Geld oder Aktien - Börse München

Mit gewisser Sorge blickten Anleger einmal mehr über den großen Teich, denn dort wurden die neuesten Inflationszahlen bekannt gegeben. Sie fielen niedriger aus als bisher, aber höher als erwünscht, könnte man ein wenig sybillinisch sagen. Mit der Folge, dass es zum „großen Rätselraten über die Bedeutung der Zahlen“ kam, wie die Fuchsbriefe orakeln. Und zu Beginn der kommenden Woche heißt es mal wieder Stay at home oder Steh im Stau, denn die Eisenbahnen fahren nicht. Mit dem Deutschlandticket ins Nirgendwo. Am Wochenende ist aber erst einmal Sofazeit, denn es gibt den Eurovision Song Contest ESC, weshalb wir unseren Text auf der Suche nach Ohrwürmern mit einigen Siegtiteln aus der Vergangenheit schmücken.

Geld

Money, Money, Money ist auf den Titeln der aktuellen Finanzmagazine zu sehen, dabei hat es dieser Song von Abba doch gar nie in den ESC geschafft – aber wir kommen noch auf die schwedische Ausnahmeband zurück. Jedenfalls sollen Geldbündel das Statement von Börse Online unterstreichen: „Diese Aktien steigen weiter!“ Das Heft bietet uns als Beleg eine „Favoriten-Analyse“. Bei Focus Money stehen die Geldscheine für „Wie lege ich 50.000 Euro jetzt richtig an“ – uns würde eher interessieren, wo sie herkommen könnten. Bei Der Aktionär steckt ein Euro-Bündel in einer zähnefletschenden Eisenklemme: „Tappen Sie nicht in die Milliardenfalle“. Wenn Sie sich fragen, welche Milliarden denn, folgt die Erklärung: „Zu viel Heimatliebe kostet Rendite – mit diesen 10 Aktien stellen Sie Ihr Depot ideal auf“. Ob sie dann sprudeln, die Milliarden? AnlegerPlus greift nicht zu Scheinen, sondern zu einer Art Chiffriermaschine, auf der was zu lesen ist? „Money“! Und weiter: „Knack den Finanzmarkt. Trotz Krisenstimmung in die Finanzindustrie investieren!“. Da können wir nur „Hallelujah“ seufzen, mit Gali Atari und der Band Milk & Honey aus Israel, Gewinner des Jahres 1979.

Launische Zeiten

Schlecht gelaunte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (hier müssen beide Geschlechter gesondert genannt werden) sind wir ehrlicherweise vor allem im Einzelhandel oder „auf dem Amt“ gewöhnt: Gerade im Süden unseres Landes ist man des Öfteren gewillt, sich beim Personal dafür zu entschuldigen, dass man es gewagt hat, den Laden oder die Behörde aufzusuchen, zu betreten und vielleicht sogar etwas zu wollen. Servicewüste Deutschland ist für dieses Verhalten zu einem feststehenden Begriff geworden. Jetzt wartet aber die Börsen-Zeitung mit der verstörenden Headline „Selbständige schlechter gelaunt“ auf. Sind die etwa noch schlechter gelaunt, fragten wir uns entsetzt und überschlugen kurz, welchen Selbstständigen wir demnächst benötigen – Steuerberaterin, Statiker, Zahnarzt? Es drehte sich aber tatsächlich um den Jimdo-Ifo-Geschäftsklimaindex, der sich im März um noch einmal 1,8 Prozent verschlechtert hat. „Take Me To Your Heaven“ hätten wir da lieber, mit Charlotte Nilsson aus Schweden (Gewinnerin 1999).

Vorurteile

Wir müssen gestehen, dass unsere Vorurteile einmal mehr einen gehörigen Stoß versetzt bekommen haben – gut so! Schuld daran war eine Statistik in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Sammlerobjekte – ein Ländervergleich“. Welche Sammelleidenschaft lag an der Spitze der fünf europäischen Länder Deutschland, Belgien, Frankreich, Niederlande und Italien? „Münzen und Briefmarken“! Nun gut, das gute alte Briefmarkenalbum scheint immer noch zu locken, aber dass hier Italien und Frankreich noch vor Deutschland liegen, hätten wir uns nie vorstellen können! Ganz am Ende des Rankings so verschiedener Sammlerinteressen wie Dekoration und Einrichtung, Musik und Kameras oder Schmuck und Edelsteine, über- oder besser untertroffen nur noch von asiatischer Kunst, liegt „Wein/Whiskey/hochwertige Getränke“! Hier nehmen die Belgier und Holländer die Spitzenstellung ein, gefolgt von Frankreich. Deutschland und Italien teilen sich die beiden letzten Plätze. Unsere Sammelleidenschaft – Garnierungsvorschläge auf Lebensmittelverpackungen – trat seltsamerweise gar nicht in Erscheinung…Und ja, da wäre noch ein ESC-Titel zu nennen und was läge näher als „Toy“ von der israelischen Künstlerin Netta 2018 vorgetragen?

Autoren

Unter unserem Zeitungsstapel von vergangener Woche haben wir einen Artikel übersehen, den wir unbedingt noch zitieren wollen. Denn auch Frankreich verfügt über einen Minister mit Autoren-Erfahrung. Dort ist es nicht der Wirtschaftsminister, sondern der Finanzminister, der sich schreibend hervortut, und sich dabei nicht an Kinder, sondern an Erwachsene richtet. An sehr Erwachsene, wie schon die Überschrift des Artikels vermuten lässt: „Die Erotik des Bruno Le Marie“. Die, wenigen, erotischen Zeilen und ihre stilistische Leistung sorgten jedoch für weniger Zündstoff als die Tatsache, dass ein Finanzminister während Inflation, Hyperverschuldung – Frankreich wurde von der Ratingagentur Fitsch am Tag nach der Bucherscheinung (aber nicht wegen dieser) heruntergestuft – sowie den Diskussionen um die Rente mit 64 noch über ausreichend Zeit verfügt, einen 480-Seiten Roman zu schreiben und nach Erscheinen auch intensiv zu bewerben. Akten statt Akte, könnte das Stichwort lauten. Aber der Minister kontert, er sei nun einmal Schriftsteller und Minister, habe außerdem bereits eine ganze Reihe von Romanen, Essays und Tagebücher veröffentlicht, das Schreiben bedeute für ihn „Bereicherung und Freiheit“. Nun denn, wir warten auf Habecks neues Kinderbuch, ein Thema findet sich bestimmt! Wir sind unschlüssig zwischen „Fly On The Wings Of Love“ von den Olsen Brothers (Dänemark im Jahr 2000) oder doch eher „Waterloo“ von – und da haben wir sie wie versprochen– Abba aus dem Jahr 1974!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!