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USA: Konsumentenpreise - für eine Entwarnung ist es noch zu früh! - Nord LB

10.08.2022 16:23 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Bart Sadowski / shutterstock.com.

In den USA wurden vor einigen Minuten aktuelle Daten zur Entwicklung der Konsumentenpreise gemeldet. Die Veränderungsrate dieser Zeitreihe lag im Juli bei 0,0%. Das Preisniveau stagniert folglich. Damit korrespondiert eine Jahresrate von 8,5%. Dies ist eine positive Nachricht. Die Kernrate zog am aktuellen Rand um „nur“ 0,3% M/M an. Auch hier hätte es durchaus schlimmer kommen können. Bei dieser Zeitreihe notiert die Jahresrate bei 5,9%.

Bei den Energiepreisen ist aktuell eine Gegenbewegung beobachtbar. Nach starken Anstiegen im Vormonat offenbart sich nun ein gewisser Preisrückgang. Beispielhaft sei an dieser Stelle auf den Benzinpreis verwiesen. Dieser war im Juni um 11,2% M/M angezogen – und ist nun im Juli um 7,7% M/M gefallen. Diese Bewegung sollte aber wohl noch nicht als Hinweis auf wirklich nachhaltige Entspannungstendenzen gewertet werden. Unter Ausklammerung der Energie legten die Konsumentenpreise um immerhin 0,4% M/M zu. Ausgeprägtere Gegenbewegungen nach deutlichen Zuwächsen im Vormonat zeigten sich auch in einigen anderen Kategorien. Zu nennen wären in diesem Kontext beispielsweise Flugreisen und Gebrauchtwagen. Diese aktuelle Entwicklung ist aber ebenfalls lediglich eine Momentaufnahme und noch kein verlässliches Zeichen für ein wirklich nachhaltiges Abklingen der Inflationstendenzen in den USA.

Zudem legten die Nahrungsmittelpreise – trotz eines bereits deutlichen Anstieges im Juni – auch im Juli signifikant zu. In Zahlen gesprochen zeigte sich hier ein Anstieg um 1,1% M/M. Auch die mit einem hohen Gewicht im Warenkorb vertretenen Kosten für die Unterbringung zogen am aktuellen Rand wieder deutlich an. Aufgrund des in der jüngeren Vergangenheit zu beobachtenden Zulegens der Immobilienpreise sind die Mieten noch im Anstieg begriffen, was natürlich Implikationen für die Inflationsentwicklung auf der Stufe der Konsumenten hat. Dieser Trend dürfte zunächst auch noch anhalten und muss daher genau im Auge behalten werden.

In der Summe sollte man die ökonomische Bedeutung der aktuellen Zahlen zu den US-Konsumentenpreisen zwar sicherlich nicht überbewerten, die Angaben zur Kernrate könnten den Handlungsdruck beim FOMC aber doch etwas gedämpft haben. In der Tat mag der nur eher leichte Anstieg dieser Zeitreihe im Juli die Entscheidungsträger innerhalb der US-Zentralbank anlässlich der nächsten Notenbanksitzung zu einer etwas weniger starken Anhebung der Fed Funds Target Rate bewegen können. Für eine wirkliche Entwarnung an der US-Inflationsfront ist es aber eindeutig noch zu früh. Das FOMC wird folglich weiter gegen steigende Preise kämpfen müssen, kann jetzt aber vielleicht zumindest etwas vorsichtiger agieren. Dies ist mit Blick auf die US-Konjunktur sicherlich eine gute Nachricht.

Fazit: Die Veränderungsrate der US-Verbraucherpreise hat im Juli positiv überraschen können. Auch die Kernrate zog „nur“ um 0,3% M/M an. Die Inflationsentwicklung bleibt aber natürlich mit Jahresraten von 8,5% (beziehungsweise 5,9% bei der Kernrate) unerfreulich. Von einer nachhaltigen Entspannung kann also noch nicht gesprochen werden – zumal perspektivisch höhere Mieten zu einem größeren Problem werden dürften. Allerdings hätte es im Berichtsmonat Juli durchaus schlimmer kommen können. Folglich haben die aktuellen Zahlen den akuten Handlungsdruck bei der Fed vielleicht etwas dämpfen können. In der Tat ist es denkbar, dass einige Entscheidungsträger im FOMC bei der nächsten Notenbanksitzung nun eher für eine weniger starke Anhebung der Fed Funds Target Rate votieren könnten. Somit müssen die Reden von Fed-Offiziellen derzeit mit ganz besonderem Interesse beobachtet werden. Heute spricht beispielsweise noch Neel Kashkari von der Minneapolis Fed, der durchaus für pointierte Kommentare zu geldpolitischen Fragen bekannt ist.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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