Auf dem Einkaufszettel - Börse München

Die Sonne scheint (noch) sommerlich, doch die Anlegerinnen und Anleger stehen überwiegend im Regen, der in weiten Teilen Europas aufgrund der anhaltenden Dürre heiß ersehnt wird. Denn nach einer kleineren Sommerrallye legten die Indizes erstmal einen Boxenstopp ein. „Rezessionssorgen verunsichern Märkte“ und „Dax testet den Bereich um die 13.000 Punkte“ war im Handelsblatt zu lesen und mit Blick auf die schlechte Stimmung: „Deutschland: Ifo-Geschäftsklima fällt auf tiefsten Stand seit über zwei Jahren“ (Börsen-Zeitung). Immerhin gab es zum Ende der Woche die frohe Botschaft, dass die deutsche Wirtschaft zugelegt habe – um 0,1 Prozent! „Trotz Wachstum: Deutschland steht vor der Rezession“ reagierte darauf Die Welt. Ein weiteres Thema war die Konferenz in Jackson Hole, jenem kleinen Ort in den Rocky Mountains, in dem sich einmal jährlich Notenbanker aus aller Welt treffen. „Wer hat Angst vor Jackson Hole“ hieß es etwa in der Tagesschau, dabei ist jener Trapper, dem der Ort seinen Namen verdankt, doch schon längst gestorben. Außerdem gab es Spartipps von der Regierung „Tür zu, Licht aus, Pool kalt“ titelte die Augsburger Allgemeine Zeitung und Die Welt orakelt: „Ab 1. September wird es dunkel“. Also, wenn schon im Pool schwimmen, dann im Dunklen, dann sieht man auch den uncoolen Neoprenanzug nicht.

Einkaufen

Zum altmodisch handschriftlich beschriebenen Notizblock greift Focus Money in der aktuellen Ausgabe, um auf dem Titel den „Einkaufszettel für Ihren Vermögensaufbau“ zu präsentieren. Darauf säuberlich abgehakt acht Aktien. Ob der Haken jetzt beim Kauf oder Verkauf gemacht worden ist, verrät der Titel selbstverständlich nicht, womit wir bei der Konkurrenz von Börse Online wären: Die hat einfach nur „Jetzt verkaufen?“ als Headline gewählt, wobei das „ver“, zwar eher verhalten aber immerhin durchgestrichen ist. Befragt dazu hat die Redaktion „Deutschlands erfahrenste Börsenexperten“ und sie in Form von acht männlichen Köpfen in schwarz-weiß abgebildet. Nun, auf Börsenexpertinnen müssen wir wohl noch warten, immerhin war der Hintergrund der überwiegend ergrauten Börsenriege blau eingefärbt und Blau steht als Farbe für Jugend und Hoffnung!

Außerdem im Briefkasten bereits die September-Ausgaben der Monatsmagazine. Mit fünf 2-Euro-Münzen macht der EURO auf, denn „Wenn Sie jeden Tag 10 Euro anlegen, werden sie mit diesem Fonds Millionär“, so das Versprechen. Denn es handelt sich um nichts weniger als den „besten Fonds der Welt“ – den wir wie immer nicht verraten wollen, es müssen also noch zusätzlich 8,90 Euro für das Magazin investiert werden. Capital zeigt auf rotem Hintergrund einen reichlich bepflasterten Bundesadler verbunden mit der Schlagzeile: „Europas No-Powerhouse“. „Deutschlands Geschäftsmodell ist erschüttert – angesichts immer neuer Konflikte und teurer Energie. Wir müssen uns neu erfinden“ heißt es dazu erklärend. Da greifen wir doch lieber zur Courage. Frauen und Finanzen, auf der die fröhliche Weltmeisterin Malaika Mihambo abgelichtet ist. Dazu gibt es Themen wie „Mobbing – Wenn der Job zur Hölle wird“ und „Ruth Westheimer – Das unglaubliche Leben der Sex-Expertin“! Aber auch die Börse kommt nicht zu kurz mit „10 Tipps für turbulente Börsenzeiten“. Mehr auf Testosteron setzt Traders´, denn es zeigt einen muskulösen Kletterer in der Steilwand hängend und fordert: „Mentale Härte für Trader“! Uff, vielleicht greifen wir doch lieber zu Westheimers Sex für Dummies als zu Börse für Dummies (das wir eh schon zur Genüge kennen)?

Wiesn

Das wichtigste Ereignis in München ist das bevorstehende Oktoberfest. Kommt es oder kommt es nicht, war lange die Frage, der Aufbau jedenfalls ist in vollem Gange und selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung widmete in ihrem Wirtschaftsteil dem Volksfest fast eine ganze Seite: „Wir sind ausreserviert“ ist sie überschrieben, etwas doppeldeutig, sind die Bayern zumindest bei ausreichend Biergenuss doch nicht für ihre Reserviertheit bekannt. Die Münchner Hotels freuen sich nach zwei Jahren Oktoberfestpause über zu 80 Prozent belegte Häuser. Der wirtschaftliche Wert des Oktoberfestes beläuft sich insgesamt auf etwa 1,25 Milliarden Euro! Übrigens, der Schein trügt – rund 70 Prozent der Besucher kommen aus Bayern – die anderen 30 Prozent erkennt man an der Tracht. Dass die Wiesn nicht mehr abgesagt werden kann, konstatiert die Süddeutsche Zeitung. Grund: Der aktuelle Wiesnkrug wurde bereits präsentiert! Darauf zu sehen: Das Münchner Kindl Hand in Hand mit dem Engel Aloisius – mehr Unterstützung von ganz oben geht kaum.

Kater

Dass ausgerechnet ein Abführmittel in den Apotheken ausverkauft ist, ist trotz der schlechten Zeiten so ungewöhnlich, dass es der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen ausführlichen Artikel wert war. Grund ist jedoch nicht die Magenverstimmung vieler unserer Einwohner, sondern lustige Videos auf Tiktok und Bewertungen auf Amazon zu einem ganz anderen Leiden, wie die Überschrift erklärt: „Zweite Karriere als Katermittel“. Denn dafür hat sich das Medikament offensichtlich bestens bewährt – obwohl es rein wissenschaftlich gesehen kein Heilmittel gegen die Folgen von übermäßigem Alkoholgenuss gibt, wie wir dem Artikel ebenfalls entnehmen. Die heroischen Selbstversuche der Wissenschaftler hätten uns hier brennend interessiert. Für Oktoberfestbesucher hält der Artikel einen Trost bereit: Auch ein Gemisch aus Wasser, Zucker, Salz und Orangensaft kombiniert mit dem Verzehr einer Banane erzielt die gleiche Wirkung und erspart den Gang zur Apotheke.

Gehen

Obwohl uns auf den Gehwegen ein ganz anderer Eindruck vermittelt wird, wenn wir uns schlangenlinienmäßig an parkenden Scootern vorbei schleusen müssen, geht es der Branche wohl zumindest teilweise weniger gut als die Anzahl unsachgemäß parkender Roller vermuten lässt. „180 Mitarbeiter sollen gehen“ heißt es in Die Welt über den Berliner Roller Verleiher TIER. Nun könnte man sich fragen, ob „gehen“ hier die richtig gewählte Formulierung ist, jedenfalls peilt das Unternehmen für das nächste Jahr an, statt nur auf Wachstum zu setzen, nun auch „Geld verdienen“ zu wollen. Interessant. Apropos parkende Roller: Die Welt widmet diesen einen zusätzlichen Artikel, „Wenn niemand für den Sturz über den E-Scooter zahlt“. Zusammenfassend könnte man dazu reimen: Es bleibt auf sich gestellt, wer über einen Roller fällt.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!