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Zinsängste, Inflation, Energiekosten: Viele Analysten weiter skeptisch - Börse München

05.09.2022 08:03 Uhr - Autor: Robert Ertl  auf twitter

Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG, wirft einen Blick auf die Aktien- und Anleihemärkte. Bild und Copyright: Bayerische Börse AG.

Schaukelbörse: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche uneinheitlich tendiert. Nach deutlichen Kursverlusten am Montag erholten sich die Notierungen im Wochenverlauf zunächst wieder, kamen dann aber vor allem aufgrund von über den Erwartungen liegenden Inflationszahlen für Deutschland und die Eurozone wieder unter Druck – bevor sie am Freitagnachmittag nach der Bekanntgabe der jüngsten US-Arbeitsmarktzahlen deutlich ins Plus drehten.

Der Deutsche Aktienindex Dax kletterte im Wochenvergleich vor allem dank der Gewinne am Freitag um 1,5 Prozent auf 13.050,27 Punkte. Der MDax rutschte dagegen auf Wochensicht um 0,7 Prozent auf 25.162,05 Punkte ab. Der TecDax verlor 1,1 Prozent auf 2.934,64 Punkte. Stark unter Druck stand der m:access All-Share. Er verlor in den vergangenen fünf Handelstagen 4,7 Prozent auf 2.031,22 Zähler.

Allerdings verdeutlichen die offiziellen Wochen-Schlussstände nicht das ganze Geschehen. Denn nachbörslich rauschten die Kurse deutlich nach unten. Grund dafür war die Eskalation im Gasstreit zwischen Deutschland und Russland – also die Ankündigung von Gazprom bis auf weiteres überhaupt kein Gas mehr über die Pipeline Nordstream I zu liefern. Entsprechend wurde der Dax am Freitagabend zuletzt nur noch mit 12.691,09 Punkten berechnet, also 2,7 Prozent unter dem offiziellen Handels-Schlussstand.

Zu den großen Gewinnern unter den Dax-Werten zählten die Vorzugsaktien der Porsche SE . Die Papiere des VW-Großaktionärs legten vor allem aufgrund von Spekulationen zu, dass bereits in der kommenden Woche über eine Platzierung von Stammaktien der VW-Tochter Porsche AG entschieden wird. Insgesamt kletterten sie um 5,0 Prozent auf 70,80 Euro. Am Samstag gab die Porsche SE dann bekannt, dass sie sich „in fortgeschrittenen Gesprächen mit der Volkswagen AG über den Abschluss eines Aktienkaufvertrags über 25 Prozent zuzüglich einer Aktie der Stammaktien an der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG sowie damit einhergehender weiterer Vereinbarungen im Zusammenhang mit einem möglichen Börsengang der Porsche AG“ befinde. Vorstand und Aufsichtsrat der Porsche SE würden in diesem Zusammenhang am 5. September zu Sitzungen zusammenkommen, Die Vorzugsaktien von VW profitierten mit einem Gewinn von 2,2 Prozent ebenfalls von den Börsenplänen.

Deutliche Abschläge in Höhe von 6,2 Prozent auf 38,27 Euro mussten dagegen die Aktien des Versorgers RWE hinnehmen. Dies führten Marktteilnehmer auf die Angst vor einer Regulierung des Strommarkts und die mögliche Einführung einer Übergewinnsteuer zurück.

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche erneut deutlich nachgegeben. Grund dafür waren einmal mehr die hohen Preissteigerungsraten und damit verbunden die Angst vor deutlich steigenden Leitzinsen. So belasteten nicht nur die neuen Inflationszahlen für Deutschland und die EU den Markt sondern beispielsweise auch die am Freitag veröffentlichten neuen Daten zu den Erzeugerpreisen. Diese lagen im Juli um 37,9 Prozent über ihrem Wert ein Jahr zuvor. Aufgrund der fallenden Kurse stiegen die Renditen auf breiter Front an. So lag die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe im späten Geschäft am Freitag bei 1,52 Prozent und damit nur knapp unter dem am Donnerstag ermittelten Zweimonats-Hoch. Insgesamt ist sie im Wochenvergleich um 0,14 Prozentpunkte gestiegen. Die Umlaufrendite erhöhte sich noch stärker. Sie wurde am Freitag mit 1,47 Prozent ermittelt. Das waren 24 Basispunkte mehr als eine Woche zuvor.

Die US-Aktienbörsen tendierten in der vergangenen Woche erneut deutlich schwächer. Wesentlicher Grund dafür waren auch hier unverändert die Zinsängste. Wie nervös die Wall Street ist, zeigte sich am neuesten US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag veröffentlicht wurde. Nachdem dieser zunächst als unerwartet schwach interpretiert wurde – was zu steigenden Aktienkursen führte – gewannen die Marktteilnehmer im Verlauf des Handels mehr und mehr den positiven Aspekten des Berichts etwas ab. Gute Arbeitsmarktdaten bedeuten aber im Zweifel steigende Zinsen, und diese wiederum sorgte dafür, dass die US-Börsen ins Minus drehten. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich um 2,9 Prozent auf 31.318,44 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor insgesamt 3,2 Prozent auf 3.924,26 Zähler. Und der von den Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index fiel sogar auf 11.630,86 Punkte. Die entspricht einem Wochenminus von 7,6 Prozent. Damit entwickelte sich der Nasdaq-100-Index einmal mehr deutlich schwächer als die anderen führenden US-Indizes.

Ausblick

Auch wenn sich die deutschen Aktienkurse in der vergangenen Woche vergleichsweise widerstandsfähig gezeigt haben, hat dies nicht zu einer generellen Stimmungsänderung unter den Marktbeobachtern geführt. Mit Verweis auf die bleibenden Zinsängste, die Inflationsrate und die hohen Energiekosten geben sich die meisten Analysten weiter skeptisch. Auch dass die Verbraucherstimmung ziemlich im Keller ist und Deutschland wohl vor einer Rezession steht, fließt negativ in die Analysen ein. So warnt beispielsweise die UBS, dass der Dax unter die bisherigen Jahrestiefstände von 12.400 Punkte fallen könne.

Die wenigen Optimisten führen dagegen an, dass sich die deutschen Gasspeicher schneller füllen als geplant. Und auch das am Sonntag von der Bundesregierung angekündigte dritte Entlastungspaket könnte für eine gewisse Entlastung an den Märkten führen, falls es dort positiv aufgenommen wird. Allerdings könnte die darin angekündigte Abschöpfung von Übergewinnen bei Energieunternehmen zumindest deren Kurse weiter unter Druck setzen, heißt es in ersten Stellungnahmen von Marktbeobachtern.

Unabhängig davon schwebt über allen Entwicklungen an den deutschen Börsen in dieser Woche ein Termin: die Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Dass die Notenbanker bei dieser die Leitzinsen im Euroraum anheben werden, gilt als sicher. Kein Konsens besteht unter den Auguren dagegen, wie stark die Zinsanhebung ausfallen wird. Hier liegen die Meinungen zwischen 0,5 Prozentpunkten und 0,75 Prozentpunkten. Letzteres wäre ein extrem großer Zinsschritt, der wohl von den „Falken“ im EZB-Rat priorisiert würde und den manche Analysten aufgrund der hohen Inflationsrate auch für nötig erachten.

Ebenfalls im Blick der Anleger dürfte die anstehende Indexüberprüfung für Dax und Co. an diesem Montag stehen. Hier wird unter anderem erwartet, dass der Kochboxen-Lieferant HelloFresh den Dax verlassen muss und durch Siemens Energy ersetzt wird. Zumindest in der vergangenen Woche hatten diese Erwartungen allerdings (noch) keinen positiven Einfluss auf die Papiere des Energieanlagen-Herstellers. Denn dessen Aktien gingen mit einem Wochenminus von 8,7 Prozent aus dem Handel.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Montag, 05.09.: S&P Global/BME PMI Gesamtindex für Deutschland und die Eurozone; Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; Treffen der OPEC; US-Börsen geschlossen.
Dienstag, 06.09.: S&P Global/BME PMI Gesamtindex für die USA; ISM-Index für das nicht verarbeitende Gewerbe;
Mittwoch, 07.09.: Chinesische Handelsbilanz; Entwicklung der Industrieproduktion in Deutschland; Beschäftigungsänderung in der Eurozone; Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in der Eurozone; Entwicklung der US-Handelsbilanz; Rede von Fed-Präsident Jerome Powell.
Donnerstag, 08.09.: EZB-Ratssitzung mit Zinsentscheidung; Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Japan; Erstanträge zur Arbeitslosenunterstützung in den USA.
Freitag, 09.09.: Entwicklung des Verbraucherpreisindex in China; Treffen der Euro-Gruppe .

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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