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US-Inflation zieht wieder an – und spricht dennoch für eine Zinspause! - Nord LB

10.08.2023 16:30 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed. Bild und Copyright: Mark Van Scyoc / shutterstock.com.

Unschön aber wahr: Die Inflation in den USA ist im Juli wieder angestiegen – erstmals seit dem Hochpunkt vor zwölf Monaten bei damals über 9%! Haben die soeben veröffentlichten US-Verbraucherpreise damit das Potential, die Markterwartungen für die Zinspolitik in den USA zu verändern?

Im Juli kam es bei den Verbraucherpreisen zu dem erwarteten Anstieg um moderate 0,2% M/M. Aufgrund erstmals seit Monaten fehlender entlastender Basiseffekte aus dem Vorjahr zog die Jahresrate von 3,0% auf 3,2% an. Seit dem Hoch der Inflation im Juni 2022 bei 9,1% ist dies nach zwölf Rückgängen in Folge der erste Anstieg! Die Kernrate legte ebenfalls um 0,2% M/M zu. Bei dieser Zeitreihe ging die Jahresrate von 4,8% marginal auf 4,7% zurück – und fällt sukzessive seit dem Hoch von 6,6% vor zehn Monaten.

Auffallend im Juli waren dabei die erneut deutlichen Preisrückgänge bei Flugreisen (-8,1% M/M) und Gebrauchtwagen (-1,3% M/M). Ansonsten hielten sich die Preisveränderungen aber in engen Grenzen. So zogen die Energiepreise minimal um 0,1% M/M an. Die Preiskomponente der Mietadäquate mit +0,4% M/M wies noch den deutlichsten Anstieg auf. Vorlaufende Indikatoren signalisieren aber weiterhin, dass sich auf dieser Ebene in den kommenden Monaten schwächere Tendenzen bemerkbar machen sollten.

Die Inflationszahlen sind hinsichtlich der zu erwartenden Zinsentscheidung der Fed am 20. September als erfreulich zu bezeichnen: Zwar verläuft die preisliche Entspannung nur langsam und nicht ganz so schnell wie erhofft, aber sie manifestiert sich immerhin. Der Inflationsanstieg sieht optisch unschön aus, aber der Monatszuwachs war moderat. Insofern setzt sich die Phase der Disinflation grundsätzlich fort. Das gilt auch für die Kernrate, wenngleich dort die Jahresrate noch höher liegt. Allein im stark beachteten Dienstleistungsbereich kam es zu einem Preisanstieg von nicht ganz geringen 0,3% M/M.

Die Gefahr besteht nun, dass aus geopolitischen Gründen die Energiepreise wieder ansteigen (bereits für den laufenden Monat absehbar), oder wegen Wetterkapriolen oder der russischen Irrungen am und im Schwarzen Meer die Nahrungsmittelpreise wieder stärker anziehen. Das lässt sich schwer abschätzen!

Werden erste konjunkturelle Abschwächungen, Verschärfungen auf den Kreditmärkten sowie die traditionell verzögerten Wirkungen der restriktiveren Geldpolitik als wichtige Faktoren für die Zinsentscheidung im September berücksichtigt, dann sollte ein Abwarten jetzt das adäquate Signal der Zeit für die Fed sein! Die Zinsanhebungsorgie müsste eigentlich beendet sein. Nur sehr starke Arbeitsmarkt- und Inflationszahlen für den Berichtsmonat August könnten auf der nächsten FOMC-Sitzung eine nochmalige Zinsanhebung als halbwegs gerechtfertigt erscheinen lassen – wahrscheinlich ist das aber nicht!

Fazit: Unspektakulär kamen die US-Verbraucherpreise herein: Im Juli stiegen sowohl die Gesamtrate als auch die Kernrate um moderate 0,2% M/M. Aufgrund von erstmals seit längerem nicht mehr entlastend wirkenden Basiseffekten zog die Jahresrate auf 3,2% an, die der Kernrate fiel auf 4,7%. Allein bei Flugpreisen und Gebrauchswagenpreise gab es auffallende Rückgänge, ansonsten gab es kaum Preisbewegungen. Die heutigen Inflationszahlen sind hinsichtlich des zu erwartenden Zinspfades der Federal Reserve als moderat erfreulich zu bewerten: Werden die konjunkturelle Moderation, Verschärfungen auf dem Kreditmarkt sowie die traditionell verzögerten Wirkungen der restriktiveren Geldpolitik als wichtige Faktoren für die nächste Zinsentscheidung berücksichtigt, dann sollte ein Abwarten die adäquate Maßnahme der Zeit für die Fed sein! Die Zinsanhebungsorgie sollte damit eigentlich auch perspektivisch beendet sein. Nur sehr starke Arbeitsmarkt- und Inflationszahlen im Verlauf des Herbstes könnten auf den FOMC-Sitzungen im IV. Quartal eine nochmalige Zinsanhebung rechtfertigen – wahrscheinlich ist das aber nicht. Der nächste Zinsschritt weist dann wohl eher wieder nach unten – aber erst in 2024!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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