur als reiner Geldgeber und schon gar nicht als Intermediär. Wir bringen unsere strategischen, operativen und kapitalmarktbezogenen Erfahrungen ein, um die Unternehmen und ihr Management bestmöglich zu unterstützen. Für jede unserer Zielbranchen haben wir ausgewiesene Experten an Bord.

4investors.de: Sind ihre Aktionen auf deutsche Börsengänge beschränkt?

Petrikovics: Unser Ansatz sieht vor, dass wir ein SMG-Vehikel an einer Börse notieren und dann ein passendes Unternehmen in das Vehikel einbringen. Wie beschrieben, sehen wir große Chancen am deutschen IPO-Markt. Ich werde aber nicht ausschließen, dass wir zukünftig auch an anderen Börsen aktiv werden.

4investors.de: Welche Branchen sind für Sie derzeit besonders interessant?

Petrikovics: Wir sind mit SMG in drei Branchen tätig: Immobilien, Technologie und Energie. In allen drei Branchen sehen wir großes, langfristiges Potenzial und geeignete Unternehmen, die wir an die Börse begleiten können. Mittelfristig planen wir pro Jahr mindestens zwei wachstumsstarke Unternehmen aus diesen Branchen an die Börse zu bringen.

4investors.de: Was muss ein Unternehmen für Sie haben, damit Sie es an die Börse bringen wollen?

Petrikovics: Zunächst einmal benötigen die Unternehmen eine solide Basis. Nur wenn die organisatorischen und finanziellen Strukturen reif für die Anforderungen einer Börsennotierung sind, ergibt ein Börsengang einen Sinn. Als zweites sollte ein Unternehmen ein attraktives Wachstumspotenzial in einer zukunftsorientierten Branche aufweisen. In diesen Aspekt spielt auch unser drittes wichtiges Kriterium rein: die Unternehmen sollten Alleinstellungsmerkmale haben. Das können beispielsweise innovative Produkte, angesehene Marken oder spezifisches Know-how sein.

4investors.de: Viele Unternehmen zögern derzeit mit einem Börsengang. Warum sieht das bei Ihnen anders aus?

Petrikovics: Das Zögern liegt insbesondere an den mit dem klassischen Börsengang einhergehenden Platzierungsrisiken. Wir haben daher das SMG-Modell entwickelt, bei dem wir Unternehmen eine hohe Transaktionssicherheit bieten. Wir investieren selbst in die Unternehmen und bleiben ihnen langfristig verbunden. Darüber hinaus binden wir weitere Investoren mit langfristigem Anlagehorizont ein. Alle Beteiligten verfolgen somit die gleichen Interessen.

4investors.de: Wie viele SMG-Vehikel sind derzeit schon börsennotiert, so dass Sie rasch als Mantel dienen könnten?

Petrikovics: Derzeit notieren zwei Vehikel an der Frankfurter Börse. Die entsprechenden attraktiven Unternehmen haben wir dafür bereits gewinnen können. Zudem bereiten wir aktuell ein drittes Vehikel vor.

4investors.de: Warum gehen sie mit der SMG nicht selber an die Börse und werden dort zu einer Beteiligungsgesellschaft?

Petrikovics: Unser Ansatz ist nicht der einer klassischen Beteiligungsgesellschaft. Wir verstehen uns als Partner, der die strategische, operative und kapitalmarktbezogene Erfahrung in die Beziehung mit den Unternehmen einbringt. Die bisherigen Eigentümer der Unternehmen bleiben auch im fusionierten Unternehmen Mehrheitseigentümer und behalten so die Kontrolle. Über den Aufbau von Partnerschaften zwischen uns, weiteren Investoren, Unternehmern und Branchenführern schaffen wir somit Win-Win-Win-Situationen.