Geldmaschinen statt Gemüse - Börse München

Nein, wir haben uns nicht an die Headline der Abendzeitung gehalten: „Gönnen Sie sich ruhig mehr Pausen“, wir waren etwas indisponiert, deswegen ist diese Kolumne zweimal ausgefallen. Und nein, auch den Rat der Süddeutsche Zeitung haben wir nicht berücksichtigt: „Wer schreibt noch selbst?“ Wir haben ganz traditionell mit eigener, soweit vorhandener, statt künstlicher Intelligenz in die Tasten gehackt. Leider fällt diese Presseschau etwas bescheidener aus, weil sich unser gewöhnlich prall gefülltes Presseregal etwas ausgedünnt zeigt – es liegt nicht am Zusteller, sondern an der Verteilstelle, da bekommt der Begriff „postlagernd“ eine ganz neue Bedeutung. Dabei wird über einen möglichen Streik doch erst noch abgestimmt: „Bei der Post droht ein wochenlanger Streik“ - Die Welt. Wir geben uns gelassen, schließlich plädiert der Ökonom Justus Haucap ebenfalls in Die Welt: „Ich könnte auf den Montag als Zustelltag verzichten“. Wer braucht schon eine Montagszeitung? Ansonsten stand diese Woche im düsteren Zeichen des Ukraine-Krieges, der vor einem Jahr begann. Auf den Punkt brachte es die Börsen-Zeitung: „Wenig Hoffnung, viel Sorge“! Immerhin, die Kurse zeigten die Woche überwiegend nach oben: „Die gekaufte Kurs-Rally“ titelte das Handelsblatt. Und nein, wir waren es nicht!

Warnung vor der Geldmaschine

Kaum lugten in diesem Jahr die Bullen an der Börse hervor, wagen sich die ersten Mahner aus der Deckung: „Crash Gefahr. Top-Experten warnen bei Dax und Dow: Es wird kritisch!“ lesen wir auf dem Titel von Börse Online. Als ob Aschermittwoch als Spaßbremse nicht vollauf reichen würde. Abgebildet sind die sorgenvollen „Top-Experten“ Frank Fischer, Jens Ehrhardt und Robert Shiller. Nun gut, immerhin tröstet uns Focus Money prompt mit „25 sagenhaften Renditechancen“. Wo sie herkommen? „Geldmaschine KI: Künstliche Intelligenz: So werden Sie zum Gewinner der Digitalen Revolution“. Nun, Hauptsache der Job ist nicht weg vor lauter digitaler Revolution! Euro am Sonntag stellt uns „Timing-Strategien“ vor, genauer: „Der ideale Zeitpunkt. Aktien zu kaufen" und "Aktien zu verkaufen“! Achtung, man sollte nicht beides gleichzeitig tun!

Inflationsbekämpfung

Wer hätte das gedacht, nicht die EZB ist der wahre Bekämpfer der Inflation hierzulande, sondern das Statistische Bundesamt! Das hat nämlich kurzerhand die Bemessungsgrundlagen geändert und - Überraschung - eine deutlich niedrigere Inflation kam bei den neuen Berechnungen heraus. Die hatten sich aber erst noch verschoben, die Software war nicht mitgekommen, vielleicht getrieben von Künstlicher Intelligenz? So wurde das Basisjahr von 2015 auf 2020 verlegt und der Anteil, den Wohnkosten (also Miete und Heizung) am Warenkorb ausmachen, von 32,5 Prozent auf 26 Prozent reduziert, wie Die Welt berichtet: „Die Inflation war 2022 nie zweistellig“, so die Überschrift – wenn man das neue Modell quasi rückwärts anwendet. Uns, wir gestehen es, war gar nicht bewusst, dass der Kostenanteil Wohnen plötzlich einen geringeren Ausgabenanteil ausmacht, gefühlt und per Kontoauszug dokumentiert war es eigentlich eher umgekehrt! Da hilft nicht mal kaltes Duschen! Erhöht wurde übrigens der Anteil der nichtalkoholischen Getränke im Warenkorb – über eine mögliche Zunahme alkoholischer Getränke aufgrund oben genannter Kontoauszüge decken wir besser den Mantel des Schweigens…

Britische Verhältnisse

Wo bitte befindet sich in Fish & Chips das Gemüse? Das Schälchen mit zerkochten Erbsen vielleicht? Beim Yorkshire Pudding? Wir wollen Ihnen nicht den Mund wässrig machen durch ein weiteres Auflisten der Highlights der englischen Küche, aber die Frage stellte sich uns beim Lesen dieser Headline aus der Süddeutschen Zeitung: „Gemüse ist das neue Klopapier“. Nun, wir geben es zu, nicht beim Lesen dieser Überschrift allein, die uns erst einmal eher ratlos zurückließ. Wir persönlich werden weiterhin Klopapier statt Gemüse verwenden, das versichern wir gerne. Aber „britische Supermärkte schränken den Kauf von gewissen Lebensmitteln ein“, stand weiter zu lesen, und das bezieht sich insbesondere auf Gemüse, Obst und Salat. Das wird jetzt rationiert, was zur Folge hatte, dass diese Produkte besonders gefragt waren, oder, wie es die SZ hübsch formulierte: „Die Rationierung ist die wohlmeinende Schwester vom blöden Bruder Hamstern“. Um bei der Familie zu bleiben: Unsere Kids würden es gar nicht merken, wenn Gemüse und Obst im Supermarktregal fehlten oder gar Salat…

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!