Clevere Geldideen von Geld-Gurus - Börse München

Für besonderen Wirbel sorgte diese Woche eine verirrte Rakete: „Nervenprobe für die NATO“ konstatiert das Handelsblatt, außerdem beschäftigt der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX weiterhin die Blätter und nicht zuletzt die Anleger: „Kryptokrise findet neue Opfer“ meldet die Börsen-Zeitung, während Börse Online gleich ein „Lehman 2.0“ vermutet. Der Dax zeigt sich davon unbeeindruckt und legte zu: „Die Ignoranz der Märkte“ befand die Börsen-Zeitung, ausnahmsweise schätzen wir in diesem Fall die Ignoranten. Einen Tag früher schrieb die Zeitung gar: „Börsianer schieben Sorgen zur Seite“. Hoffentlich türmen sie sich dort nicht in gefährliche Höhen! Wenn Sie zusätzlich zum Blätterwald auch CNN schauen, um Up to date zu sein, wird sie folgende Headline beruhigen: „CNN-Moderatoren dürfen sich nicht mehr vor laufender Kamera betrinken“ (Die Welt). Wir hoffen, dass sie es nach der Sendung und nicht vorher tun.

Ins Schwarze

Wohl eine schwarze Zielscheibe präsentiert Focus Money auf dem aktuellen Titel, im Mittelkreis steht schlicht: „Unsere Besten“. Keine Anspielung auf die kommende WM, sondern „25 Aktien, an die wir glauben und in die wir unser eigenes Geld investieren“. Im Heft stellt dann jeder Redakteur „seine“ Aktie vor (es können aber auch mehrere sein, Aktien, nicht Redakteure), nur mit einem Spruch konnten wir nichts anfangen: „Büro ist wie Jazz – nur ohne die Musik“!? Unser Büro ist wie ein Schwimmbad – nur ohne Wasser? Ebenfalls ein tiefschwarzes Titelbild liefert uns Börse Online und verspricht „Einfach mehr Gewinn“. Zertifikate, Aktien, Fonds, ETFs und das richtige Timing sind die dafür gebotenen Themen. „Besser als alles“ heißt es im Heft und „clevere Geldideen“. Die WirtschaftsWoche präsentiert mit „Der Bulle lebt“ einen ziemlich lädierten beziehungsweise bandagierten Bullen auf dem Titel. Über „Inflation, Zinsen, Konjunktur“ äußern sich im Heft „fünf prominente Geld-Gurus“. Neugierig, wer sich dahinter verbirgt? Wir geben kurz die Namen Preis: Hendrik Leber, Jochen Felsenheimer, Christian Kopf, Lilian Haag und Frank Fischer dürfen sich Guru nennen. Guru heißt übrigens „schwer“ oder „gewichtig“, eine weibliche Form dafür gibt es nicht, wir wollen das nicht weiter kommentieren. Was fehlt noch in den Finanzmagazinen der Woche? Richtig. Superlative. Also greifen wir uns EURO am Sonntag und werden fündig, aber wie: „Die besten, genialsten, günstigsten Tech-Aktien der Welt“! Nicht von Analysten, sondern von „Top-Analysten“ empfohlen.

Einhörner auf Diät

Gar nicht nach Märchen klingt der Handelsblatt-Titel der Wochenendausgabe: „Einhörner im Krisencheck“ heißt es da und zu sehen ist ein ziemlich niedliches Einhorn auf einer Waage, deren Zeiger gefährlich Richtung 1 Milliarde zeigte. Denn im Gegensatz zu unsereiner sollen Einhörner nicht ab-, sondern zunehmen. „Wie steht es wirklich um Deutschlands Milliarden-Start-ups?“ Wohin die Reise geht, zeigt die Headline im Blatt: „Kater nach der Einhorn-Party“. Immerhin kommt das Handelsblatt auf 36 deutsche Einhörner mit Milliardenbewertung, allerdings ist es um die Profitabilität noch nicht besonders gut bestellt. Eine Art Happy End halten die Redakteure bereit: „Das Geld muss raus“, die Wagniskapitalgeber schwimmen geradezu im Geld. Wenn das nicht Wachstumsprognosen sind.

Rezession im Anmarsch

Dass wir Alliterationen lieben, weiß der geneigte Leser dieser Zeilen (wohin auch immer er sich neigen möge). Deshalb sagt uns der Kommentar „Rezept gegen Rezession“ von Michael Flämig in der Börsen-Zeitung besonders zu. Weniger schön für KMUs ist die Folgerung des Artikels: „Die Rezession trifft den Mittelstand. Die Global Player können effektiv gegensteuern“. So zum Beispiel der Siemens-Konzern, denn um dessen Zahlen ging es, und die sehen ja alles andere als schlecht aus. „Wo bleibt sie denn, die Rezession?“ lautete deshalb die Eingangsfrage. Ja wo? Wir brauchen sie nicht!

Böse Börse

Gerne vertippen wir uns beim Wörtchen Börse und es wird schnell ein Böse daraus, mit unangenehmen Folgen. Börse Online widmet sich mit „Gute Gewinne mit bösen Aktien“ quasi beiden Begriffen auf einmal, ohne gleich zu Böse Online zu mutieren. „Alkohol, Tabak, Glücksspiel“ seien in Zeiten von Krisen gute Themen für den Börsenbullen. Der wird passend rauchend und saufend und mit umgeschnalltem Patronengurt auf Fässern voll Öl liegend dargestellt. Nun, in Zeiten von ESG macht man sich mit solchen Werten eher weniger beliebt. Klar, in finsteren Zeiten greifen die einen zu Alkohol, Tabak und Drogen, die anderen zu Waffen, die dritten verbrauchen umweltschädliche Rohstoffe… Motto: ESG, nee! Immerhin, alle, die brav in echte ESG-Aktien nachhaltig investieren, seien getröstet: Wer in den vergangenen zwanzig Jahren in diese „Sündenaktien“ investiert hat, konnte den Markt nicht schlagen, so das Resümee der Redaktion, das wir ausnahmsweise nicht unterschlagen wollen.

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