Börse - Jetzt erst recht! - Börse München

Gibt (uns) Putin wieder Gas und was macht die EZB, das waren die Themen der Woche. Jetzt wissen wir, Putin gibt Gas, aber gleichzeitig drückt er auch auf die Bremse, um im Bild zu bleiben. Und die EZB hat die Zinsen kräftiger erhöht als von vielen erwartet, um 0,50 Basispunkte. Zusätzlich hat sie einen Mechanismus eingeführt, der eine Spreizung der Spreads innerhalb der Euro-Länder vermeiden soll. Die Reaktionen: „EZB schafft Negativzins ab – Notfall-Beistand für Krisenländer“ (Börsen-Zeitung), „EZB nimmt den Kampf gegen die Inflation auf“ (Die Welt), „EZB erhöht Leitzins unerwartet deutlich“ (Süddeutsche Zeitung) und zu Putin: „Wie lange kommt noch Gas? – Putin dreht am Rad“ (Abendzeitung) - wobei eher wir am Rad drehen, während Putin ein Rad ab hat - und „Poker ums Pipelinegas“ textet das Handelsblatt, wobei klar sein dürfte, wer die Trumpfkarten hat.

Ausgesorgt

Ein graumelierter Best-Ager im Wollpullover blickt auf dem Titel von Börse Online entspannt aufs Meer, wir tippen eher Nordsee als Mittelmeer. Warum er so gelassen ist in diesen Zeiten verrät der Text: „So werden aus 10.000 Euro 100.000 Euro!“ Wenn wir den Herren näher betrachten, ahnen wir, dass das aber Zeit braucht und können dies auch nachlesen: „Geprüft: In 50 Jahren 47 x Gewinn“. Deshalb steht fett darunter: „Ausgesorgt“ mit: „Die besten ETF-Strategien“. Einen geringeren zeitlichen Horizont strebt Focus Money mit der Zeile: „Börse? Jetzt erst recht!“ an. Wir fühlen uns als Börsenmitarbeiter geschmeichelt. „Die besten, robustesten Aktien der Welt: Top-Rendite zu Tiefstpreisen“! heißt es weiter. Gold auf schwarz hingegen präsentiert Euro. Das Magazin für Wirtschaft und Geld in der Augustausgabe bescheiden eine „Exklusive Analyse“ mit „Die 500 besten Unternehmen der Welt“. Immerhin 15 deutsche Unternehmen finden sich darunter, beginnend mit Rang 110 (SAP) bis 491 (Adidas). Ins „Top-Ten-Depot“ aus den 500 haben es dann wieder zwei deutsche Werte geschafft.

Das erste Mal

Ebenfalls auf dem Titel von Focus Money fand sich „Meine erste Aktie – Promis und Profis berichten“, was unsere Neugierde verständlicherweise besonders weckte. Wobei, einige Promis, unser Bundeskanzler eingeschlossen, konnten nicht befragt werden, weil ihre erste Aktie nicht weit hinter, sondern noch vor ihnen liegt. Wir lernten: Die Erbsensuppe bei der Hauptversammlung der Nebelhornbahn schmeckt besonders gut (Krimiautor Michael Kobr), man konnte am Neuen Markt kräftig verlieren (Bestsellerautorin Nele Neuhaus) und, wir hatten es fast vermutet, Sahra Wagenknecht hält gar keine Aktien, und zwar, weil sie übervorsichtig sei. Dabei sind Aktien doch auch so eine Art Vergesellschaftung von Betriebsvermögen?

Keine Panik

Die Medien müssen umdenken: Haben sie monate-, ja jahrelang dazu geraten, in Aktien zu investieren (Kauf-Panik), fragen sie jetzt immer eindringlicher „Verkaufen oder nicht?“, wie ein umfangreicher Artikel in der Süddeutschen Zeitung überschrieben war. „Die Aussichten sind trübe“, schrieb Harald Freiberger, und auch wenn Fachleute darauf hinweisen, man solle möglichst langfristig investiert bleiben, fragten sich viele Privatanleger derzeit, ob es nicht doch sinnvoller sei, auszusteigen. Sich quasi von den Schmerzen zu befreien. Es kommt auf die Lebenssituation und den Bedarf an, so der Tenor des Artikels. Allerdings sind die vielen jungen, gierigen Neueinsteiger besonders betroffen, die bisher nur steigende Kurse kannten und aus Begeisterung und Freude am Adrenalin zockten. Wer vernünftig jedoch gehandelt und breit gestreut hat, braucht nichts zu tun, wer nicht mehr schlafen kann, sollte dem auf den Grund gehen und handeln (wenn es nicht an der Hitze liegt)!

Koffer aufgeben

„Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“, sang einst Hildegard Knef und machte damit ihrem Heimweh nach Berlin Luft! Sie sang von Paris, Rom und Wien und wo auch immer wir sonst noch hin wollen, nicht nur in Berlin bleiben unsere Koffer leider am Boden, während wir im Flugzeug in den Urlaub abheben. Ob wir unser Gepäck je wiedersehen, ist ungewiss, Koffer aufgeben scheinen Flughafenbetreiber inzwischen wörtlich zu nehmen, und, es wird noch schlimmer. So jedenfalls ein großer Bericht über die aktuelle Situation an nicht nur deutschen Flughäfen im Handelsblatt: „Die aktuellen Probleme sind erst der Anfang“. Tausende von Koffern stapeln sich in den Flughäfen und werden gar nicht mehr in den Urlaubsort, sondern gleich an die Heimatadresse zurückgeschickt – irgendwann. „Pack die Badehose ein“ sang wiederum Conny Froboess und das empfiehlt sich tunlichst fürs Handgepäck. Vielleicht müssen wir irgendwann selbst unsere Koffer im Bauch des Flugzeuges verstauen, was wir von der Bahn ja schon gewohnt sind. Unser Rat: Geben Sie nicht auf!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!