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Zinsentscheidungen der Zentralbanken: Welchen Einfluss haben sie auf den Wechselkurs? - iBanFirst

30.09.2023 20:22 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Besart Shala, Country-Manager bei iBanFirst. Bild und Copyright: iBanFirst.

Ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung von Wechselkursen ist – geht man nach Lehrbüchern und der Meinung von Finanzmarktakteuren – die Höhe des Zinses, die von den jeweiligen Zentralbanken festgelegt werden. Darüber hinaus können solche Beschlüsse auch die Handelsbeziehungen, die weltweite Wirtschaft und die Konjunktur beeinflussen. Was also sind mögliche Folgen für die Eurozone, für deutsche Importeure und Exporteure, wenn die EZB und die amerikanische Fed bei ihren regelmäßigen Treffen über den Zinssatz befinden?

Zwei verschiedene Strategien

In ihrer jüngsten Sitzung am 14. September hat die EZB den Zins erneut angepasst, und zwar auf 4,5 Prozent. Beim Treffen der Fed am 20. September wurde der Zinssatz unberührt gelassen (Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent) – was aber ausdrücklich weitere Zinserhöhungen nicht ausschließt. Zinsen werden laut Fed-Chef Jerome Powell weiterhin hoch bleiben; vor allem als Mittel im Kampf gegen die Inflation. Es sind – zumindest was die Erhöhungen, nicht die absolute Höhe angeht – zwei unterschiedliche Strategien.

Die Entscheidung der EZB sollte dem Euro Auftrieb geben. Doch dies ist nicht passiert. Wahrscheinlich deswegen, weil die Entscheidung bereits eingepreist war oder die Erwartungen höher gewesen sind. Seit der EZB-Sitzung jedenfalls ist der Dollar um drei Cent stärker geworden. Laut Lehrbuch hätte es umgekehrt laufen sollen. Die Fed-Sitzung wiederum hat keine direkten Reaktionen bei der Kursentwicklung hervorgerufen.

Ein weiterer von vielen anderen Faktoren ist die Inflation in den USA. Diese lag in den beiden vorherigen Veröffentlichungsmonaten bei 3,2 und bei 3,7 Prozent. Im Durchschnitt wird eine Rate von 3,3 Prozent für ganz 2023 angepeilt. Im nächsten Jahr soll es fast ein Prozentpunkt weniger sein, 2,5 Prozent. Ein weiterer Treiber für einen starken Dollar: Es verfestigen sich die Zeichen für eine Rezession, vor allen Dingen in Deutschland, aber generell im Euroraum. Und da schlägt immer die Stunde der Fluchtwährungen. Nummer 1 ist hier traditionell der US-Dollar, der auch hierdurch gestärkt wird.

Starker Dollar

Innerhalb der letzten vier Wochen ist also der Dollar gegenüber dem Euro stärker geworden. Das zeigt den EZB-Entscheidern, dass man durch die Anpassung der Zinsen nur bedingt die Stärke einer Währung beeinflussen kann. Zinsen sind ein Faktor – aber eben nur einer.

Vergegenwärtigen wir uns nochmal: Ein starker Dollar ist in den USA für den Konsum und die Preise eingeführter Waren gut, da Importeure günstiger einkaufen können. Auf Deutschland bezogen kann wiederum der Export profitieren. Denn Produzenten erhalten mehr Euro für eine gegebene Summe an Dollar – sofern man eine Dollarzahlung vertraglich vereinbart hat, was in der gegenwärtigen Situation anzuraten wäre. Die Festlegung des Dollars als Zahlungswährung könnte daher ein wichtiger Punkt in Vertragsverhandlungen sein. Hier kann man dem Geschäftspartner entgegenkommen. Hingegen ist ein starker Dollar für Importeure hierzulande von Nachteil – wenn man die Dollarzahlung vereinbart hat, was bei Einfuhren oft der Fall ist. Hat man dieses Währungsgeschäft nicht abgesichert, drückt dies die ohnehin geringen Margen nochmal deutlich.

Wir haben es bei einem Kunden – ein erfahrener Importeur, jahrzehntelang im Geschäft – gerade erst wieder erlebt: Er ging angesichts der anstehenden EZB- und Fed-Sitzungen von anderen Entscheidungen, in jedem Fall aber von anderen Folgen für den Währungskurs aus. Er dachte, dass sich der Euro auf 1,12 Dollar verteuert und hat auf dieser Basis ohne Absicherung seine Waren in Dollar eingekauft. Eine Fehlannahme. Denn nun liegt der Euro bei 1,06 USD, eine Differenz für ihn von sechs Cent, die er von seinem etwaigen Gewinn abziehen muss – so er überhaupt noch vorhanden ist. Er hat also seine Kalkulation zerlegt und ist hier ohne Fallschirm geflogen.

Auch Teilabsicherung möglich

Wer etwas dagegen tun will – es muss dabei nicht immer die volle Währungsabsicherung sein. Man kann auch mischen, „Hälfte/Hälfte“ bietet sich da an. Diese Verteilung bietet eine höhere Flexibilität und begrenzt mögliche Verluste, kann aber auf der anderen Seite Gewinne realisieren. Denn man weiß vorher nie genau, wohin sich ein Währungspaar entwickelt – auch wir nicht. Daher sollten sich alle Unternehmen und derzeit besonders Importeure unbedingt über solche Finanzinstrumente absichern, um ihre Margen zu sichern.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Besart Shala, Country-Manager bei iBanFirst. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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