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US-Zinspolitik: Darf es etwas mehr sein - die Fed handelt und steht vor einem Dilemma - Nord LB

28.07.2022 11:44 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed. Bild und Copyright: Rob Crandall / shutterstock.com.

Gestern hat das FOMC einstimmig entschieden, die Fed Funds Target Rate abermals um 75bp anzuheben. Damit notiert das obere Band dieses in den USA zentralen Leitzinses nun immerhin schon bei 2,50%. Die Verantwortlichen innerhalb der US-Notenbank reagieren mit der Anpassung an der Ausrichtung ihrer Geldpolitik auf das aktuelle Inflationsumfeld. Die jüngste Entscheidung der Fed ist daher auch keine größere Überraschung für die internationalen Finanzmärkte. Einige Beobachter hatten sogar mit noch mehr Handlungsdruck beim FOMC gerechnet. Dieser Personenkreis sollte nun aber nicht enttäuscht sein – die Fed wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weiter an der Zinsschraube drehen. Vermutlich haben die US-Geldpolitiker am aktuellen Rand den Zinsschritt um 100bp nicht gewagt, um noch etwas Pulver für die nähere Zukunft zu sparen. Der eine oder andere US-Notenbanker hätte sonst vielleicht doch eher für einen ganz „großen“ Sprung votiert, um endlich einmal auch „vor die Kurve“ zu kommen. Die Möglichkeiten zu weiteren Leitzinsanhebungen durch die Notenbanker in Washington werden aber zunehmend durch die sich eintrübende US-Konjunktur limitiert.

Inflation ist in den USA aktuell ein sehr wichtiges Thema für die Politik. Daher dürfte das FOMC vor den Kongresswahlen eher mutiger bei der weiteren Normalisierung ihrer Geldpolitik sein. Nach dem Urnengang sollte man dann wieder vorsichtiger agieren wollen. Der US-Immobilienmarkt kommt aufgrund des Anstieges der Hypothekenzinsen in der Tat langsam – aber sicher – unter Druck. So haben die aktuellen Zahlen zu den Wiederverkäufen von Häusern die Märkte jüngst negativ überrascht. Zudem ist das NAHB-Bauklima zuletzt auf nur noch 55 Zähler gefallen. Die Zeitreihe notiert damit zwar weiterhin auf einem recht hohen Niveau, der Rückgang präsentiert sich aber doch sehr ausgeprägt – und könnte fast als regelrechter Einbruch bezeichnet werden.

Heute sollte in diesem Kontext noch genau auf die zur Veröffentlichung anstehenden vorläufigen Angaben zur Entwicklung des US-BIPs zu achten sein. Hier droht abermals eine negative annualisierte Veränderungsrate. Damit befände sich die Ökonomie der Vereinigten Staaten nach mechanistischer Definition bereits im Zustand der Rezession. Ob das NBER diese dann wirklich ausrufen wollen wird, darf auch aufgrund der weiterhin erfreulichen Lage am US-Arbeitsmarkt durchaus kritische hinterfragt werden. Ohne weiteres Störfeuer durch neue Schocks könnte eine Rezession also wohl vermieden werden. Wir sprechen daher seit einer Weile von einer „Phantomrezession“ – also einer Situation, in der die Zahlen zum Wirtschaftswachstum entsprechende Signale geben, das NBER aber auf der Grundlage von Informationen zu anderen Konjunkturdaten vom Ausrufen der Rezession in den USA Abstand nehmen kann. Für das FOMC ist die aktuelle Lage allerdings besonders schwierig, da die weitere US-Geldpoltik nun genau der entscheidende Faktor sein könnte, welcher die nordamerikanische Wirtschaft doch noch in eine Rezession zu stürzen vermag. Die ist sich dieses Dilemmas offenkundig bewusst. In den Erläuterungen zur jüngsten Zinsentscheidung betonte die US-Notenbank, dass die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten bereits ein trüberes Bild der Wirtschaftslage in den USA zeichnen würden. Damit gibt es perspektivisch durchaus gute Gründe für eine zögerlichere Fed!

Fazit: Das FOMC hat die Fed Funds Target Rate am aktuellen Rand erwartungsgemäß abermals um 75bp angehoben. Die jüngsten Anmerkungen von Fed-Chef Jerome Powell würden wir so verstehen wollen, dass eine weitere Zinsanhebung um 75bp im September möglich bleibt, ein solches Vorgehen der Notenbank aber keinesfalls als sicher anzusehen ist. Bis dahin dürften nämlich noch viele unerfreuliche Meldungen zu US-Konjunkturdaten über die Nachrichtenticker gelaufen sein. Wir rechnen daher mit mehr Vorsicht beim FOMC. Die maximale Dynamik bei den US-Leitzinsanhebungen könnte somit schon hinter uns liegen, was perspektivisch Hoffnung für den Euro und die internationalen Aktienmärkte machen könnte. Noch ist die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen US-Geldpolitik aber groß. Entsprechend dürften zunächst noch weitere turbulente Zeiten vor den Finanzmärkten liegen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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