Der Bulle ist los – zumindest auf dem Papier - Börse München

Der Nachrichten-Hammer diese Woche war wohl, dass sich die Traditionsfirma Viessmann ausgerechnet von den doch so hochgelobten Wärmepumpen trennen möchte: „Da geht ihnen die Pumpe“, dichtete die Süddeutsche Zeitung, während die Frankfurter Allgemeine die Regierung „In der Viessmann-Bredouille“ fallen sieht und Die Welt kommentiert: „Der Wirtschaftsminister redet den Fall schön“. Trotz in Bayern gerade geschriebenem Deutschabitur war eher der Wegfall als der Wesfall gemeint. Und dann schwappten noch die Nachrichten über die US-Bank First Republic über den großen Teich: Sie leidet unter anhaltenden Einlagenabflüssen, wie es so schön heißt: „Kunden laufen weg, Kurs bricht ein“, präzisiert die Süddeutsche Zeitung. Das rief ungute Erinnerungen wach mit der Folge: „Aktien von Banken geraten unter Druck“, wie die Börsen-Zeitung meldet. Dem Dax bescherte die Woche erst ein Ab und dann ein Auf, aber die 16.000er Marke überkletterte er noch immer nicht. Nun kommt der Mai und wir vergessen einmal „Sell in May…“ und summen für alle Freunde de Schlagers mit Vanessa Mai Mai Tai, mehr Mai geht nicht...

Der Bulle ist los

Dafür war bei den Finanzmagazinen der Bulle los. Jedenfalls zeigt Börse Online ein bedrohlich rotes Exemplar dieses Börsentieres mit „Mehr als 100 % Kurspotenzial. Gewinne extrem. Heiße Aktien, starke Argumente, hohe Chancen“. Da hätte er schon freundlicher schauen dürfen, der Bulle. Noch grimmiger stürmt uns allerdings der Bulle auf Der Aktionär-Titelseite entgegen, auch er ganz in Rot mit goldglänzenden Hörnern. (Liebe Grafiker, ein Bulle mag auf ein rotes Tuch losgehen, aber deshalb ist er doch nicht selbst rot?) „Total Bullish“ ist passenderweise als Überschrift gewählt: „Was jetzt für Rekorde spricht – mit welchen 10 Aktien Sie maximal profitieren“. Dezent gibt sich hingegen Focus Money, mit einer weißen Treppe, die einem roten Pfeil nach oben hievt und ein wenig an übereinandergestapelte Traubenzuckerplättchen erinnert. „Hier geht noch was“! steht groß daneben, gemeint war aber nicht die Kreativität des Grafikers, sondern: „Börse auf Rekordkurs. 15 Aktien mit bis zu 50 Prozent Gewinnchance“! „Aktien der Zukunft“ untermalt Euro am Sonntag mit Bildern zu künstlicher Intelligenz, Raumfahrt, autonomen Fahren und Landwirtschaft. Bei diesem bunten Strauß an Finanzmagazinen sollten Sie doch bitte nicht beherzigen, was der EURO für die Mai-Ausgabe empfiehlt, sonst fehlt uns bald das Futter für unsere Texte: „Ignorieren Sie dieses Heft!“ Interessant, auf dem Titel steckt ein Mann den Kopf nicht in den Sand, sondern in Geld. Schlagertechnisch geben wir zu: Auf einen schmissigen Schlagertext mit Börse und Bulle warten wir noch. Bliebe die Farbe rot, und da ist die Auswahl fast zu groß, denn nicht nur sollte man nach Cliff Richard rote Lippen küssen, sondern bekanntlich sind auch Rosen rot, die Liebe auch und dann gäbe es noch die roten Laternen von St. Pauli für ältere Semester.

Krönender Abschluss

Wir lernen nie aus, wahrscheinlich weil unser Wissen begrenzt ist. Euro am Sonntag berichtet über die nahende Krönung von König Charles und zeigt die drei (!) Kronen, die er und seine Gemahlin dabei aufgesetzt bekommen. Ihr Wert wird auf insgesamt drei bis fünf Millionen Pfund geschätzt – der Kronen, nicht des Königspaares – doch weder der britische Staat noch der König haben bisher signalisiert, sich von ihnen trennen zu wollen. Für den König sind die Imperial State Crown und die St. Edwards Crown vorgesehen und – wir kommen jetzt zum Lerneffekt – erstere ist die sogenannte „Arbeitskrone“. Die setzt Charles also beim Arbeiten auf und wir stellen uns vor, wie der König am Schreibtisch sitzt, sich einmal mehr über den klecksenden Füller ärgert und an der drückenden Krone rüttelt. Sein Osteopath rät ihm sicher, mehr im Stehen zu Arbeiten und bitte ab und zu die Krone zu lüften, damit es nicht zu Versteifungen im Nacken führt. Immerhin wiegt das gute Stück mehr als 1 Kilo! Die Last der Krone! Aber vielleicht hängt er sie auch an einen Haken im Büro?

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!