Vermögen in der Krise - Börse München

Der Dax kletterte einmal wieder über die 13.000er Marke, die EZB erhöhte die Zinsen und die Chinesen kauften sich in den Hamburger Hafen ein, das waren einige der Wirtschaftsthemen der Woche. „EZB legt kräftig nach und kappt Zinsgewinne“ so die Börsen-Zeitung, während die Süddeutsche Zeitung noch vorab von „Entscheidung mit Bauchgefühl“ geschrieben hatte. Mit den steigenden Kursen war es dann am Ende der Woche schon wieder vorbei: „Die Luft wird dünner“, äußern sich die Fuchsbriefe zur aktuellen Lage. Das Traditionsunternehmen Linde hat bereits vor Jahren seinen Hauptsitz aus München abgezogen, jetzt will es auch noch die Deutsche Börse und damit den Dax verlassen. In schöner Alliteration schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Lindes Lücke lässt sich kaum füllen“. „Ein Weckruf für alle Dax-Konzerne“ nennt dies EURO am Sonntag, na dann, Guten Morgen! „Cosco kann in Hamburg einsteigen“, so das Resümee der Börsen-Zeitung zum Ende des Streits um den Einfluss des chinesischen Konzerns auf wichtige Infrastruktur in Deutschland - wobei angesichts des Metiers „einlaufen“ vielleicht das richtigere Verb gewesen wäre. Die Süddeutsche Zeitung bekräftigt „Hamburg ist nur ein Puzzleteil“ und das Handelsblatt mokiert: „Leichtgläubige Globalisierung muss enden“! Als Teil eines Puzzles dürften sich die stolzen Hansestädter selten fühlen und die Globalisierung sollte nicht alles glauben, was man ihr vorsetzt!

Reichtum verdoppeln

Schwarz-rot-gold macht Börse Online diese Woche auf und präsentiert „Deutschlands größte Aktienanalyse“. Die großen Vermögen werden in der Krise gemacht, heißt es dazu, manche Vermögen dürften aber auch den umgekehrten Weg gehen. Sehr viel bescheidener gibt sich Focus Money diese Woche: „Reich werden mit 25 Euro im Monat“, heißt es da und: „Die neuen Regeln für den Vermögensaufbau“. Ob man das Reichsein noch erlebt bei 25 Euro im Monat? EURO am Sonntag setzt auf Dividende, wenn wir richtig sehen, bei deutschen, europäischen und US-Unternehmen: „So verdoppeln Sie Ihr Vermögen allein durch Ausschüttungen“ erläutert das Blatt. Wenn wir die Lehren aus den Finanzmagazinen der Woche ziehen, können wir mit 25 Euro im Monat ein Vermögen in der Krise machen, reich werden und diesen Reichtum gleich noch verdoppeln, was will man mehr?

Weltspartag

„Sparen als Tugend und Praxis“, das war das Ziel des Weltspartages, der 1924 in Mailand beschlossen und 1925 erstmals durchgeführt wurde. Darauf verweist Jan Schrader in seinem Kommentar in der Börsen-Zeitung und dass dieses Motto bis heute uneingeschränkt gilt, trotz Krise und Inflation. Bei den wohlfeilen Spartipps, die uns die Politik derzeit beschert, wäre ein Sparmonat oder Sparwinter wahrscheinlich sogar angesagt. Angesichts der Null- und Negativzinsjahre glich der Weltspartag in der Vergangenheit allerdings eher einem Volkstrauertag, aber auch die langfristige Anlage in Aktien ist schließlich eine Art des Sparens. Frau Eskens verlangt mehr Steuern und gleichzeitig lesen wir „Steuereinnahmen steigen trotz Krise“ (Börsen-Zeitung). Vielleicht sollte sich die Politik auch einmal den Weltspartag zu Herzen nehmen und mit den Spartipps bei sich selbst anfangen? Mit einem Sparstrumpf hübsch bebildert hat es die Abendzeitung: „Die neue Lust am Sparen“ - hoffentlich sparen sich nicht immer mehr Menschen auch die Zeitungslektüre!

Ernüchterung

Fast schon zum Kalauern verpflichtend ist wohl die Beschäftigung mit Cannabis-Aktien, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Beweis stellt: „Marihuana-Aktien liefern ernüchternde Performance“, lautete die Überschrift und darunter lasen wir: „Nach ersten Höhenflügen kam der kalte Entzug“. Es ist noch nicht so lange her, da machte US-Präsident Joe Biden einen Schritt in Richtung Legalisierung der Droge, und die Aktien setzten zum Höhenflug an, ohne dass die Anleger gleich „high“ waren, schätzungsweise. Denn dieser Zustand verflog schnell und die Investoren zogen ernüchtert die Reißleine! Denn noch ist die USA weit entfernt von einem freien Markt und auch die etablierteren kanadischen Unternehmen sorgten bei Anlegern eher für Kopfschmerzen als für Glücksgefühle.

Parkett

Dass Linde den Dax verlassen und künftig ausschließlich in den USA notiert sein will, haben wir bereits in der Einleitung angesprochen. Dabei waren es die teuren Eismaschinen von Linde, die Ende des 19. Jahrhunderts dazu geführt hatten, dass Münchner Brauereien als Aktiengesellschaften Kapital einsammelten, um ganzjährig gutes Bier brauen zu können. Schließlich wollten die Bayern auch ganzjährig gutes Bier trinken! Der Erfolg an der Börse, die hohe Marktkapitalisierung, ist der Grund für den Weggang. Schade. Stattdessen kommt wohl noch in diesem Jahr, wenn wir einer Headline aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Glauben schenken möchten, ein ganz anderes Unternehmen aufs dortige Parkett: „Cannabis an der Frankfurter Börse“ lesen wir da. Cannabis soll dort aber nicht im neuen Besucherzentrum angebaut oder auf dem ja eh zu trockenen Parkett ausgesät werden, sondern ein Hanfanbieter will einen Börsengang vollziehen. Lauterbach macht es möglich, wir sind gespannt und viele Investoren dürften sich auf die Roadshow freuen, vielleicht gibt es ja Degustationen?

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