Northern Data erwartet 2022 Gewinneinbruch - uneingeschränkte Testate für 2021

Mehrfach musste Northern Data die Vorlage der Bilanz für das Jahr 2021 verschieben. Nun hat das Unternehmen kurz vor dem Ende der August-Frist die Zahlen vorlegen können. Man habe „dabei jeweils uneingeschränkte Testate für den Jahresabschluss und den Konzernabschluss 2021 erhalten”, teilt der Kryptowährungs-Miner und Betreiber von Rechenzentren mit.

An der Börse gewinnt die Northern Data Aktie (WKN: A0SMU8, ISIN: DE000A0SMU87, Chart, News) daraufhin zwar an Wert und notiert aktuell bei 22,98 Euro mit 5,51 Prozent im Plus. Der von einigen für dieses Szenario erhoffte deutliche Kurssprung der Kryptowährungs-Aktie bleibt aber aus. Bisher werden nicht einmal charttechnische Hürden oberhalb der 25-Euro-Marke getestet, zur Stunde wird das Tageshoch der Northern Data Aktie bei 23,72 Euro notiert.

Das könnte auch an dem Ausblick liegen, den Northern Data veröffentlicht hat. Für 2022 erwartet die Gesellschaft einen Umsatz in Höhe von 250 Millionen Euro, in der ersten Jahreshälfte seien 140 Millionen Euro angefallen. Merkwürdig dürfte Anlegern die operative Ergebnisprognose vorkommen, die man prominent an den Anfang der Nachricht zu den Zahlen gesetzt hat. Northern Data prognostiziert zwar ein bereinigtes EBITDA zwischen 40 Millionen Euro und 75 Millionen Euro, bereinigt in dieser Prognose aber „realisierte Handelsverluste beim Verkauf aller selbst produzierten Kryptowährungen im Mai und Juni 2022 zu Durchschnittskursen von mehr als USD 29.000 pro Bitcoin bzw. USD 1.750 pro ETH”.

EBITDA von Northern Data wird 2022 deutlich fallen

Das Vorgehen ist höchst ungewöhnlich, zumal das Minen von Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) Kerngeschäft der Frankfurter Gesellschaft ist und den wesentlichen Teil von Umsatz und EBITDA erwirtschaftet. Der realisierte Handelsverlust liege bei 35 Millionen Euro, lässt Northern Data dann im weiteren Verlauf der gestern Abend veröffentlichten langen Meldung durchblicken - deutlich weniger prominent platziert. Das berichtete EBITDA solle lediglich zwischen 6 Millionen Euro und 40 Millionen Euro liegen.

„Nicht prognostizierbare Variablen sind die Preise für BTC und ETH. Das Bitcoin-Mining wird bei den aktuellen Profitabilitäts-Leveln weiterhin herausfordernd bleiben, da Faktoren wie Inflation der Preise für Strom und Baumaterialien, Wettereinflüsse und Umweltauflagen sowie mögliche regulatorische Eingriffe zum Tragen kommen können. Da sowohl der Umsatz als auch das EBITDA in 2022 noch vornehmlich durch das Krypto-Mining generiert werden, können starke Veränderungen in den Krypto-Kursen insbesondere die Profitabilität beeinflussen”, so Northern Data. Bisher rechnet man mit 200 Millionen Euro an Gesamtkosten für 2022, davon 90 Millionen Euro Energiekosten.

Das Jahr 2021 schließt Northern Data mit einem Umsatzanstieg von 16 Millionen Euro auf 190 Millionen Euro ab. Das EBITDA liegt bei 320 Millionen Euro nach einem Minus von 12 Millionen Euro im Jahr 2020. Allerdings hat die Gesellschaft hier massiv von netto 230 Millionen Euro schweren Sondereffekten profitiert, ohne die das EBITDA lediglich bei 90 Millionen Euro gelegen hätte - unter anderem aus der Entkonsolidierung der Whinstone US, Inc., die allein knapp 160 Millionen Euro beiträgt. Auch auf der um Sondereffekte bereinigten Basis erwartet die Gesellschaft also deutlich fallende operative Ergebnisse für das laufende Jahr.

Operativer Cashflow hat sich 2021 mehr als halbiert

Während das Ergebnis von Northern Data unter dem Strich 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 371,5 Millionen Euro auf 287,2 Millionen Euro gestiegen ist, hat sich der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit auf 88,1 Millionen Euro mehr als halbiert. 2020 hatte Northern Data 183,5 Millionen Euro erzielt. Die Liquidität beziffert man per Ende 2021 auf mehr als 221 Millionen Euro, Finanzverbindlichkeiten seien seit August 2022 nicht vorhanden.

Die Pläne sind - wie üblich bei Northern Data - groß. „Das Management beabsichtigt, nicht nur eines der größten Bitcoin-Mining-Unternehmen der Welt zu errichten, sondern auch die GPU-Rechenleistung aus dem Ethereum-Mining sukzessive in das Cloud Computing zu überführen und Synergieeffekte aus dem Rechenzentrums-Geschäft für verbundene Segmente und externe Colocation-Services zu heben”, so das Unternehmen. Man wolle zudem die Markteinführung des Northern Data Cloud-Computing-Angebots in Europa forcieren.