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Chinas Risiken: Konjunktursorgen sorgen für Zinssenkungen - Nord LB

15.08.2023 09:59 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Insbesondere der seit einigen Jahren in China kriselnde Immobilienmarkt ist nach dem Heißlaufen zuvor sicherlich ein Risikofaktor. Bild und Copyright: Sean Pavone / shutterstock.com.

Wenn Sorgen für weitere Sorgen sorgen: Jetzt sorgt sich sogar US-Finanzministerin Janet Yellen um die konjunkturelle Entwicklung Chinas. Das Land könne über Spillover-Effekte durchaus einen „gewissen Risikofaktor“ selbst für die wirtschaftliche Performance der USA darstellen. US-Präsident Joe Biden sprach vor einigen Tagen im Zusammenhang mit den chinesischen Wirtschaftsproblemen sogar von einer „tickenden Zeitbombe“: China sei „in Schwierigkeiten“ aufgrund der Wachstumsabschwächung und der gestiegenen Arbeitslosenquote, was auch für die USA unschön gefährlich werden könne.

Diese Einschätzungen scheinen sich nun teilweise zu bestätigen: Zunächst einmal kamen heute Morgen neue Daten aus dem Reich der Mitte auf den Tisch, die tatsächlich unschön ausfielen. Die Industrieproduktion Chinas stieg im Juli um unerwartet niedrige 3,7% Y/Y, die Einzelhandelsumsätze zogen um nur 2,5% Y/Y an. Die Prognosen lagen deutlich darüber. Auch die Datenlage vom Immobiliensektor präsentierte sich mit Investitionen und Umsätzen ernüchternd. Die Arbeitslosenquote zog im Grunde nur moderat von 5,2% auf 5,3% an, allerdings stellt hierbei ja die bereits erreichte hohe Jugendarbeitslosigkeit von über 21% ein bekanntes Problem dar. Offenbar nun auch für die Offiziellen in Peking: Denn diese Daten zur Arbeitslosigkeit von jungen Leuten zwischen 16 und 24 Jahren sollen ab jetzt – aufgrund von „Ermittlungsschwierigkeiten“ – nicht mehr veröffentlicht werden, bis sich diese wieder verbessert hätten. Keine schönen Zahlen – aber auch keine vertrauensbildende Maßnahme, oder?

In jedem Fall macht sich die Regierung nun offensichtlich große Sorgen, denn eine Wirtschaftsabschwächung kann durchaus schon für einen gewissen Unmut in der Bevölkerung sorgen, was man in Peking nun gar nicht so gerne mag. Insofern sah sich die People’s Bank of China heute Morgen quasi im Gleichklang mit diesen Zahlenveröffentlichungen gezwungen, die massivsten Zinssenkungen seit 2020 zu verkünden. Diese Anpassungen fielen mit 15 Basispunkten bei den Leitzinsen sowie 25 Prozentpunkten bei der Mindestreserve optisch gesehen gar nicht so üppig aus, sie sind allerdings im historischen Vergleich durchaus als ein Signal aufzufassen: Auch China – und damit seine Nachbarn und vermutlich fast die ganze Welt – muss sich nun um die Wachstumsraten der zweitgrößten Ökonomie Sorgen machen!

Insbesondere der seit einigen Jahren in China kriselnde Immobilienmarkt ist nach dem Heißlaufen zuvor sicherlich ein Risikofaktor. Erst in den vergangenen Tagen mehrten sich die Nachrichten über erneut in Schwierigkeiten geratene Immobilienunternehmen. Da für viele Bürger die eigene Wohnung und das eigene Haus die maßgebliche Wertanlage und damit Rentenversicherung darstellen, können Fehlentwicklungen auf dem Immobilienmarkt zu gravierenden Vermögensverlusten, zu Zahlungsschwierigkeiten und im Endeffekt zu einem Einbruch beim Konsum führen. Genau das stellt jetzt das Horrorszenario für Peking dar. Auch viele lokale Gebietskörperschaften scheinen finanziellen Herausforderungen gegenüber zu stehen, wie sich in den letzten Tagen bestätigte.

Also wird die Regierung wohl oder übel noch mal richtig Geld in die Hand nehmen müssen, um jegliche Gefahren abzuwehren. Bisher haben sich zwar Offizielle überwiegend dagegen ausgesprochen, Finanzgeschenke an die privaten Haushalte zu offerieren, doch dies könnte sich bald ändern.

Im Blick behalten muss die PBoC aber auch die Wechselkursentwicklung: Gestern zog der US-Dollar auf über 7,25 CNY an und erreichte damit fast wieder das Vorjahreshoch. Ohnehin scheinen aktuell einige Währungen gegenüber dem US-Dollar unter Druck zu geraten (Rubel, argentinischer Peso,…).

Fazit: Sorgen um die chinesische Wirtschaft beschäftigen die Welt! Offenbar zu Recht, denn am frühen Morgen haben erneut ernüchternde Daten unter anderem zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen die PBoC nun dazu bewogen, deutliche Zinssenkungen durchzuführen. Hier mag die Zwischenfrage erlaubt sein: Ist China (wieder einmal) ein Vorreiter in Sachen Konjunkturzyklus und Geldpolitik? Das wird man sehen! In jedem Fall geriet bereits im Vorfeld der chinesische Renminbi deutlich unter Druck. Die Offiziellen im Reich der Mitte machen sich ja schon seit einiger Zeit Sorgen insbesondere um den kriselnden Immobilienmarkt und den Ansteckungsgefahren für den ebenfalls nun bedrohten Konsum. Ein Horrorszenario für Peking wäre ein Unmut der in den letzten 40 Jahren wirtschaftlich verwöhnten Bevölkerung. Die Regierung muss tätig werden – also wird es wohl bald Geld regnen!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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