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USA verliert das AAA-Rating von Fitch – Downgrade auf AA+ - Nord LB

02.08.2023 10:58 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Was machen die Finanzmärkte wie die New York Stock Exchange aus dem Downgrade? Bild und Copyright: gary yim / shutterstock.com.

Damit war in diesen Tagen eigentlich nicht unbedingt zu rechnen gewesen: Relativ überraschend setzte Fitch als eine der drei großen Ratingagenturen der Welt heute Morgen die Bonität der USA um eine Stufe von AAA auf AA+ herab. Bereits 2011 hatte S&P diese Maßnahme im Zuge des Schuldenstreits im Kongress vollzogen und damals für einige Turbulenzen auf den Finanzmärkten gesorgt. Wie begründet Fitch Ratings diesen Schritt und was dürfte er nun für die Finanzmärkte mit sich bringen?

In der Begründung bemängelte die Agentur erstens das gestiegene Staatsdefizit: Steuersenkungen und neue Ausgaben zusammen mit diversen wirtschaftlichen Schocks hätte das Haushaltsdefizit anschwellen lassen. Dabei seien gleichzeitig die absehbaren Probleme bei den Sozialleistungen nicht angegangen worden. Zweitens sei für Fitch eine sogenannte „Erosion der Staatsführung“ im Vergleich zu anderen mit AAA und AA bewerteten Ländern in den letzten beiden Jahrzehnten zu bemängeln (was weder Demokraten noch Republikanern ein vorteilhaftes Zeugnis ausstellt). Insofern erwarte Fitch Ratings eine Verschlechterung der fiskalischen Situation in den nächsten drei Jahren, was zum Downgrade führte.

Fitch hatte bereits im Mai im Zuge der Auseinandersetzungen im Kongress über die Anhebung der Schuldengrenze eine Überprüfung des Ratings angedeutet, eine Beilegung des Streits schien aber eigentlich die Gefahr des Downgrades gebannt zu haben. Letztlich habe aber die wieder einmal in letzter Minute abgewendete Zahlungsunfähigkeit das Vertrauen in die Haushaltsführung der USA untergraben.

Finanzministerin Janet Yellen bezog als erste Regierungsvertreterin Stellung, echauffierte sich und bezeichnete die Entscheidung als „willkürlich“ und „überholt“. Nach wie vor gehörten Treasuries der USA zu den weltweit sichersten und liquidesten Anlagen der Welt und die US-Wirtschaft sei stark.

Die Entscheidung ist unseres Erachtens zumindest vom Zeitpunkt her bemerkenswert, schließlich ist das Problem der Schuldengrenze bis Ende 2024 – und damit bis nach der nächsten Präsidentschaftswahl – vom Tisch bekommen worden. Zweitens haben die Makrodaten der vergangenen Wochen eigentlich eher für eine gewisse konjunkturelle Zuversicht gesorgt. Grundsätzlich führen natürlich die ständig wiederkehrenden Haushaltsstreite zu manchen Irritationen, aber für uns gehören Diskussionen über Ausgaben und Einnahmen zu einer Demokratie dazu. Sicherlich wäre es begrüßenswert, wenn die politische Auseinandersetzung weniger polemisch, starr und egozentrisch geführt würde….

Was machen die Finanzmärkte aus dem Downgrade? Vor zwölf Jahren gerieten kurzzeitig die Aktienmärkte weltweit unter Druck, wohingegen Treasuries – weiterhin als sicherer Hafen angesehen – gesucht waren. Längerfristig waren aber wieder US-Assets stärker nachgefragt im Zuge der zeitgleichen europäischen Staatsschuldenkrise. Erste Reaktionen in Asien heute Morgen lassen vermuten, dass auf den zuletzt gestiegenen Aktienmärkten sicherlich etwas Risiko abgebaut wird, dagegen Treasuries gesucht bleiben. Die Implikationen sollten aber gering sein: Wichtiger ist, wie die nächsten Konjunkturzahlen ausfallen, ob die Inflation fällt und ob die Federal Reserve abwartet. Und dass Moody’s bei AAA bleibt.

Fazit: Relativ überraschend setzte Fitch als eine der drei großen Ratingagenturen am Morgen die Bonität der USA um eine Stufe von AAA auf AA+ herab. Die Agentur bemängelte erstens die Haushaltsdisziplin und zweitens die sogenannte „Erosion der Staatsführung“, was eine Verschlechterung der fiskalischen Situation in den nächsten drei Jahren impliziere. Unseres Erachtens sind die Begründungen nachvollziehbar, der Zeitpunkt ist aktuell aber fragwürdig: Denn mit den Zinsanhebungen steigt perspektivisch auch die Zinslast des Staates deutlich, andererseits ist das Thema Debt Ceiling bis Ende 2024 vom Tisch und die Konjunkturaussichten haben sich zuletzt aufgehellt. Die Finanzmarktbeteiligten werden sicher etwas Risiko abbauen wollen, was Aktien belastet und Treasuries beflügeln wird. Aber sicherlich nur kurzfristig – langfristig dominieren Makrodaten und die Fed-Maßnahmen. Rating-Anpassungen sind wie so häufig nur Schnee von gestern!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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