Börse am Morgen, u.a. Bayer, Bitcoin, Deutsche Börse, Gold - Nord LB

Das Reich der Mitte löscht den Begriff „friedlich“ in Verbindung der angestrebten Wiedervereinigung mit Taiwan. Im Arbeitsbericht von Ministerpräsident Li Qiang heisst es wörtlich, dass die Volksrepublik „die Sache der Wiedervereinigung entschlossen vorantreiben“ werde. Frühere Berichte sprachen noch von einer „friedlichen Wiedervereinigung“. Im Gleichklang ist ein Anstieg der Militärausgaben analog zum Vorjahr um 7,2% geplant (rd. USD 230,6 Mrd.). Die chin. Wirtschaft leider seit geraumer Zeit unter einem Konvolut an Problemen (steigende Verschuldung von Kommunen, lodernde Immobilienkrise, deflationäre Tendenzen, fallende Aktienmärkte). Auf dem Nationalen Volkskongress in Peking gab Li Qiang für 2023 ein Wirtschaftswachstum von 5,2% bekannt. Für das laufende Jahr 2024 wird ein Wachstum von rd. 5% angestrebt. Im Umfeld des chin. Arbeitsberichts, antizipiert der Internationale Währungsfonds (IWF) für China hingegen nur noch ein Wirtschaftswachstum von 4,6% für 2024 bei einer mittelfristig rückläufigen Tendenz auf rd. 3,5% im Jahr 2028.

Deutlich fallende Erzeugerpreise in der Eurozone spielen der Europäischen Zentralbank in die Karten. Vor der mit Spannung erwarteten morgigen Zinssitzung meldete das Statistikamt Eurostat gestern stark rückläufige Produzentenpreise in der Industrie (minus 8,6% ggü. Vorjahresmonat).

Tagesausblick

Zunächst wird am heutigen Mittwoch auf die Zahlen zur dt. Handelsbilanz zu achten sein. Ebenso wird die Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze aus der Eurozone im Fokus stehen. Mit dem britischen PMI Construction werden sodann die wichtigsten Einkaufsmanagerbefragungen dieser Woche abgeschlossen. Auf der anderen Seite des Atlantik steht sowohl eine Rede des US-Notenbank Chefs Powell, als auch die Publikation des „Beige Book“ auf dem Programm. Letzteres ist eine Zusammenfassung von Kommentaren der Zentralbanken über die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen in den jeweiligen Regionen.

Renten- und Aktienmärkte

Rege Primärmarktaktivitäten kennzeichneten am Dienstag die europ. Anleihemärkte. Innerhalb von nur zwei Tagen wurden bereits mehr als EUR 31 Mrd. an Neuemissionen geprintet (gestern davon allein EUR 20 Mrd.). Eine EUR 4,5 Mrd. Bundesanleihen Aufstockung (DBR 2,5% 08/15/54) generierte bspw. ein Orderbuch von EUR 46 Mrd.

An den Aktienmärkten wird die Luft spürbar dünner. DAX -0,10%; Dow Jones -1,04%.

Unternehmen

Mit einer eigenen Handelsplattform für Kryptowährungen (Deutsche Börse Digital Exchange (DBDX)) macht die Deutsche Börse jetzt Binance, Bitcoin.de und Coinbase Konkurrenz. DBDX ist vollständig reguliert und umfasst neben dem Handel auch die Abwicklung und die Verwahrung von unterschiedl. Cyber-Währungen wie bspw. Bitcoin oder Ethereum. Bisher fand der Handel mit Cyber-Devisen über kaum oder lax regulierten OnlinePlattformen statt. Der Kollaps der Börse FTX (gegründet durch Sam Bankman-Fried) ist vielen Anlegern noch in schlechter Erinnerung.

Der Agrar- und Pharmakonzern Bayer plant eine Strategieanpassung in den nicht enden wollenden Glyphosat Prozessen. „Neue Ansätze innerhalb und außerhalb der Gerichtssäle sollen verfolgt werden.“ Dies beinhaltet laut Konzernchef Anderson auch eine intensivierte Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Bereich der Politik. Eine Veränderung der Konzernstruktur stehe aufgrund der mit ihr einhergehenden Kosten momentan dagegen nicht zur Disposition. An der Börse kamen die Aussagen nicht gut an. Bayer-Aktien fielen auf das tiefste Niveau seit 07/2005 (EUR 25,88).

Devisen und Rohstoffe

Devisenhändler halten ihr Pulver trocken und warten gespannt auf neue Leitzinsimpulse in der heute anstehenden Rede Powells vor dem Kongress. Der EUR/USD kam am Dienstag entsprechend nicht recht vom Fleck.

Die Krypto-Währung Bitcoin befindet sich im Höhenrausch. Seit Beginn des Jahres 2023 schlägt eine Vervierfachung zu Buche. YTD hatte sich bereits ein Plus von 62% akkumuliert. Allein am Montag sprang die Kryptowährung um 7%! Zwischenzeitlich wurde ein neues Rekordhoch von USD 69.171 erreicht.

Und auch Gold tastet sich nicht nur an sein Rekordhoch von USD 2.135,39 heran sondern egalisiert es am Dienstag auch gleich. Die Feinunze festigt den zu Beginn der Woche geglückten Sprung über die Marke von USD 2.100 und stieg auf bis zu USD 2.142.

Die Verlängerung der freiwilligen Förderkürzungen im Ölkratell Opec+ verpufft. Sorgen über die chin. Konjunktur (rückläufiges BIP-Wachstum) überlagern den Ölmarkt. Öl gab weiter nach.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!