Ist es zu glauben? - Börsen-Ausblick u.a. mit BNP Paribas, BP, AMS Osram, Linde - Nord LB

Deutsche Unternehmen haben ihre Produktion zuletzt überraschend stark heruntergefahren. Die reale (preisbereinigte) Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im Dezember 2022 gegenüber November 2022 saison- und kalenderbereinigt um 3,1% gesunken, nachdem sie im November 2022 gegenüber dem Vormonat noch um 0,4% gestiegen war (vorläufiger Wert: +0,2%). Im gesamten Jahr 2022 lag die Produktion kalenderbereinigt um 0,6% niedriger als im Jahr 2021 und um 5,0% niedriger als im Vorkrisenjahr 2019.

Während die Nominallöhne in Deutschland im Jahr 2022 y/y nach vorläufigen Ergebnissen der Verdiensterhebung (Bruttolöhne einschließlich Sonderzahlungen) mit +3,4% den stärksten Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008 aufwiesen, sanken die Reallöhne aufgrund der Erhöhung der Verbraucherpreise (+7,9%) um voraussichtlich durchschnittlich 4,1%. Bereits 2020 und 2021 entwickelten sich die Reallöhne rückläufig.

Ausblick

Ist es zu glauben? Für den heutigen Mittwoch sind tatsächlich mal gar keine Veröffentlichungen neuer Konjunkturindikatoren, keine Auftritte von NotenbankerInnen oder sonstige Veranstaltungen auszumachen. Es wird spannend sein, wie die Finanzmärkte ausnahmsweise einmal mit tatsächlich Null Impulsen – zumindest soweit es gerade absehbar ist – umgehen werden! Ein wahrlich interessantes Experiment! Zugegeben: In den USA gibt es noch die Hypothekenanträge und Großhandelsvorräte zu „bestaunen“. Aber wirklich spannend weiter geht es dann erst wieder am Donnerstag mit den sehnsüchtig erwarteten deutschen Inflationszahlen für den Berichtsmonat Januar …

Renten- und Aktienmärkte

In einem impulslosen Handel gaben die Kurse deutscher Staatsanleihen weiter leicht nach. Die Notierungen von US-Staatsanleihen waren ebenfalls leicht rückläufig.

Eine Rede von US-Notenbankchef Powell, die in Summe nichts Neues zur Zinspolitik brachte, schickte die US-Börsen zunächst auf Schaukelkurs. Im späten US-Handel griffen Anleger wieder zu. Die Aktien-AnlegerInnen in Deutschland hielten sich vor dieser Rede zurück. DAX -0,16%, MDAX -0,49%, TecDAX -0,23%. Dow Jones +0,78%, S&P 500 +1,29%, Nasdaq +1,90%

Unternehmen

Die französische BNP Paribas hat im vergangenen Jahr dank des Verkaufs des US-Privatkundengeschäfts ihren Nettogewinn um 7,5% auf EUR 10,2 Mrd. gesteigert und ihr Mittelfristziel angehoben. Im Zeitraum bis 2025 soll der Nettogewinn nun durchschnittlich jährlich um 9% statt bislang 7% zulegen. Zudem plant das Geldhaus für das laufende Jahr ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von EUR 5 Mrd.

Die hohen Energiepreise sorgten für einen Rekordgewinn beim britischen Energiekonzern BP. Auf Jahressicht hat sich der bereinigte Nettogewinn auf USD 28 Mrd. mehr als verdoppelt. Die Dividende steigt um 10%. Im Rahmen des bereits laufenden Aktienrückkaufprogramms sollen in Q1 weitere USD 2,75 Mrd. investiert werden. Zuvor wurden bereits Aktien im Wert von USD 11,7 Mrd. erworben.

Bei AMS Osram ging der Umsatz im vergangenen Jahr um 4% zurück, die Bruttogewinnmarge schrumpfte um 3 Prozentpunkte auf 31%. Für das 1. Halbjahr 2023 erwartet das Unternehmen eine verhaltene Nachfrage, im 2. Halbjahr dürften sich die Aussichten aufhellen.

Linde toppte im abgeschlossenen Geschäftsjahr die eigenen Erwartungen mit einem Gewinnwachstum (aus fortgef. Geschäft) von 11% auf USD 6,2 Mrd. Der Konzernumsatz kletterte um 13% auf EUR 33,4 Mrd. Für das laufende Jahr wird ein Gewinnwachstum zwischen 9% und 13% in Aussicht gestellt.

Devisen und Rohstoffe

Auch der Euro schwankte vor und während der Powell-Rede. Letztendlich blieb der Kurs zum US-Dollar im Tagesvergleich fast unverändert.

Die Aussicht auf eine anziehende Nachfrage aus China sowie die Sorge vor einem knapperen Angebot infolge der schweren Erdbeben in Syrien und der Türkei gaben den Rohölpreisen spürbaren Auftrieb. Brent stieg um 3,14% auf 83,44 USD, WTI um 3,66% auf USD 76,83 je Barrel.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!