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Heftiger Rückschlag - Börse München

29.08.2022 09:38 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG, wirft einen Blick auf die Aktien- und Anleihemärkte. Bild und Copyright: Bayerische Börse AG.

Die deutschen Aktienbörsen sind in der vergangenen Woche trotz teilweise relativ erfreulicher Konjunkturdaten kräftig unter die Räder gekommen. Nachdem die Kurse bereits zu Wochenbeginn deutlich verloren hatten, hatten sich die Märkte danach zunächst stabilisiert, rutschten dann aber im Nachmittagsgeschäft am Freitag nochmals sehr deutlich ab. Grund dafür waren vor allem Zinssorgen. So hatte beispielsweise die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass einige Mitglieder des EZB-Rats bei der September-Sitzung des Gremiums eine Leitzinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte anstreben würden.

Auch die Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell bei der Notenbanker-Tagung im amerikanischen Jackson Hole belasteten die Märkte. Sehr viel Neues hatte der Fed-Präsident dabei zwar nicht gesagt, allerdings sehr deutlich betont, dass die Fed die Zinsen weiter anheben und sie auf einem höheren Niveau halten werde, bis sie sicher sei, dass die Inflation unter Kontrolle sei. Dieser Prozess werde wahrscheinlich den Arbeitsmarkt schwächen und den Haushalten und Unternehmen einige Schmerzen bereiten, so Powell. Weiter belastet wurden die Märkte zudem von den anhaltenden Inflationssorgen, den hohen Energiekosten, der schlechten Konsumstimmung in Deutschland sowie der Auffassung, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal in eine Rezession fallen wird.

Der Deutsche Aktienindex Dax sackte im Wochenvergleich um 5,0 Prozent auf 12.861,52 Punkte ab. Der MDax verlor sogar 6,1 Prozent und beendete den Handel am Freitag bei 25.344,23 Punkten. Der TecDax gab um 4,6 Prozent auf 2.968,03 Punkte nach. Der m:access All-Share zeigte sich dagegen mit einem Wochenminus von 1,3 Prozent relativ stabil.

Zu den großen Verlierern im Dax zählten einmal mehr der Online-Händler Zalando und der Lieferdienst HelloFresh . So stürzten Zalando im Wochenvergleich um 11,2 Prozent auf zuletzt 24,10 Euro ab. Damit hat der Titel des Berliner Unternehmens innerhalb der vergangenen 12 Monate rund 75 Prozent seines Werts verloren. Hello Fresh wiederum gaben in der vergangenen Woche 10,6 Prozent auf 25,10 Euro ab. Hier beträgt das Minus in den vergangenen zwölf Monaten gut 74 Prozent. Ebenfalls stärker als der Gesamtmarkt verloren Adidas. Die Aktien des Sportartikelkonzerns gaben nach dem Anfang der Woche für das Jahr 2023 bekanntgegebenen Abgang des Vorstandsvorsitzenden Kasper Rorsted insgesamt 8,7 Prozent ab. Unter den Werten aus der zweiten Reihe sorgte vor allem der Essenslieferdienst Delivery Hero für Aufmerksamkeit. Er hat in den ersten sechs Monaten 2021 einen Fehlbetrag von rund 1,5 Milliarden Euro angehäuft, nach einer Milliarde Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die schlechten Zahlen trieben die Aktie im Wochenvergleich um 15,6 Prozent nach unten.

Auch die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche ihre Abwärtstendenz der Vorwoche fortgesetzt. Grund dafür war – wie auch an den Aktienmärkten – vor allem die Angst der Marktteilnehmer vor aggressiven Zinsschritten der Europäischen Zentralbank und der US-Notebenbank Fed im September. Die fallenden Kurse schlugen sich entsprechend konträr in den Renditen nieder. So lag die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe im späten Geschäft am Freitag bei 1,38 Prozent und damit 16 Basispunkte über dem Stand eine Woche zuvor. Die Umlaufrendite erhöhte sich deutlich von 1,08 auf 1,23 Prozent.

Die US-Aktienbörsen standen in der vergangenen Woche ebenfalls deutlich unter Druck. Wesentlicher Grund dafür waren auch hier Zinsängste sowie die Sorgen, dass die US-Notenbank Fed der Inflationsbekämpfung mehr Gewicht einräumt als dem Wirtschaftswachstum. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich 4,3 Prozent auf 32.258,93 Punkte ab. Der breiter gefasste S&P-500-Index rutschte um 4,1 Prozent auf 4.054,26 Zähler ab, während der technologielastige Nasdaq-100-Index mit einem Abschlag von 5,0 Prozent auf 12.582,82 Punkte, die höchsten Verluste unter den führenden US-Indizes auswies.

Ausblick

Nachdem sich die Analysten bereits in der Vorwoche sehr verhalten über die kurzfristigen Marktchancen an den Aktienmärkten geäußert hatten, scheint sich die Stimmung unter den Marktbeobachtern in den vergangenen Tagen weiter eingetrübt zu haben. Mit Verweis auf die drohenden Zinserhöhungen, die zuletzt weiter deutlich gestiegenen Gaspreise, die Konsumzurückhaltung der Verbraucher und eine möglicherweise weiter steigende Inflationsrate – Bundesbankpräsident Joachim Nagel hält im Herbst beispielsweise eine Inflationsrate von über 10 Prozent für möglich – erwarten sie zumindest für die kommenden Tage weitere Rückschläge an den Aktienmärkten. Aufwärtspotenzial billigt den Märkten dagegen zurzeit kaum ein Experte zu.

Eine zentrale Frage ist allerdings, ob auch in der aktuellen Woche wieder einige Konjunkturdaten überraschend positiv ausfallen und damit die Börsen stabilisieren. Dabei werden zahlreiche beachtenswerte Daten veröffentlicht. Am Dienstag stehen beispielweise die neuesten Zahlen zur Entwicklung des Verbrauchervertrauens in der Eurozone sowie der Verbraucherpreisindex für Deutschland zur Veröffentlichung an. Am Mittwoch folgen unter anderem die neuesten deutschen Arbeitslosenzahlen und der Chicago Einkaufsmanagerindex. Und am Donnerstag dürfte der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone und für Deutschland mit im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Neben diesen Zahlen sind auch einige interessante Unternehmensdaten auf der Agenda zu finden. Eher im gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang zu sehen sind dabei die für Dienstag anstehenden neuen Quartalszahlen der China Construction Bank. Daneben geben mit Gazprom PJSC am Dienstag und Aeroflot am Mittwoch zwei bedeutende russische Unternehmen ihre Zahlen für das 2. Quartal bekannt – und veröffentlichen damit erstmals Daten, die komplett in einen Zeitraum fallen, in denen die westlichen Sanktionen aufgrund des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine gültig waren.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Montag, 29.08.: Rede von Lael Brainard, Mitglied im Board of Govenors der Fed.
Dienstag, 30.08.: Geschäftsklimaindex in der Eurozone; Entwicklung des Verbrauchervertrauens in der Eurozone; Verbraucherpreisindex für Deutschland; Case-Shiller-Hauspreisindex in den USA; Entwicklung des Verbrauchervertrauens in den USA.
Mittwoch, 31.08.: PMI Produktion in China; Importpreisindex in Deutschland; Arbeitslosenstatistik für Deutschland; Verbraucherpreisindex für die Eurozone; Verbraucherpreisindex für Deutschland; ADP Veränderung der Zahl der Beschäftigten in den USA; Chicago Einkaufsmanagerindex für die USA.
Donnerstag, 01.09.: Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in Deutschland; S&P Global Einkaufsmanagerindex für die Eurozone und für Deutschland; Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Italien; Entwicklung der Zahl der Erstanträge für Arbeitslosenunterstützung in den USA; Entwicklung der Lohnstückkosten in den USA; Entwicklung der Arbeitsproduktivität außerhalb der Landwirtschaft in den USA; ISM verarbeitendes Gewerbe in den USA.
Freitag, 02.09.: Entwicklung der Stundenlöhne in den USA; Entwicklung der Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA; US-Arbeitslosenquote.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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