Stimmung der Börsianer getrübt - Börse am Morgen: u.a. mit Siemens, MTU, Hornbach - Nord LB

In einem am letzten Freitag veröffentlichten Podcast der Europäischen Zentralbank kommuniziert der Chefvolkswirt der EZB, Philip Lane, das nicht Vorhandensein einer Lohn-Preis-Spirale. Vielmehr bestehe laut Lane bei den Löhnen ein Nachholbedarf aufgrund der anhaltend hohen Inflation. Die Löhne befänden sich in einer Aufholphase, da die Lohnentwicklung ggü. der Inflation Zeit benötige um aufzuschließen. Auf der letzten EZB-Sitzung vor 1,5 Wochen äußerte sich Frau Lagarde konträr. Laut der EZB-Präsidentin erhöhen die jüngsten Tarifabschlüsse die Inflationsrisiken und die Währungshüter befürchten, dass ein starker Arbeitsmarkt sowie die starken Lohnzuwächse die Inflation länger als erwünscht oberhalb der 2%-Marke halten werden.

Laut dem span. Notenbankchef de Cos ist der EUR Zinskurs nach dem 27.07 (nächste EZB-Sitzung) noch nicht fixiert. „Wir haben noch eine Wegstrecke vor uns und werden die Zinssätze im Juli erneut anheben müssen… es ist jedoch nicht möglich, Entscheidungen nach dieser Sitzung vorherzusagen.“ Derzeit liegt der Einlagensatz auf dem höchsten Niveau seit 22 Jahren (3,50%).

Deutsche Wohnimmobilien sanken in Deutschland in Q1 um durchschnittlich 6,8%. Dies ist der stärkste Rückgang (im Vorquartalsvergleich) seit Beginn der Zeitreihe. Laut Statist. Bundesamt sind gestiegene Finanzierungskosten Hauptausschlaggeber.

Wochenausblick

In dieser Woche dürften tatsächlich einmal die Wirtschaftsdaten diesseits des Atlantiks jenen aus der USA den Rang ablaufen. Denn der heute zur Veröffentlichung anstehende deutsche ifo-Geschäftsklimaindex und die am Donnerstag und Freitag folgenden Verbraucherpreiszahlen aus Deutschland bzw. Euroland sind durchaus als die marktrelevantesten Zahlen anzusehen – auch hinsichtlich der EZB-Geldpolitik. Wir gehen angesichts der Entwicklungen bei Sentix und ZEW von einem erneuten Rückgang des ifo-Index auch im Juni auf 90 Punkte aus. Die deutschen CPIs dürften im Juni allein schon aufgrund eines diesmal nicht vorhandenen entlastenden Basiseffekts unfreundlich ausfallen – ein Rückgang der Inflation Y/Y kaum möglich sein. Für Euroland sieht das schon wieder ganz anders aus – ein Rückgang Y/Y ist gut möglich! Zudem sollte am Donnerstag noch auf das europäische Economic Sentiment und am Freitag auf die persönlichen Einkommen und Ausgaben (als Indikation für das BIP) aus den USA geachtet werden.

Renten- und Aktienmärkte

Die Stimmung der Börsianer blieb zum Wochenausklang getrübt. Der DAX fiel auf ein Drei-Wochen-Tief. Sorgen um die Konjunktur sowie die zunehmende Wahrscheinlichkeit von weiter steigenden Zinsen belasteten. Langlaufende sichere Staatsanleihen waren gefragt. Renditen deutscher Bunds (10Y) sanken auf 2,35% (minus 14Bp). Im Gleichklang kauften Investoren verstärkt Kurzläufer in ihre Depots. Die Renditen von 2-jährigen Benchmarkanleihen fielen auf 3,09% (minus 10Bp). Der Anleihe-Markt antizipiert eine Rezession. Die Renditestrukturkurve bleibt invers. Trotz der seit Jahresbeginn beachtlichen Performance des deutschen Leitindex DAX (+13,7%) wurden in den letzten Tagen vermehrt Unternehmensgewinnwarnungen gemeldet (bspw. Lanxess, Sartorius).

DAX -0,99%; MDAX -0,40%; TecDAX -0,28%
Dow Jones -0,65%; S&P 500 -0,77%; Nasdaq Comp. -1,01%

Unternehmen

Die Siemens AG steht vor einer Milliardenabschreibung. Wieder generiert Siemens-Energy Probleme (Anteil 31,9%). Technische Schwierigkeiten bei der Windkraft Tochter Siemens Gamesa sind deutlich größer und teurer zu beheben als bisher vermutet. Siemens Energy verlor im DAX im Tagesverlauf mehr als 35%.

Der Triebwerksbauer MTU hat bei der Luftfahrtmesse in Paris Aufträge im Gegenwert von mehr als USD 1 Mrd. eingesammelt. MTU teilte am Freitag mit, dass der größte Teil der Bestellungen auf ein Triebwerk für Mittelstrecken-Flugzeuge (sogenannte Getriebefan GTF) entfalle.

Der Baumarktkonzern Hornbach meldet einen Umsatzrückgang von 2,2%. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) sank um 26%. Ein kaltes Frühjahr hat den Beginn der Gartensaison vermiest.

Devisen und Rohstoffe

Der EUR/USD Kurs bleibt durch die Sorgen der Marktteilnehmer vor weiteren Zinserhöhungen und einer sich weiter verschlechternden Welt-Konjunktur geprägt. Der Dollar war am Freitag als sicherer Hafen Währung gefragt.

Am Ölmarkt zeigte sich ein ähnliches Bild. Auf Wochensicht verloren die Ölpreise mehr als 3 Prozent.

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