Lukrative Überraschungen - Börse München

In den Hochburgen des Karnevals, Faschings oder der Fasnacht hat diese Woche die heiße Phase begonnen. Grund zum Bonbonwerfen hatten Börsianer in diesen Tagen eher weniger, die Kurse gingen auf und ab, der Dax pendelt um die 17.000 Punkte, nachhaltig überschreiten konnte er diese Schwelle jedoch nicht. Ein Highlight war der so plötzliche wie erfolgreiche Börsengang der Renk Group aus Augsburg – als Privatplatzierung konnten Privatanleger leider nicht vorab zeichnen: „Renk reüssiert im zweiten Anlauf auf dem Parkett“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung und „Börse feiert Debüt von Renk“, die Börsen-Zeitung, während Euro am Sonntag im wahrsten Sinne auf die Militärsparte abzielt: „Renk-Debüt wird Volltreffer“!

Die Gewinner

Was würden Sie machen, wenn Sie ein Paket auspacken und Ihnen ein schwarzer Bulle ins Auge stiert? Wahrscheinlich würden auch Sie rot sehen und hoffen, nicht rot gewandet zu sein. Weshalb Der Aktionär seltsamerweise sein Titelbild rot färbt und jenen Bullen aus einem ebenfalls roten Paket aufsteigen lässt: „Überraschende Gewinner“ lesen wir dazu – bei einer solchen Überraschung hätten wir allerdings eher die Flucht ergriffen. Ein Balkendiagramm aus Geldbündeln präsentiert uns Börse Online, sollen sie doch „die lukrativsten Aktien der Welt“ zeigen, die ein Plus von 50 Prozent bis 100 Prozent oder gleich noch „mehr“ versprechen. Ein riesiges Prozentzeichen fällt uns bei Focus Money an mit „Zinsen, Zinsen, Zinsen – so schützen Sie sich vor der Inflation“. Wie? Mit „Tagesgeld, Anleihen und Geheimtipps“. Leicht schwindlig machen uns bunte Spiralen auf AnlegerPlus, die auf „Frühzykliker“ verweisen und zeigen, „wo sich jetzt der Einstieg lohnt“.

Die Dicken

Das mit den Pfunden ist meist leider eine allzu runde Sache und wird einem gerne ausgetrieben, dient Übergewicht doch nicht unbedingt der Gesundheit. Der von Shakespeare kolportierte Spruch Caesars, „lasst wohlbeleibte Männer um mich sein“, wird heute kaum noch geteilt, obwohl Brutus eher schlanker Natur gewesen sein soll. Und jetzt trifft das Verdikt nicht nur Menschen, sondern auch ihren fahrbaren Untersatz: „Schocktherapie gegen automobile Adipositas“, nennt es die Börsen-Zeitung. Denn nach dem Pariser Vorbild der teuren Parkgebühren für schwere Autos will nun auch Frankfurt folgen. Das Parkraumangebot finden Pendler in Frankfurt laut Börsen-Zeitung eher übersichtlich, worauf die Stadt den öffentlichen Nahverkehr prompt ausgedünnt hat, man muss nicht alles verstehen. Übrigens, es gilt in Paris das Gewicht der Autos, nicht die Fahrzeugklassifizierung als SUV, das hat die Frankfurter Rundschau genauer geklärt. In Paris fallen unter das „SUV-Verdikt“ so beliebte Modelle wie der VW-Bus, Limousinen und Kombis von BMW (ab der 5er Reihe) und sogar ein Ford Mustang! Und was dann wohl ein Wohnmobil kostet? Da kommt wahrscheinlich die Luxus-Suite günstiger…

Die Bürokratietreiber

Wir lernen: Nicht nur in der Schule werden kleine Zettel von Banknachbar zu Banknachbar durchgereicht – gleiches gilt offensichtlich auch für die Ministerbank. Obwohl da wohl eher SMSen versendet werden, wenn wir das Verhalten während Bundestagssitzungen richtig deuten. Wie anders aber sollen wir die Headline aus dem Handelsblatt interpretieren: „Buschmann schreibt Mahnung an Habeck“. Und hat der Wirtschaftsminister seine offenen Rechnungen beim Justizminister nicht bezahlt? Es geht dann aber um Entbürokratisierung, und diese wird selbstverständlich brieflich (und offensichtlich mit einer Anzahl von „Durchschlägen“ für die Presse) vorangetrieben, wie anders als mit Bürokratie sollte Bürokratie auch bekämpft werden? Auch das entnehmen wir dem Artikel: Briefe zwischen Ministern werden, Briefgeheimnis hin oder her, vor allem dann geschrieben, wenn sie an die Öffentlichkeit sollen. Ansonsten würde man sich einfach persönlich austauschen, vielleicht bei einem Bierchen – wer auch immer am Ende die Rechnung ganz ohne Mahnung begleicht.

Die Jecken

Kommen wir am Ende zurück auf Fasching, Karneval oder Fasnacht – in der Börsen-Zeitung (!) lernen wir noch weitere sechs Begriffe für die „fünfte Jahreszeit“ kennen. Und wir lernen noch weitere wichtige Dinge aus dem Artikel „Ausgiebige Feiern tun allen gut“ von Alexandra Baude. Denn während wir Fasching immer auf die wenigen Tage zwischen Gründonnerstag und Aschermittwoch eingrenzen wollten, wissen wir nun, dass er dieses Jahr „nur“ 95 Tage dauert – jetzt verstehen wir so manches aus Berlin deutlich besser. Und dass Fasching – wir bleiben bei der in München üblichen Benennung des dort kaum gefeierten Gegenstandes – für einen Umsatz von etwa 1,7 Mrd. Euro sorgt, das hat zumindest das Institut der deutschen Wirtschaft – wahrscheinlich bei Kölsch und Krapfen – errechnet. Alaaf und Helau…

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!