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Northern Data: Black Box mit „Red Flags”

11.01.2023 13:11 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Northern Data will mit den Zahlen für 2022 und der Prognose Zuversicht schüren - doch der zweite Blick nährt Zweifel an den Perspektiven des Bitcoin-Miners. Bild und Copyright: Poring Studio / shutterstock.com.

Die Zahlen von Northern Data sollen beeindrucken. 2022 habe man 2.798 Bitcoin minen und allein damit 77 Millionen Euro Umsatz erzielen können, so der Betreiber von Rechenzentren am Mittwoch. Und man habe Reserven. Rein rechnerisch sei mit dem vorhandenen Equipment, zum Teil aktuell nicht installiert, das Mining von bis zu 500 Bitcoin pro Monat möglich, so Northern Data.

Von solchen Zahlen ist man aktuell aber weit entfernt. Im Dezember waren es gerade einmal 177 Bitcoin, die das Unternehmen neu generieren konnte, und 3 Millionen Euro Umsatz aus dem Bitcoin-Verkauf. Geringe Kurse der Kryptowährung und hohe Energiekosten belasten das Geschäft und haben in der Branche der Krypto-Miner schon eine Pleitewelle ausgelöst. Und auch bei Northern Data läuft es längst nicht so beeindruckend, wie die Jahreszahlen vielleicht noch suggerieren sollen.

So verlief das Bitcoin-Mining - zurzeit die einzig relevante Erlösquelle von Northern Data - in der zweiten Jahreshälfte deutlich schwächer als in den ersten sechs Monaten 2022. Wurden in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres noch 1.596 Bitcoin generiert, waren es in der zweiten Jahreshälfte mit 1.204 (Addition der gerundeten Monatswerte) deutlich weniger. Dass der Bitcoin-Preis im Laufe des Jahres 2022 geradezu dramatisch abgestürzt ist, kommt neben den zugleich stark gestiegenen Strompreisen belastend hinzu.

Längst kann man nicht mehr mit der gesamten zur Verfügung stehenden Hardware produzieren. „Aufgrund teilweise sehr hoher Energiekosten in Europa konnten dort die ASIC-Server nicht durchgehend produzieren. Die Gesellschaft arbeitet daran, diese Produktionskapazitäten an Energiepreis-optimierte Standorte zu verlegen, um unter der Annahme optimaler Auslastung mehr als 350 BTC im Monat produzieren zu können”, räumt Northern Data ein.

Cloud-Computing von Northern Data bisher enttäuschend

Das Cloud-Computing, das als lukratives zweites Standbein neben dem Mining ausgebaut werden sollte, kommt nicht voran. Bisher gibt es keine nennenswerten Erlöse oder Neukundengewinne der Gesellschaft. Northern Data kann hier nur Hoffnungen schüren. Man habe „Kapazitäten im Cloud Computing CapEx-schonend ausgebaut”, heißt es, und gehe „für 2023 davon aus, dass neben dem Bitcoin-Mining auch das Cloud-Geschäft substanziell zum Tragen kommen wird”, so Northern Data am Mittwoch.

Daran haben am Markt einige Akteure durchaus Zweifel, die Northern Data als nur wenig konkurrenzfähig im Cloud Computing ansehen. Die Aktie des Betreibers von Rechenzentren steht seit einiger Zeit im Fokus von Shortsellern, die auf fallende Kurse setzen und damit in den letzten Monaten goldrichtig lagen. Und noch immer stehen bei einem aktuellen Kurs der Northern Data Aktie (WKN: A0SMU8, ISIN: DE000A0SMU87, Chart, News) von 7,11 Euro knapp 170 Millionen Euro Börsenwert im Feuer - und einiges an Vertrauen, das dem Unternehmen von manchen Anlegern trotz der fortwährenden Enttäuschungen weiter entgegen gebracht wird.

Ob gerechtfertigt, steht auf einem anderen Blatt. So zeigen sich seit geraumer Zeit „Red Flags” bei Northern Data, unter anderem in der Kommunikation mit dem Kapitalmarkt. Dass die Gesellschaft zum Beispiel seit Januar mit Gülsen Kama auf dem CFO-Posten neu besetzt ist, dürfte kaum jemand mitbekommen haben, der sich nicht zufällig auf der Internetseite des Unternehmens in die Management-Rubrik verirrt hat. Eine Nachricht an den Kapitalmarkt war der Wechsel dem Unternehmen bisher nicht wert - ein zumindest höchst ungewöhnliches Vorgehen. Den Wechsel vom ehemaligen Finanzvorstand Mathias Dähn auf Christopher Yoshida im Februar 2022 meldete die Gesellschaft ebenso noch wie den Abgang des Chief Operating Officer Stefan Sickenberger im Oktober. Dähn blieb übrigens auch nicht lange auf dem CFO-Posten, den er im September 2020 erst übernommen hatte.

Absolut ungewöhnlich, diplomatisch ausgedrückt, ist zudem die Berechnung der Prognose für das bereinigte EBITDA, die Northern Data seit einiger Zeit für das Jahr 2022 vornimmt: So bereinigt das Unternehmen den Handelsverlust aus dem Verkauf von Kryptowährungen und beeinflusst damit die operative Ergebnisprognose zu eigenen Gunsten. Für eine Gesellschaft, die de facto im operativen außerhalb des Minings und Verkaufs von Kryptowährungen keine nennenswerten Umsätze erzielt, ist das ein erstaunliches Vorgehen. Zuletzt waren Handelsverluste in Höhe von 36 Millionen Euro bekannt. Offen ist, ob da weitere Verluste im Laufe des Jahres hinzu kamen. Northern Data schweigt sich hierzu aus, was die tatsächliche Ergebnisentwicklung zu einer „black box” macht.

Mit der Bilanz müssen die Karten auf den Tisch

Für 2022 erwartet der Bitcoin-Miner nur noch einen Umsatz zwischen 190 Millionen Euro und 194 Millionen Euro und bestätigt damit eine Zahl, die schon kurz vor den Weihnachtsfeiertagen in einem Aktionärsbrief genannt wurde. Anfang Dezember hatte man noch das untere Ende der bisherigen Prognose von 200 Millionen Euro bis 250 Millionen Euro angepeilt - zugleich aber schon gewarnt, dass der Umsatz um bis zu 5 Prozent darunter liegen könne. Das um den Handelsverlust aus dem Verkauf von Kryptowährungen bereinigte EBITDA soll nur noch 40 Millionen Euro bis 50 Millionen Euro erreichen. Im Dezember hatte Northern Data noch 40 Millionen Euro bis 75 Millionen Euro genannt - auch im Aktionärsbrief vor Weihnachten.

Was inklusive Handelsverlusten und Ergebnissen aus möglichen Ergebnisbelastungen aus Hardware-Verkäufen unter dem Strich als Ergebnis stehen wird, steht aber auf einem anderen Blatt. Bis diese entscheidenden Daten vorliegen werden, müssen sich Investoren gedulden.

Vorstandschef Aroosh Thillainathan schürt derweil wieder die Hoffnungen, verweist unter anderem auf eine neu ausgerichtete Mining-Strategie. Es sei „gelungen, stabil und finanzschuldenfrei ins Jahr 2023 zu gehen. Durch gleichzeitiges Cost-Cutting bewahren wir selbst bei einem weiter sinkenden Bitcoin-Kurs unsere Handlungsfreiheit. Gleichzeitig beobachten wir den Markt ganz genau, um Chancen, die jede Krise mit sich bringt, frühzeitig zu antizipieren und zu nutzen.”

Im Laufe des Jahres werden Worte aber nicht mehr ausreichen: Spätestens mit der Bilanz für 2022 wird Northern Data die Karten auf den Tisch legen müssen. Wann das sein wird, ist offen: Der Finanzkalender auf der Homepage von Northern Data nennt noch keine Termine für 2023.

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